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Lieferengpässe Nachfrage bei Mietwagen größer als Angebot

Die Lieferprobleme bei neuen Autos machen auch nicht vor den Mietwagenanbietern halt. Weil die Großen im Markt ihre Flotte nicht schnell genug ausbauen können, profitieren in Bremen lokale Anbieter.
09.08.2022, 05:00 Uhr
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Nachfrage bei Mietwagen größer als Angebot
Von Florian Schwiegershausen

Bei der Weser-Autovermietung in Bremen-Hastedt läuft es gerade gut. Geschäftsführer Andreas Menzel freut sich über die momentane Situation und sagt: „Ich habe hier inzwischen Kundschaft am Telefon, die ich vor einem Jahr vielleicht nicht gehabt hätte.“ Das begründet der Autovermieter damit, dass andere in der Branche die Preise zum Teil so hochgesetzt haben, dass sich die Menschen nach Alternativen umschauen. Er spricht bei den Erhöhungen über das Doppelte des Preises. Menzels Flotte besteht aus 50 Fahrzeugen vom Ford Fiesta bis zum großen Umzugsauto oder Lieferfahrzeug. Außerdem hat er auch einige Fahrzeuge für Fahrschulen, die er ihnen als Ersatz anbietet. „Die sind gerade auf der Straße unterwegs, weil auch so manche Fahrschule auf den Neuwagen wartet und ihn momentan nicht bekommt.“

Menzel profitiert wahrscheinlich auch davon, dass die großen Mietwagenfirmen ihre während der Pandemie eingedampfte Flotte momentan nicht so weit wieder ausgebaut haben, wie es die Nachfrage vertragen könnte. Europcar-Sprecherin Miriam Grether beschreibt die Situation so: „Nach der langen pandemiebedingten Pause ist die private Reiselust zurück und auch im Bereich der Dienstreisen erleben wir einen Anstieg.“

Flotte durch Pandemie verkleinert

Durch die Pandemie hatte Europcar, zu denen auch Buchbinder gehört, die Flotte verkleinert. Und nun seien durch den Chipmangel sowie den Rückgang der Fahrzeugproduktion infolge des Ukraine-Kriegs zu wenig Autos im Markt verfügbar. Eine Reihe von Autokomponenten werden in der Ukraine hergestellt. „Wir können unsere Flotte nicht wieder in ausreichendem Maße vergrößern“, stellt Grether fest. Von Lieferproblemen und Lieferzeiten sei auch Europcar betroffen.

Das Hamburger Unternehmen versuche, so viele Fahrzeuge zu bekommen wie möglich, um für die Urlaubszeit und den steigenden Geschäftsbedarf aufgestellt zu sein. „Zum Beispiel haben wir die Haltedauer eines Teils unserer Mietwagen bereits deutlich verlängert. Der lag bisher bei rund sechs bis acht Monaten“, nennt die Europcar-Sprecherin einen der Schritte. Dadurch steigen aber Aufwand und Kosten für Wartung und Unterhalt. „Zusätzlich kaufen wir auch auf dem freien Markt Fahrzeuge, bei denen wir dann bezüglich der Haltezeit unabhängig agieren können.“

Anbieter behielten Mietwagen bisher nur sechs Monate

Die Weser-Autovermietung arbeitet als lokaler Anbieter etwas anders. „Wir behalten ein Fahrzeug im Schnitt für zwei Jahre“, erklärt Geschäftsführer Menzel. „Die großen Anbieter bekommen von den Autoherstellern 30 Prozent Rabatt auf den Neuwagen, viele verkaufen die Autos nach sechs Monaten wieder, weil sie so keinen Wertverlust haben.“ Wenn sie ihre Autos also nun länger halten, hat das Einfluss auf eine der Rechensäulen des Geschäfts.

Auf der anderen Seite sind Autovermieter Anbieter von Gebrauchtwagen. So ist es auch bei Menzel. Doch angesichts der momentanen Situation ist auch dieser Markt bei einigen Modellen wie leer gefegt. „Jetzt rufen mich schon Autohäuser an und fragen, ob ich nicht ein Auto verkaufen möchte. Das habe ich so auch noch nicht erlebt“, sagt Menzel – er ist seit 20 Jahren bei der Weser-Autovermietung, die inzwischen 40 Jahre alt ist.

Ein anderer großer Anbieter ist die Firma Starcar mit Hauptsitz in Hamburg. Sie hat bundesweit neue Stationen eröffnet – neben der in der Vahr gibt es nun auch eine in der Neustadt. „Wir sind in nahezu jeder Station auf Vorpandemie-Niveau, was die Anzahl an Fahrzeugen anbelangt. Bemessen an der mehr als verdoppelten Anzahl an Stationen ist die Gesamtgröße der Flotte im Vergleich zu 2019/2020 somit deutlich gestiegen“, sagt Abdulbari Kotan. Er ist bei der Starcar der Gebietsleiter Mitte und sieht bei seinem Unternehmen den Fahrzeugbedarf im Verhältnis immer noch auf einem geringeren Level.

Wertvolle Händler-Kontakte in Bremen

Dabei helfen auch die „sehr belastbaren und vertrauensvollen Beziehungen zum regionalen Handel“. „Auch die Händler-Kontakte aus Bremen und umzu sind sehr wertvoll für uns“, berichtet Kotan. Momentan verzeichnet Starcar wegen der Urlaubszeit die höchste Nachfrage bei Mehrsitzern und Camper-Vans. „Aufgrund der allgemein gestiegenen Kosten sehen wir zudem einen Anstieg bei Klein- und Kompaktwagen“, beobachtet der Gebietsleiter. Die Flotte bauen sie in allen Autoklassen aus.

Aus der Branche ist zu hören, dass mancher Anbieter im Fahrzeug auf Navigationsgerät oder Einparkhilfe verzichtet, um so die Lieferzeiten zu minimieren. Starcar versuche, dies weitestgehend zu vermeiden. Andreas Menzel als lokaler Anbieter stellt abschließend fest: „Durch die gestiegenen Spritkosten ist die Nachfrage nach Mietwagen nicht eingebrochen.“

Zur Sache

Selbstbeteiligung und Kartenzahlung

Jeder Mieter sollte sich vorab informieren, was eine Zusatzversicherung kostet, um die Selbstbeteiligung im Schadenfall auf null Euro zu reduzieren. Einige Kreditkarten beinhalten übrigens eine solche Versicherung im Leistungsumfang. Oft gibt es aber auch dort eine Selbstbeteiligung von 100 Euro oder mehr. Die meisten Fahrzeugvermieter bieten auch Umzugszubehör wie Sackkarre, Decken und Gurte für einige Euro pro Tag an. Und für diejenigen, die selten ein Auto mieten: Die Kaution kann man nicht bar zahlen sonder immer nur mit Karte. Und noch ein Schnäppchen-Tipp: Starcar bietet eine Kostenlos-Miete an. Dabei handelt es sich um Einweg-Mieten, bei denen das Auto an die ursprüngliche Station zurück soll. Ebenso können es aber auch Fahrzeuge sein, die neu vom Händler zur Station sollen oder alt von der Station zurück zum Händler.

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