Wenn alles fertig ist, werden Lkw von hier die schweren Batterien für die E-Autos zum Mercedes-Werk transportieren. Diese Logistikhalle hat eine Fläche von 25.000 Quadratmetern und besitzt eine Fußbodenheizung. Wenn hier im Herbst die Beschäftigten ihre Arbeit aufnehmen, werden sie womöglich auf Bremens größter Fußbodenheizung arbeiten. Damit sollen in der Halle konstant mindestens 18,9 Grad Lufttemperatur sein. Aber warum eine Fußbodenheizung?
Geheizt wird hier mal mit Wärmepumpe, und die Wärme wird über die Fußbodenheizung in die große Hallenfläche geleitet. Der Strom dafür kommt von einer Photovoltaikanlage oben auf dem Dach. Die soll eine Leistung von 2,5 Megawatt haben. "Wir überlegen außerdem, hier auch noch einen Batteriespeicher zu errichten", sagt Christoph Peper. Er ist der Geschäftsführende Gesellschafter des Projektentwicklers Peper & Söhne. Wo keine Solarpanels oben auf der Halle sind, soll das Dach begrünt werden. "Wir streben das Platin-Zertifikat für diese Halle an", sagt Peper. Es wäre das erste Mal in Bremen, dass eine Halle dieser Art eine solche Energieauszeichnung von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) erhält. Um das Gebäude herum werden außerdem Ladesäulen für Lkw, Pkw und Fahrräder entstehen. Auf 2300 Quadratmetern entstehen außerdem Büros und Sozialräume, bei denen es auch Duschen für die Lkw-Fahrer gibt.
Vor wenigen Tagen haben Peper und alle am Projekt Beteiligten Richtfest gefeiert. Den Bau führt das Unternehmen Goldbeck aus, und von dort heißt es: "Das wir solche großen Logistikhallen mit einer Fußbodenheizung bauen, ist momentan eher die Ausnahme. Aber in der Zukunft wird das wohl normal werden." Gleichzeitig will die Firma, die ihren Stammsitz in Bielefeld hat, anhand dieser Halle Erfahrungen sammeln: "Um die vertraglich zugesicherten 18,9 Grad zu erreichen, werden wir austesten, ob wir die Fußbodenheizung komplett laufen lassen müssen, oder wir Teile der Flächen ausschalten können und dennoch die Temperatur halten können." Denn das würde ja auch wieder Energieeinsparungen bedeuten.
"Trotz aller Widrigkeiten geht es voran"
Christoph Peper, der nie an Kritik spart, erst recht nicht mit der an Bremens Landesregierung, wollte es am Tag des Richtfests mit der Kritik sein lassen. Seine Botschaft lautete: "Trotz aller Widrigkeiten, die wir momentan in der Wirtschaft haben, zeigt dieses Projekt: Es geht voran." Irgendwie gehe es immer weiter, und im Gewerbegebiet Hansalinie gehe es hiermit voran.
Voraussichtlich im Herbst wird der Kontraktlogistiker Große Vehne aus Stuttgart hier die Arbeit aufnehmen. Nach Angaben des Unternehmens werden hier Arbeitsplätze im dreistelligen Bereich entstehen. Projekte dieser Größe sind auch für Große Vehne eher die Ausnahme. Auf weiteren 5500 Quadratmetern wird der Automobilzulieferer Hella Behr Plastic Omnium (HBPO) aus Lippstadt in Ostwestfalen seine Arbeit aufnehmen.
Senatorin will Prozesse beschleunigen
Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) sagte, was in ihrem Ressort ganz oben auf der Agenda stehe: "Wir wollen die Prozesse beschleunigen, um die Zukunftsfestigkeit sicherzustellen." Dazu zählte die Senatorin auch die Dauer für eine Baugenehmigung. Iris Geber bekräftigte, dass die Wirtschaftsförderung Bremen seit Jahren in engem Austausch mit Mercedes und den Automobilzulieferern sei. Das soll laut der WFB-Prokuristin und Abteilungsleiterin für Unternehmensservice auch in Zukunft so sein: "Für die Baustufe 3 des Gewerbegebiets Hansalinie ist der Bebauungsplan bereits rechtskräftig."
Die Erschließung wurde begonnen. Dazu gehört auch die Suche nach Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg sowie die Rodung der Bäume - letzteres in enger Abstimmung mit dem BUND, wie die Wirtschaftsförderung mitteilte. Die WFB will Anfang kommenden Jahres mit dem Bau der ersten Kanäle und Straßen beginnen. Erste erschlossene Gewerbeflächen könnten dann ab 2026 zur Verfügung stehen. Dabei werden mehr als 67 Hektar zusätzliche Flächen für Unternehmen entstehen.
Zeitplan für vierten Bauabschnitt fehlt bisher
Für den vierten und bis jetzt letzten Bauabschnitt des Gewerbegebiets steht bisher noch kein Zeitplan fest. Die Flächen sind weiterhin vorrangig Unternehmen aus der Automobilbranche vorbehalten. Reine Logistik- und Speditionsunternehmen sollen in allen Bereichen nur in Einzelfällen den Zuschlag für eine Fläche erhalten. Allerdings ist beim dritten Bauabschnitt ein Bereich für Klein- und Kleinstunternehmen des produzierenden Gewerbes und des Handwerks vorgesehen.
Doch zurück zur neuen Halle: Zu jedem Richtfest gehört ein Richtspruch. Den verlas Goldbeck-Bauleiter André Peters mit vier ordentlichen Schlucken aus der Pulle und zerdepperte die Schnapsflasche danach mit seinem Bauhammer. Und zum Schluss wurde das Seil des Richtkranzes, das über einem Hallenträger lag, von Hand statt mit Kran in die Höhe des Hallendachs gezogen. Da war er wieder, dieser energiesparende Aspekt.