Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für die Übernahme der Kinokette Cinestar durch den Wettbewerber Cinemaxx gegeben. Um die Marktmacht etwas zu begrenzen, verlangt die Behörde aber den Verkauf von Kinos in sechs Städten. Dazu gehört auch das Cinestar im Bremer Weserpark. Der Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte: „Durch die Zusammenführung der Cinemaxx- mit den Cinestar-Kinos entsteht der nach Umsatz und Leinwandzahl führende Kinobetreiber in Deutschland.“ Die Aufsichtsbehörde habe deshalb die Wettbewerbssituation genau unter die Lupe genommen.
Kinoangebot von einem Unternehmen
Im vergangenen Jahr hat dazu auch der Geschäftsführer des Cinespace in Bremen, Gunnar Burmester, im Bundeskartellamt Gespräche geführt. „Wir sind sehr froh über die Entscheidung“, sagt er nun zum Ausgang. Die neue Konkurrenz, Cinemaxx und Cinestar vereint, nahm Burmester zuvor als bedrohlich wahr: „Für uns wäre es sehr schwer geworden.“ In sechs Regionen hätte die Übernahme laut Kartellamtspräsident Mundt dazu geführt, dass ein Großteil des Kinoangebots künftig von einem einzigen Unternehmen angeboten worden wäre – möglicherweise zum Nachteil für Verbraucher. Um diese Bedenken auszuräumen, hätten sich die Betreiber verpflichtet, innerhalb der nächsten sechs Monate in den Gebieten jeweils ein Kino an Wettbewerber zu veräußern. Neben Bremen sollen davon Cinestar-Kinos in Augsburg, Gütersloh, Magdeburg und Remscheid betroffen sein sowie das Cinemaxx-Kino in Mülheim an der Ruhr. Vor der Veräußerung der Standorte wird die Freigabe des Bundeskartellamts nicht wirksam. Am Montag hieß es vom Kinounternehmen Vue, dem die Kette Cinemaxx gehört, man arbeite auf die Erfüllung der Auflagen hin und sei bestrebt, „den Erwerb so schnell wie möglich abzuschließen“.
Neben den Filmkunsttheatern Gondel, Atlantis und Schauburg gehören zu den zwölf Kinos in Bremen und Bremerhaven das Cinespace in der Waterfront, schließlich das Cinemaxx unweit des Hauptbahnhofs sowie das Cinestar im Weserpark. Ob es schon Interessenten für das Filmhaus mit den 3300 Kinosesseln gibt? Weder Cinestar noch Vue wollten sich am Montag weiter äußern.
Kinobetreiber Gunnar Burmester will jedenfalls nicht kaufen. Zusammen mit seinem Sohn leitet er die Geschäfte des Cinespace. „Damit sind wir voll und ganz ausgelastet“, sagt er. Sein Haus ist zwar eigenständig, gehört aber seit ein paar Monaten zu Cineplex, einer Art Einkaufsgemeinschaft für familiengeführte Kinos, die etwa gemeinsam mit den Filmverleihern verhandelt. Burmester ist mit der Entwicklung zufrieden, der Kinomarkt in der Hansestadt habe sich wieder ein bisschen beruhigt. Gerade habe man den Mietvertrag für die nächsten 20 Jahre unterzeichnet. Die Familie hat das Kino vor Kurzem umgestaltet und neue Ledersessel angeschafft.
Konkurrent Cinemaxx mit Sitz in Hamburg investierte ebenfalls am Standort in Bremen – auch in komfortablere Kinosessel. Außerdem versuchte die Multiplex-Kette lange Zeit, durch einen günstigen Preis Publikum zurückzugewinnen. Das blieb vor allem 2018 bundesweit aus. In Bremen ging die Zahl der Besucher auf 1,5 Millionen zurück und der Umsatz krachte deutlich ein. Im vergangenen Jahr hat sich die Situation ein Stück weit erholt: Insgesamt verkauften die Kinos nach Zahlen der Filmförderungsanstalt fast 1,7 Millionen Tickets. Der Umsatz lag bei 14,5 Millionen Euro, reichte damit aber immer noch nicht an die Erlöse der Vorjahre heran.
Vue ist weltweit tätig und betreibt in Deutschland bislang insgesamt 31 Kinos. Die Kette Cinestar kommt auf mehr als 50 Lichtspielhäuser. Keine Probleme sieht das Bundeskartellamt durch den Zusammenschluss auf dem Beschaffungsmarkt – also im Verhältnis der Kinobetreiber zu den Filmverleihern. Die Verleihseite werde von den weltweit tätigen Hollywood-Studios Disney/Fox, Sony, Universal und Warner dominiert. Auch nach der Fusion von Cinemaxx und Cinestar, betonte die Behörde, sei die Marktkonzentration bei den Kinobetreibern noch deutlich geringer ausgeprägt als bei den Filmverleihern.