Bremen. Um auf einer internationalen IT-Messe wie der CeBIT in Hannover neben finanzstarken Weltkonzernen wie Google, IBM und Xing aufzufallen, müssen sich kleine und mittelständische Unternehmen so einiges einfallen lassen. Unauffällige Stände versinken leicht in der Masse. Damit bremische Unternehmen gut zur Geltung kommen, hat das Land Bremen in diesem Jahr gleich zwei Gemeinschaftsstände organisiert. "Bremen - Bremerhaven: Leading Innovation" lautet der Leitspruch des Ausstellerverbundes.
"Auf zehn Quadratmetern möglicherweise direkt am Notausgang zusammengepfercht" seine Software zu präsentieren, kann sich Klein-Unternehmer Luigi Argentato nicht vorstellen. Er leitet das 35 Mitarbeiter starke Unternehmen MEKO-S GmbH, das Cloud-Services und Infrastrukturlösungen anbietet. IBM ist einer seiner größten Partner, weshalb MEKO-S acht Jahre in Folge auf dem CeBIT-Stand des IT-Riesen vertreten war. "Wir sind dort untergegangen", berichtet Luigi Argentato. In diesem Jahr will sein Betrieb darum zum zweiten Mal von den Vorteilen des Bremer Standes profitieren. "Wir verstehen die CeBIT als Lokalmesse, auf der uns unsere Stammkunden besuchen", sagt Geschäftsführer Argentato. Sein Unternehmen stellt in Hannover eine eigens entwickelte Softwarelösung vor, die den Bezahlvorgang an "mannlosen Kartentankstellen" optimieren soll.
Eine zentrale Branche
"Primär die Kosten, aber auch die Organisationslast" seien Gründe für eine Beteiligung auf einem der Gemeinschaftsstände gewesen, schildert Daniela Windelband. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung bei der datenschutz cert GmbH. Das Tochterunternehmen der Datenschutz Nordgruppe überprüft und zertifiziert IT-Produkte sowie Online-Dienste. So zertifizierte es den Internetauftritt von Werder Bremen nach datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Auf der CeBIT wollen Windelband und ihre Kollegen ein eigenes Logo vorstellen, das sich auf eigene Prüfkriterien stützt. Windelband ist zuversichtlich. "Bisher haben wir nur gute Erfahrungen auf der CeBIT gemacht." Auch ohne visuelle Attraktionen wie Roboter oder interaktive Präsentationen.
"Man fällt mit 100 Quadratmetern Gemeinschaftsstand besser auf als mit einem zehn Quadratmeter großem Stand irgendwo am Rand", weiß auch Doris Petersen. Die Norddeutschlandbeauftragte der Deutschen Messe AG betont dennoch, dass der größte Anteil der Messe von kleinen und mittelständischen Betrieben getragen werde. Die IT sei in Bremen eine zentrale Branche, meint Andreas Heyer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), die die Stände organisierte. Unterstützt wurde sie dabei von dem Messemanagement FAIRworldwide. Mehr als 650 Unternehmen mit 7000 Beschäftigten zähle der Wirtschaftszweig IT in Bremen. "In diesem Jahr stellen sich 13 Bremer Unternehmen in zwei Themenschwerpunkten dem internationalen Publikum", sagt Heyer. Im vergangenen Jahr gab es einen Gemeinschaftsstand mit elf Ausstellern. Unter den diesjährigen Teilnehmern befinden sich neben elf bremischen ein Bremerhavener und sogar ein Hamburger Unternehmen, da Hamburg eines der wenigen
Bundesländer ist, das keinen Gemeinschaftsstand anbietet. Sechs Aussteller präsentieren am Stand F22 in Halle 6 auf zehn mal zehn Metern zum Thema "CeBIT pro" IT-Dienstleistungen und Produkte für Unternehmen. In Halle 9 zeigen auf 70 Quadratmetern fünf Aussteller Innovationen im Bereich Forschung. Sie sind am Stand A08 zu finden.
Die Kosten für den Messeauftritt förderte der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit bis zu fünfzig Prozent. Vier der 13 Unternehmen beantragten die Förderung, die über die Bremer Aufbau-Bank GmbH und Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) abgewickelt wurde. Alesja Alewelt von FAIRworldwide weiß: "Kleine Unternehmen besitzen oftmals nicht die personellen und finanziellen Kapazitäten für einen Messeauftritt."
Neues Themenprofil
Die CeBIT startet dieses Jahr mit einem neuen, anwendungsorientierten Themenprofil. Neben den Themen "pro" (Geschäftskunden) und "lab" (Forschung) gibt es die Bereiche "gov" (öffentliche Hand) sowie "life" (Privatnutzer). Die Plattform "life" ist neu und soll dem Verbraucher innovative Lifestyle-Produkte vor Augen führen. Erstmals ist auf der weltgrößten IT-Messe auch "Sports and Health" ein Thema.
Am kommenden Montag eröffnen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan, Ministerpräsent des CeBIT-Partnerlandes Türkei, gemeinsam die Messe. Knapp eine Woche vor der CeBIT, die bis zum 5. März läuft, ist die Stimmung gut. Doris Petersen von der Deutschen Messe AG erklärt: "Das Wirtschaftswachstum beflügelt die CeBIT." Nach einem Ausstellereinbruch um ein Viertel im Krisenjahr 2009, stieg die Anzahl der Unternehmen wieder leicht auf 4200. Die Schwergewichte der Branche wie IBM und Mobilfunk-Riesen wie Telefónica und Motorola sind dieses Jahr in Hannover dabei. IBM feiert noch dazu auf der CeBIT sein 100-jähriges Bestehen. Doris Petersen schätzt: "Wir können schon sagen, dass wir das Vorjahresergebnis übertreffen werden."