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Seit acht Jahren Pflicht Warum sich Rauchmelder laut Feuerwehr bewährt haben

Nachts kommt der Tod meist unbemerkt: Die meisten Brandopfer sterben an einer Rauchvergiftung im Schlaf. Davor sollen seit ein paar Jahren Rauchmelder schützen. Was haben sie gebracht?
13.01.2024, 05:00 Uhr
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Warum sich Rauchmelder laut Feuerwehr bewährt haben
Von Christoph Barth

Als letztes Bundesland hat Sachsen zum Jahresbeginn die Pflicht zum Einbau von Rauchmeldern eingeführt: Seit dem 1. Januar müssen nun auch alle Wohnhäuser zwischen Leipzig und Görlitz damit ausgestattet sein. In Bremen gilt die Pflicht bereits seit 2010 für Neu- und Umbauten und seit 2016 für alle Wohngebäude, in Niedersachsen seit 2012 beziehungsweise 2016. Die Rauchmelder haben sich nach Ansicht der Feuerwehr bewährt.

Ausgelöst worden war die Debatte über eine Rauchmelderpflicht durch eine Statistik: Demnach sterben in den Industrieländern zwei Drittel aller Brandopfer nicht durch die Flammen, sondern an einer Rauchvergiftung im Schlaf. Weil der Geruchssinn dann ausgeschaltet ist, kommt der Tod unbemerkt. Das schrille Gepiepse eines Rauchmelders  – oder technisch korrekt: Rauchwarnmelders – soll das verhindern.

Deshalb haben die Bundesländer in den vergangenen 20 Jahren nach und nach die Installation solcher Anlagen in ihren Landesbauordnungen vorgeschrieben. Den Beginn machte Rheinland-Pfalz 2003; mit dem Auslaufen der letzten Übergangsfrist in Sachsen gilt die Rauchmelderpflicht nun bundesweit.

Nach Ansicht der Initiative „Rauchmelder retten Leben“, der unter anderem der Deutsche Feuerwehrverband und die Hersteller der Anlagen angehören, hat sich die Vorschrift bewährt. So habe sich laut dem Statistischen Bundesamt die Zahl der Brandopfer innerhalb von 30 Jahren mehr als halbiert: von 787 im Jahre 1990 auf 333 im Jahr 2022.

Kritiker wenden allerdings ein, dass der stärkste Rückgang bereits in der 1990er-Jahren zu beobachten sei – vor Einführung der Rauchmelderpflicht. Seit 2007 schwankt die Zahl meist unterhalb der 400er-Marke. „Verschwiegen wird, dass in ganz Deutschland der langfristige Trend schon lange vor der Einführung der Rauchmelderpflicht nach unten zeigte“, kritisiert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Die Initiative hält die Zahlen dennoch für aussagekräftig: Denn während die Zahl der Feuerwehreinsätze in den letzten Jahren gestiegen sei, nehme die Zahl der Toten nicht zu.

Pro Tag vier Menschen gerettet

Außerdem verweist die Initiative auf eine stichprobenartige Auswertung von Medienberichten über einen Dreimonatszeitraum um die Jahreswende 2019/20. Demnach hätten Rauchmelder in Deutschland im Schnitt 4,1 Menschen am Tag vor gesundheitlichen Schäden oder gar dem Tod bewahrt.

In Bremen müssen Rauchmelder nach der Landesbauordnung in allen Schlaf- und Kinderzimmern sowie in Fluren installiert sein, die als Fluchtwege dienen. Die Bremer Feuerwehr ist davon überzeugt, dass die Geräte bereits Leben gerettet haben: „Definitiv ja“, versichert Feuerwehrsprecher Christian Patzelt. Zwar gebe es keine Zahlen zu den Brandopfern der vergangenen Jahre. Aber: „Wir können als Feuerwehr Bremen schon bestätigen, dass die Einsätze bei ausgedehnten Zimmer- und Wohnungsbränden seit einigen Jahren rückläufig sind. Da sind die Heimrauchmelder natürlich auch ein Grund dafür. Kleinstbrände werden früher erkannt.“

Heimrauchmelder seien Garanten dafür, dass Menschen auf kleine Brände beziehungsweise Rauchentwicklungen noch rechtzeitig aufmerksam werden, erklärt Patzelt. So könnten sie kleinste Entstehungsbrände unter Umständen noch selbst löschen oder zumindest die Wohnung oder das Haus verlassen, bevor die Rauchentwicklung eine Flucht nicht mehr zulässt.

Häufige Fehlalarme

Die Kehrseite der Medaille: häufiger Fehlalarm. "Als Feuerwehr müssen wir natürlich in Kauf nehmen, dass wir sehr regelmäßig von Nachbarn oder Nachbarinnen zu ,piependen Heimrauchmeldern‘ gerufen werden und vor Ort feststellen, dass es sich um Akku-Warnungen oder Fehlauslösungen gehandelt hat“, räumt Patzelt ein. „Aber für uns gilt: Jedes Schadensfeuer ist ein Feuer zu viel und insbesondere, wenn Lebensgefahr besteht.“

Über die Kosten der Rauchmelderpflicht gibt es keine bundesweit erhobenen Zahlen. Die „Frankfurter Allgemeine“ zitiert in ihrem Artikel eine Berechnung des sächsischen Normenkontrollrats, ein für Bürokratieabbau zuständiges Gremium, das sich 2021 mit der Frage befasst hat. Für die Nachrüstung der Bestandsbauten in Sachsen kommt der Normenkontrollrat auf Kosten von 32 Millionen Euro.

Der Hausbesitzerverband Haus & Grund, der der Rauchmelderpflicht zunächst skeptisch gegenüberstand, hält die Warnpiepser dennoch für sinnvoll. „Auch wenn die Nachrüstung anfangs mühsam erschien – Rauchwarnmelder können Leben retten oder die Ausbreitung von Schäden an Gebäuden durch einen rechtzeitigen Alarm vermeiden“, meint Ingmar Vergau, Geschäftsführer des Haus & Grund-Landesverbands Bremen.

Zwar verursachen Anschaffung, Installation und Wartung der Anlagen Kosten. Aufwand und Nutzen stünden aber in einem sinnvollen Verhältnis – „ein klares Ja“, versichert Vergau. „Wer selbst schon einmal Opfer eines Brandes geworden ist, wird die Sinnhaftigkeit nicht infrage stellen.“

Für Verwirrung sorgt mitunter die Frage, wer für die regelmäßige Kontrolle und Wartung der Rauchmelder zuständig ist. Laut bremischer Landesbauordnung sind das die „unmittelbaren Besitzerinnen oder Besitzer“, also in Mietwohnungen die Mieter. Allerdings können die Vermieter das auch selbst übernehmen, um die Funktionsfähigkeit der Rauchmelder sicherzustellen. Kontrolliert wird die ordnungsgemäße Installation der Rauchmelder im übrigen nicht – weder durch staatliche Stellen noch durch deren Beauftragte, die Schornsteinfeger etwa.

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