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Erntecheck mit Satelliten Bremen ist die "City of Space"

Es ist das große Satelliten-Programm der Europäischen Union. „Copernicus“ soll mit seinen Sentinel-Satelliten Daten liefern zu Wetter, Umwelt und Ozeanbeobachtung. Doch wie kann sich Bremen dort einbringen?
14.02.2017, 19:46 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Es ist das große Satelliten-Programm der Europäischen Union. „Copernicus“ soll mit seinen Sentinel-Satelliten Daten liefern zu Wetter, Umwelt und Ozeanbeobachtung. Doch wie kann sich Bremen dort einbringen?

Es ist das große Satelliten-Programm der Europäischen Union. „Copernicus“ soll mit seinen Sentinel-Satelliten Daten liefern zu Wetter, Umwelt und Ozeanbeobachtung. Die Kerndienste stellt die Europäische Umweltagentur (EEA) über ihre Vertriebswege den Nutzern kostenlos zur Verfügung. Mit diesen Daten könnten auch Länder in Afrika etwas anfangen. Dazu gibt es bereits verschiedene Projekte und verschiedene Unternehmen. Doch wie finden sie zueinander?

Zu einem nicht unerheblichen Teil tun sie das in dieser Woche in Bremen im Schatten der Universität. 40 Teilnehmer von Organisationen und Unternehmen in Europa und Afrika setzen sich in Arbeitsgruppen damit auseinander, wie sie die Satellitendaten im südlichen Kontinent für eine nachhaltige Entwicklung nutzen können. Einige von ihnen sind zum ersten Mal in Bremen und nutzen den Aufenthalt für Gespräche, und um Kontakte zu knüpfen.

So geht es auch Bernard Wright. Er ist gebürtiger Ire, aber mit seiner kleinen Firma Geo Gecko seit vier Jahren in Uganda. Was er mit den Satellitendaten anstellt: „Wir erstellen Karten beispielsweise von Flüssen, inklusive ihrem Bett. So können sie von Jahr zu Jahr die Veränderungen sehen“, erklärt der Unternehmer. „Das können wir aber auch genauso machen, um die Entwicklung von Städten per Satellit zu verfolgen oder auch die landwirtschaftliche Entwicklung.“

Bremen hat interessante Start-ups

Seinen ersten Bezug zu Uganda hatte er im Jahr 2006 gewonnen durch ein Forschungsprojekt, wie man Kindersoldaten zurück in die Gesellschaft integrieren kann. Nun ist er extra aus Ugandas Hauptstadt Kampala nach Bremen gekommen und hat für seine Gespräche in der Hansestadt konkrete Pläne: „Ich interessiere mich für die Start-up-Szene hier rund um die Unternehmen Airbus und OHB. Da gibt es einige, die interessant sind.“

Das Unternehmen GMV, für das Ana Sebastián López aus Madrid als Projektmanagerin arbeitet, hat dagegen insgesamt mehr als 1200 Mitarbeiter. Es ist ähnlich wie Airbus ausgerichtet auf Luft- und Raumfahrt, aber auch auf Telekommunikation. Seit 30 Jahren haben sie allerdings auch Erfahrung damit, Satellitenbilder auszuwerten. Sie schätzt an dieser Konferenz: „Hier sind viele Teilnehmer mit hohem Potenzial. Da lohnt es sich zu schauen, wie man mit wem zusammenarbeiten kann.“

Auch sie ist zum ersten Mal in Bremen und gibt ehrlich zu: „Mir ist vorher die Bedeutung der Raumfahrt für diese Stadt gar nicht so bewusst gewesen.“ Natürlich kannte sie vorher schon die Bremer Stadtmusikanten, bei denen die Ingenieurin auf alle Fälle noch vorbeischauen will. Zumindest hofft sie, dass dafür bis zum Ende der Konferenz am Donnerstag noch Zeit bleibt.

Afrika und Europa wollen zusammenarbeiten

Dieses Zusammenbringen von Unternehmen aus Europa und Afrika ist das Ziel gewesen von Martin Foth-Feldhusen. Er ist der Bremer Büroleiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die die staatliche Organisation der Bundesrepublik für Entwicklungszusammenarbeit ist, und die GIZ richtet die Konferenz mit aus – neben dem Wirtschaftssenator sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

„Von Anfang an ist die Frage gewesen, welche Ressourcen es gibt, mit denen sich Bremen da einbringen kann“, erklärt Foth-Feldhusen. Und Bremen sei nun mal die „City of Space“. Mithilfe der Daten, die die Satelliten des Copernicus-Programms liefern, gebe es so viele verschiedene Möglichkeiten. Der GIZ-Mitarbeiter erklärt: „Sie können schauen, wie sich die landwirtschaftlichen Flächen entwickeln, wie es dabei beispielsweise um die Ernte bestellt ist. Sie können auch die Trinkwasserqualität überprüfen oder genauso Verunreinigungen im Wasser des Victoriasees erkennen.“

Ebenso lassen sich die Daten für die Urbanisierung nutzen, wenn es um die Auswertung geht von Verstädterung. Aber auch für die kommerzielle Nutzung gibt Foth-Feldhusen Beispiele: „Mit den Daten der Satelliten lassen sich auch langfristig Ernteprognosen entwickeln. Damit könnten Versicherungsgesellschaften ähnlich wie bei einer Hagelpolice den Bauern eine Police gegen Ernteausfall verkaufen, damit die Menschen dort beispielsweise im Falle einer Dürre nicht vor dem Nichts stehen.“ Ebenso sei es möglich, durch die Satelliten Rohstoffe zu identifizieren. Bei der Konferenz gehe es nun darum, wie sich Unternehmen in Europa und in Afrika mit ihrem Wissen zusammentun können.

Raumfahrt ist für Bremen von großer Bedeutung

Vom Bremer Raumfahrtunternehmen OHB ist mit dem Geografen Stephan Holsten auch ein Teilnehmer vertreten. OHB ist eigentlich nur mit dem Bau der Satelliten beschäftigt. Er nennt den Grund für seine Anwesenheit: „Wir wollen die Datennutzer verstehen.“ Daraus könne vielleicht irgendwann ein Ansatz für eine Partnerschaft entstehen.

Er lobt die Arbeitsatmosphäre der Konferenz, da es alles andere als „frontal“ zugehen würde: „Wir diskutieren in verschiedenen Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen. Bisher habe es nur zwei Vorträge gegeben. Den Vorteil der Sentinel-Satelliten aus dem Copernicus-Programm beschreibt er so: „Hier ist Erdbeobachtung von vornherein global. Die Satelliten sind da, sie brauchen nicht extra ein Flugzeug in die Luft zu schicken, um die Daten zu sammeln.“

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Einen Einblick bei OHB will er den Tagungs-Besuchern aber auch geben. Am kommenden Donnerstag will Holsten sie zum Abschluss der Konferenz durch sein Unternehmen führen. Außerdem steht auch ein Besuch bei Airbus an. Bereits am Dienstagabend wurden die 40 Teilnehmer im Rathaus von Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner empfangen. Er hob in seiner Rede nochmals die Bedeutung Bremens als „City of Space“ hervor. Mit dem Besuch im Rathaus konnten die Besucher gleich um die Ecke, das sehen, wofür Bremen neben der Raumfahrt noch bekannt ist: die Stadtmusikanten.

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