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Immer mehr chinesische Firmen in der Hansestadt Bremen als Tor nach Deutschland

Bremen. Lange Zeit war Deutschland für chinesische Firmen nur als Absatzmarkt interessant. Jetzt will die Pekinger Regierung verstärkt Unternehmer unterstützen, die in Deutschland investieren möchten. In Bremen gibt es bereits 100 chinesische Firmen.
22.10.2011, 05:00 Uhr
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Von Sebastian Manz

Bremen. Lange Zeit war Deutschland für chinesische Firmen nur als Absatzmarkt interessant. Das soll sich nach dem Willen der Pekinger Regierung schon bald ändern. Die Volksrepublik will künftig verstärkt Unternehmer unterstützen, die in Deutschland investieren möchten. In Bremen wächst das Engagement chinesischer Firmen bereits seit Jahren.

Fang Huifang hat alles richtig gemacht. Davon ist sie überzeugt. Seit zwei Monaten lebt die chinesische Unternehmerin in Bremen. In der Hansestadt hat sie gerade die erste Europa-Niederlassung ihrer Firma "ET Door" eröffnet. Der Standort hätte kaum besser gewählt sein können, ist Fang überzeugt.

Ihr Unternehmen hat sich auf die Herstellung von technischem Zubehör für Tür- und Torsysteme spezialisiert. 200 Mitarbeiter fertigen in einer Fabrik bei Shanghai Motoren für Garagentore, elektronisch betriebene Riegel oder Zahlenschlösser. Bereits seit zehn Jahren betreibt Fangs Firma regen Handel mit europäischen Kunden. Um die Geschäfte weiter auszubauen, entschied sich die Unternehmerin schließlich, eine Dependance in Europa zu eröffnen. Über das Liaison-Büro der Wirtschaftsförderung Bremen in Shanghai sei sie auf die Hansestadt aufmerksam geworden.

Die Hafen-Infrastruktur sei zunächst das stärkste Argument für Bremen gewesen. Nachdem sie die Hansestadt kennengelernt habe, seien ihr jedoch weitere Vorzüge bewusst geworden. Die Stadt verfüge über einen attraktiven Flughafen. Auch der gut angebundene Bahnhof sei ihr positiv aufgefallen. "Das ist bei meinem Reiseaufkommen sehr angenehm, so kann ich schnell bei meinen Kunden sein", sagt sie.

100 chinesische Firmen in Bremen

Fang Huifang ist keine Ausnahme. Gut 100 chinesische Firmen sind mittlerweile in Bremen vertreten. "Und die Tendenz steigt", sagt Torsten Grünewald, Asienreferent bei der Handelskammer. Das Engagement von Wirtschaftsförderung und den Bremer Hochschulen im Reich der Mitte schlage sich seit etwa drei Jahren deutlich in den Ansiedlungszahlen chinesischer Unternehmen nieder. Gerade junge Leute aus der Volksrepublik, die in Bremen studiert hätten, würden häufig zu wertvollen Multiplikatoren für die Hansestadt. Aber auch seitens chinesischer Wirtschaftstreibender seien starke Bemühungen zu erkennen, sich internationaler aufzustellen. "Viele kleine und mittlere Betriebe beschäftigen mittlerweile Leute, die gut englisch und sogar deutsch sprechen und mit Gepflogenheiten anderer Länder vertraut sind", sagt Grünewald.

Nach wie vor handelt es sich bei der Mehrheit der chinesischen Firmen in Bremen um kleine Betriebe, die oftmals großen Produktionsfirmen als Handelsrepräsentanzen dienen. "Die Hansestadt mit ihrer Hafen- und Logistikinfrastruktur sehen viele Unternehmen als ideales Eingangstor für den deutschen Markt", sagt Matthias Hempen, der bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) für Ansiedlungen zuständig ist. Gerade für Bremer Umschlags- und Logistikunternehmen seien diese importorientierten Firmen willkommene Kunden.

Seit einiger Zeit sei jedoch auch der Trend erkennbar, dass Chinesen verstärkt nach Kooperationen mit deutschen Partnern suchen. Das gilt auch für Fang Huifang. "Wir haben uns innerhalb Europas auch deshalb für Deutschland entschieden, weil hier gerade im technischen Bereich die Unternehmen sitzen, mit denen wir uns eine Zusammenarbeit gut vorstellen können", sagt sie. Auch größere Investitionen möchte Fang in Bremen umsetzen. "Wir wollen den Standort ausbauen, unter anderem mit einem Auslieferungslager für unsere Produkte."

Damit folgt Fang einem Trend, den ihre Regierung künftig stark ausbauen möchte. China rechnet zwar bereits für 2011 mit einem Rekordvolumen für den deutsch-chinesischen Handel, will aber die Investitionen in der Bundesrepublik weiter ausbauen. Das kündigte der chinesische Botschafter in Deutschland, Wu Hongbo, gestern in Berlin an. Bei den Investitionen herrscht zwischen den beiden großen Exportnationen ein kräftiges Ungleichgewicht: Während Deutschland nach Bundesbank-Angaben 2009 rund 21 Milliarden Euro in China investierte, waren es umgekehrt nur gut 600 Millionen Euro.

Mittlerweile habe sich das Verhältnis auf etwa zehn zu eins angenähert, sagte Botschafter Wu. Aber es solle weiter verbessert werden. Die Volksrepublik unterstütze deswegen verstärkt Unternehmen, die sich in Deutschland engagierten wollten. Rund 1300 chinesische Unternehmen seien in Deutschland präsent - das seien 2,8 Prozent aller in der Bundesrepublik vertretenen ausländischen Firmen.

Stärkere Investitionsbereitschaft chinesischer Unternehmen hat auch WFB-Mann Matthias Hempen beobachtet. Gerade im Bereich der Windkraft herrsche ein reges Interesse, Projekte im Land Bremen anzuschieben. Auch die Zeiten, in denen chinesische Unternehmen nur Plastiktand und Textilien anbieten konnten, seien vorüber. Bei den in Bremen vertretenen Firmen reiche das Spektrum von Maschinenbau über Solartechnik bis hin zu Luft- und Raumfahrt.

Unternehmerin Fang Huifang plant, lange in Bremen zu bleiben. Die Stadt habe alles an Infrastruktur, was ihre Firma brauche. Das biete innerhalb Deutschlands nur noch Hamburg. "Aber Hamburg ist mir zu groß - in so einer Stadt hätte ich mich nur verloren."

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