Bremen. Die norddeutsche Windenergiebranche klagt über mangelnde Unterstützung der Bundespolitik für den Ausbau der Windparks in Nord- und Ostsee. Bürgermeister Jens Böhrnsen fordert nun nach einem Gespräch mit Wirtschaftsvertretern einen Bundes-Koordinator für die Energiewende.
Zuständigkeits-Wirrwarr der Bundesministerien, langwierige Genehmigungsverfahren sowie Finanzierungsschwierigkeiten machen der norddeutschen Windenergie-Branche derzeit zu schaffen. Vertreter der Windagentur WAB suchten daher am Montag in einem Gespräch mit Bürgermeister Jens Böhrnsen im Bremer Rathaus den Schulterschluss mit der Politik. "Wir fordern einen Koordinator für die Energiewende auf Bundesebene, damit Schwung in die Wende kommt“, sagte Jens Böhrnsen nach dem Treffen. Die Regierungskoalition dürfe die Zukunftschancen des deutschen Nordens nicht durch mangelnde Unterstützung gefährden.
Die Offshore-Unternehmen wollen bis 2020 etwa 2.500 Anlagen in der deutschen Nord- und Ostsee errichten. Um diesen Ausbau der Offshore-Windenergie nicht zu gefährden sei jedoch notwendig, dass die Häfen zügig ausgebaut werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung nach dem Treffen.
Die Windenergie-Agentur WAB hob besonders den dringenden Handlungsbedarf in Bezug auf einen schnelleren Netzausbau hervor und bat um die Unterstützung des Bundes bei schwierigen Finanzierungsfragen. "Verbleibende Restrisiken sollten zu Beginn vom Bund übernommen werden. Für den Hafenausbau muss die Bundesregierung geeignete finanzielle Mittel bereitstellen und mit Hilfe des Risikofonds Sicherheit für Privatinvestoren schaffen", heißt es in einer Stellungnahme.
Das Thema wird morgen auch auf der gemeinsamen Kabinettssitzung der Landesregierungen Bremens und Niedersachsens aufgerufen. Zudem wird es durch Bürgermeister Böhrnsen bei der nächsten Sitzung der norddeutschen Ministerpräsidenten im März eingebracht. Am heutigen Gespräch nahmen auch Wirtschaftssenator Martin Günthner und Umweltstaatsrätin Gabriele Friedrich teil.
In Deutschland arbeiten derzeit rund 14.000 Beschäftigte im Bereich der Offshore-Windindustrie, die zusammen einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro generieren. Alleine im Nordwesten arbeiten 5.000 Menschen in diesem Bereich, der hauptsächlich mittelständisch geprägt ist. Die bisherigen Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass bereits bis zum Jahr 2020 rund 10.000 Megawatt (MW) Offshore-Windenergieleistung in der deutschen Nord- und Ostsee installiert werden. Bis zu 1600 Megawatt können die derzeit stärksten Kernreaktoren an Energie liefern. Bis 2030 soll der Ausbau rund 25.000 MW Windenergie-Leistung auf See betragen. An Land erzeugen die Windräder in Deutschland bereits 27.000 MW Windkraftleistung.
Die Offshore-Industrie arbeitet derzeit in einer Arbeitsgruppe von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium an Lösungen zur Beschleunigung des Netzausbaus (kmö).