Mehr als jeder dritte Bremer Jugendliche wünscht sich mehr Unterstützung bei der Berufswahl. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 14- bis 20-Jährigen, die das Meinungsforschungsinstitut "iconkids & youth" von Januar bis März im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Bundesweit fühlt sich mehr als jeder Zweite mit dem Informationsangebot zur Berufswahl überfordert.
Für die Studie sind insgesamt 1666 junge Leute aus allen Bundesländern befragt worden. Zu einigen Fragen gibt es eine gesonderte Auswertung für Bremen und Niedersachsen. Diese zeigt, dass es den Jugendlichen aus diesen beiden Ländern überdurchschnittlich schwerfällt, sich in dem Informationsangebot rund um die Berufswahl zu orientieren. Während bundesweit 53 Prozent damit Probleme haben, sind es in Bremen 61 und in Niedersachsen 58 Prozent. Und das, obwohl sich die jungen Leute im Nordwesten offenbar lieber mit ihrer Zukunft beschäftigen als der bundesweite Durchschnitt.
Außerdem fühlt sich laut der Befragung vor allem der Nachwuchs in Bremen mit der Zukunftsplanung alleingelassen. Während bundesweit etwa jeder Vierte angibt, sich mehr Unterstützung zu wünschen, ist es in Bremen mehr als jeder Dritte. Das einzige Bundesland, in dem fehlende Hilfe noch stärker beklagt wird, ist Nordrhein-Westfalen. In Niedersachsen äußert etwa jeder Fünfte den Wunsch nach mehr Unterstützung.
Eltern sind wichtige Ansprechpartner bei Berufswahl
Die 14- bis 20-Jährigen sind bei der Berufsorientierung laut Studie zudem weniger digital orientiert als angenommen. Fast drei Viertel gaben an, dass die Eltern ihre wichtigsten Unterstützer sind. Für knapp die Hälfte sind danach Gespräche mit Lehrkräften, Ausbildern und Berufsberaterinnen am wichtigsten, um sich zu informieren. Aber immerhin: Das Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit (BIZ) kennen 65 Prozent der Befragten, gefolgt von „planet-beruf.de“, den Online-Portalen von Industrie- und Handelskammern, „berufswahlhelden.de“ und „aubi-plus.de“.
Die Bertelsmann-Stiftung schlussfolgert, nach den pandemiebedingten Einschränkungen seien nun wieder mehr Praktika und Kontakte in die Betriebe nötig. Nur so könnten die jungen Menschen ein realistisches Bild ihres zukünftigen Berufs erhalten. Angebote zur Berufsorientierung sollten vor allem die Motivation der Jugendlichen stärken und sie dabei unterstützen, sich selbstständig Informationen zu verschaffen, meint Ausbildungsexpertin Claudia Burkard.
Elke Hannack, die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, fordert, die Berufsorientierung müsse dringend verbessert werden. „Sie muss an allen Schulformen einen festen Platz im Lehrplan bekommen und möglichst früh einsetzen“, sagt sie. Wichtig sei auch, die klassischen Formate der Berufsorientierung mit ansprechenden digitalen Angeboten zu ergänzen und zu verzahnen.