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Neues Firmengebäude entsteht in Horn-Lehe Bremer Firma erfolgreich mit Jubel-Zwerg

Bremen. Der Verkauf von Fanartikeln ist ein Millionengeschäft. Vor allem im Fußball. Die Sportartikelhersteller erhoffen sich von der bevorstehenden EM einen weiteren Schub. Ganz dick drin in diesem Geschäft ist auch die Bremer Firma Trade Con.
05.06.2012, 05:00 Uhr
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Von Günther Hörbst

Bremen. Der Verkauf von Fanartikeln ist ein Millionengeschäft. Vor allem im Fußball. Die Sportartikelhersteller erhoffen sich von der bevorstehenden EM einen weiteren Schub. Ganz dick drin in diesem Geschäft ist auch die Bremer Firma Trade Con. Sie expandiert gerade mächtig mit Fanartikeln der Nationalmannschaft und der Bundesliga. Zudem vertreibt sie exklusiv Devotionalien des Deutschen Ski-Verbands.

Toaster, die den Vereinsadler von Eintracht Frankfurt aufs Frühstücksbrot rösten, Quietsche-Enten, die dem Bundesliga-Fan das Vollbad vergnüglicher gestalten oder veilchenfarbene Holzengel, die für den Anhänger von Erzgebirge Aue das Steigerlied singen – an skurrilen Fanartikeln besteht kein Mangel. Die Bremer Firma Trade Con, spezialisiert auf Fanartikel und Lizenzgeschäfte, hält da jedoch spielend mit.

In der Firmenzentrale im Industriepark Horn-Lehe begrüßt Zwerg "Jubel" die Besucher am Empfangstresen. Er ballt dabei die Fäuste und kniet auf dem Boden – wie Nationalspieler Lukas Podolski nach einem Tor. Der Poldi-Jubelpose ist der Zwerg auch nachempfunden. Ole Blöhm, Sohn des Firmengründers und Geschäftsführers Manfred Blöhm, hatte die Idee dazu. Der 28-jährige ist heute der operative Chef des Fußball-Geschäfts der Firma.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat der Zwerg für empfindsame Bremer Gemüter allerdings: Er trägt ein Trikot von Bayern München. "Keine Sorge", beruhigt Manfred Blöhm, "Zwerg Jubel gibt es in vielen verschiedenen Vereinsfarben – selbstverständlich auch in Werder-grün-weiß."

Natürlich. Denn Blöhm ist einschlägig vorbelastet, war bis zum Jahr 2000 für das Merchandising bei Werder Bremen verantwortlich. 2002 hat er sich dann mit Trade Con selbstständig gemacht. Er habe die Chance beim Schopf gepackt und mit seinen vielen Kontakten aus der Werder-Zeit einfach losgelegt, erzählt er.

Blöhms erstes Geschäft waren 20.000 Knautschbälle mit den Logos von vier Bundesliga-Vereinen, die er per Container aus China beschafft hatte. Heute, zum zehnjährigen Jubiläum der Firma, baut das inzwischen auf 20 Mitarbeiter angewachsene Unternehmen auf drei Hauptgeschäftsfelder: Zum einen Fanartikel für Vereine, die Trade Con in China fertigen lässt und dann verkauft. Zum anderen Lizenzartikel, die mit dem Logo von Vereinen in Sportartikelgeschäften und Kaufhäusern angeboten werden. "Dabei erwerben wir von Klubs das Recht, Produkte mit ihren Logos zu verkaufen", erklärt Blöhm das Geschäftsmodell. "Dafür bezahlen wir eine Lizenzgebühr und stimmen mit den Vereinen unser Produktkonzept ab."

Das Lizenzgeschäft ist mit dem Begeisterungsschub durch die Fußball-WM 2006 im eigenen Land so richtig durchgestartet. Wie das gesamte Geschäft mit Merchandising im deutschen und weltweiten Fußball. "2011 haben die Bundesligavereine insgesamt 154,5 Millionen Euro mit Merchandising umgesetzt", sagt Peter Rohlmann, Chef des auf Sport-Merchandising spezialisierten Beratungsunternehmens PR-Marketing. "2001 waren es noch 54 Millionen Euro. Ein Plus von 100 Millionen Euro!"

Der Experte erklärt den Boom bei Fanartikeln damit, dass sich die Klubs immens professionalisiert hätten. "Früher hat man Merchandising einen altgedienten Spieler betreiben lassen, dem man noch einen Job im Verein nach der Karriere ermöglichen sollte. Heute machen das absolute Profis." Zudem sei es auch schicker geworden für Fans, sich zu ihrem Verein zu bekennen. Auch die neuen Stadien, die durch die WM 2006 überall entstanden seien, hätten diese Entwicklung stark beschleunigt. Schließlich sei auch die Zielgruppe der Fans viel größer geworden. "Heute sind fast ein Drittel der Stadionbesucher weiblich", sagt Rohlmann. "Und damit sind auch oft Kinder mit dabei. Im Schnitt gibt ein Stadionbesucher heute zwischen ein und drei Euro für Fanartikel aus."

Der Krösus in Deutschland ist in diesem Geschäft Bayern München. 43,9 Millionen Euro hat der Verein 2011 laut PR-Marketing mit Fanartikeln und Lizenzen erlöst. Zum Vergleich: Werder Bremen kommt laut Marketing-Geschäftsführer Klaus Filbry auf acht Millionen Euro. Der Verein sei mit dem Fanartikel-Geschäft zufrieden, sagt er. "Vor allem alles, was wir selbst verkaufen – in unseren stationären Shops und online – entwickelt sich gut."

Gut entwickelt sich auch das Geschäft bei Trade Con. So gut sogar, dass inzwischen alles viel zu klein geworden ist, im Firmensitz an der Haferwende. Deshalb baut das Familienunternehmen ein paar Straßen weiter ein neues, dreistöckiges Firmengebäude mit angeschlossener Lagerhalle. Neben Vater Manfred Blöhm und Sohn Ole Blöhm gehört seit Anfang 2011 auch die 25-jährige Tochter Hannah Blöhm dem Familienbetrieb an.

Sie ist für das Geschäft mit den Fanartikeln für den Deutschen Ski-Verband DSV zuständig. "Das machen wir exklusiv für Deutschland", sagt sie. Außerdem hat Trade Con den gesamten DSV-Online-Shop aufgebaut und organisiert den Versand vom Standort Bremen aus.

Die Blöhms wollen künftig auch den Geschäftsbereich mit Fanartikeln für Unternehmen weiter ausbauen. Dieses "Firmen-Merchandising" ist in großem Stil bei der WM 2006 betrieben worden, als viele Unternehmen mit Fußball-Artikeln Werbung gemacht hatten – etwa die Telekom, Mercedes-Benz oder Bitburger. "Das wollen wir hier vor allem in der Region erweitern", sagt Manfred Blöhm.

Bei solchen strategischen Entscheidungen ist Senior-Chef Blöhm noch immer ganz vorne dran. Aber grundsätzlich gefällt es ihm ausgezeichnet, wie gut seine Jugend-Abteilung funktioniert. Das Operative überlässt er deshalb weitgehend Tochter Hannah und Sohn Ole. Der wiederum, erzählt Vater Blöhm stolz, habe kürzlich den "Ritterschlag" von Bayern-Präsident Uli Hoeneß persönlich erhalten. "Ole hat innerhalb von drei Monaten jedem der 160000 Bayern-Mitglieder einen Vereinsschal mit eingesticktem Namen zugesandt", erzählt er. Das Präsent war begleitet von einem Brief, in dem der Verein eine Beitragserhöhung mitteilte. "Weil alles super lief, hat Hoeneß Ole zum Essen eingeladen und ihm zum guten Job gratuliert."

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