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Durchschnittsgehälter Bremer verdienen besser als der Bundesdurchschnitt

Das Jahresbruttoeinkommen 2021 liegt laut dem "Atlas der Gehälter" der "Welt" in Bremen über dem Bundesdurchschnitt. Wo verdient man am meisten? Wie sieht es in anderen Städten und Kreisen aus?
14.10.2023, 05:00 Uhr
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Bremer verdienen besser als der Bundesdurchschnitt
Von Florent Comtesse

Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen der Bremer lag 2021 über den Werten auf Bundesebene. Das zeigt der „Atlas der Gehälter“ der „Welt“, für die Daten aller Statistischen Landesämter seit der Jahrtausendwende ausgewertet wurden. Demnach verdiente ein Bremer Arbeitnehmer im Jahr 2021 im Mittel 38.673 Euro brutto, damit lag er 473 Euro über dem Bundesdurchschnitt (38.200 Euro). 

Wie hoch ist das Einkommen in anderen Städten, Kreisen und Stadtstaaten?

In den anderen Stadtstaaten lag das durchschnittliche Einkommen höher: In Berlin betrug es 41.480 Euro, in Hamburg 45.213 Euro. Spitzenreiter in der Übersicht der „Welt“ ist die Autostadt Wolfsburg mit durchschnittlich 61.200 Euro Jahreseinkommen. Grund dafür sind die Spitzengehälter der Vorstände und Führungskräfte bei VW. Mit Ingolstadt (52.602 Euro) und Böblingen (50.137 Euro) gehören zwei weitere Autostädte zu den Spitzenreitern. In Bremerhaven lag das Durchschnittseinkommen bei 38.126 Euro. Das Schlusslicht bildet der Kreis Südwestpfalz (27.723 Euro). Der Landkreis Oldenburg belegt mit 28.869 Euro den siebtletzten Platz.

In welcher Branche sind die Löhne am höchsten?

Nach der Verdiensterhebung 2022 des Statistischen Landesamts war das mittlere Jahreseinkommen für Vollzeitbeschäftigte in der Branche der Energieversorgung im Land Bremen mit 67.270 Euro inklusive Sonderzahlungen am höchsten. Danach folgt die Finanz- und Versicherungsbranche (64.338 Euro) und der Bereich Erziehung und Unterricht (57.017 Euro). Am wenigsten verdienten laut der Erhebung Vollzeitarbeitnehmer in der Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungsbranche mit einem Jahresmittel von 38.903 Euro hinter Angestellten im Handel und in Kfz-Betrieben (39.916 Euro) und dem Baugewerbe (41.586).

Warum besteht in Bremen eine große Schere zwischen Gering- und Besserverdienern?

Laut der Arbeitnehmerkammer ist der Arbeitsmarkt in Bremen gespalten. „Das Lohnniveau im Land Bremen ist zum einen geprägt von den großen Unternehmen im Automobilsektor, der Luft- und Raumfahrt, der Stahlerzeugung und im Hafen. Hier wird – auch bei mittleren Qualifikationsniveaus – vergleichsweise gut verdient“, sagt Jörg Muscheid, Referent für Wirtschaftspolitik der Arbeitnehmerkammer Bremen. „Bremen hat als Großstadt im Vergleich zu den Flächenländern aber deutlich mehr Beschäftigte, die in der Gastronomie und im Einzelhandel arbeiten. Hier ist das Verdienstniveau deutlich geringer.“ Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gibt es in Bremen außerdem wenig Arbeitschancen für Ungelernte, besonders in der Altersklasse unter 25 Jahren. „Die am unteren Ende der Lohnspreizung merken natürlich am meisten von der Inflation und gleichzeitig einem Anstieg der Mieten und Wohnnebenkosten“, so Daniela Teppich, Gewerkschaftssekretärin der DGB in der Region Bremen-Elbe-Weser.

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Wie passen die hohen Durchschnittslöhne und die hohe Armutsquote zusammen?

Besonders in der Automobilbranche, der Luft- und Raumfahrt, der Stahlerzeugung und im Hafen gibt es für qualifizierte Arbeitskräfte – auch durch die tarifliche Bindung vieler Unternehmen – überdurchschnittlich hohe Löhne im Bundesvergleich. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote – derzeit laut Arbeitsagentur bei zehn Prozent leicht rückläufig – seit Jahren überdurchschnittlich hoch im Vergleich zu anderen Großstädten. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen lag im Jahr 2022 bei knapp 47 Prozent der Gesamtarbeitslosenzahl. Zudem arbeiten knapp ein Fünftel der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor. "Darüber hinaus hat Bremen als Stadtstaat viele Einpendler und Einpendlerinnen. Dies sind insbesondere Beschäftigte mit höheren Einkommen", sagt Marion Salot, Referentin der Geschäftsführung der Arbeitnehmerkammer Bremen.

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Wie groß ist die Arbeitszufriedenheit?

Einer repräsentativen Umfrage des Online-Bewertungsportals Kununu zufolge, bei der mehr als 286.000 Bewertungen über Arbeitgeber ausgewertet wurden, ist die Arbeitszufriedenheit unter den 20 größten deutschen Städten in Bremen am schlechtesten. Der Bundesschnitt liegt bei 57,5 Prozent Zufriedenheit. In Bremen sind es 53,32 Prozent. Laut einer aktuellen Studie der Arbeitnehmerkammer sind rund 70 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Gehalt zufrieden. „Allerdings berichtet die Hälfte von gestiegenem Stress und Arbeitsdruck und empfindet das teilweise als große Belastung“, so Marion Salot von der Arbeitnehmerkammer. „Auch die Arbeitszeiten entsprechen nicht immer den Vorstellungen der Beschäftigten. Mehr als die Hälfte der Befragten ist hiermit unzufrieden.“

Wie hoch ist der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern?

Der sogenannte Gender Pay Gap lag laut Statistischem Landesamt 2021 beim Jahresverdienst unter Berücksichtigung der Preise bei 20 Prozent, preisbereinigt bei sechs Prozent. Das erhöht die sogenannte Armutsgefährdungsquote für Frauen, insbesondere für Mütter, die ihre Familie alleine durchbringen müssen.

„Es ist ein Thema, dass alleinerziehende Frauen deutlich stärker von Armut gefährdet sind als Männer oder Mütter, die einen Partner haben. Dafür müssen Lösungen gefunden werden“, sagt Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen.

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