Von der Modekette Zero gibt es in Deutschland und Österreich momentan 70 Läden. Aber alle Entwürfe und Planungen kommen aus der Überseestadt in Bremen. Dass es voran geht, dafür sorgt dort ein Team von etwa 80 Mitarbeitern, insgesamt sind es 715. Die geschäftsführenden Gesellschafter Urs-Stefan Kinting und Viktor Seuwen glauben ans Unternehmen und wollen allein in diesem Jahr 30 neue Flächen eröffnen: eigene Läden oder Flächen bei anderen Händlern.
„Wir glauben weiter an die Zukunft des Einzelhandels“, sagt Kinting. Zwar hat Zero bereits seit 2002 einen Online-Shop, der dieses Jahr einen neuen Anstrich erhalten soll. Aber bei der Damenoberkleidung des Unternehmens ist sich der gebürtige Hamburger sicher: „Wir haben hier ein emotionales Produkt, das immer noch gefühlt und erlebt werden muss.“ Das gehe im Shop besser als im Netz. Entsprechend macht das Unternehmen 80 Prozent seiner Umsätze im Einzelhandel.
Doch noch vor drei Jahren sah es bei Zero, das 1967 in Bremen gegründet wurde, ganz anders aus. Denn damals war das Unternehmen zahlungsunfähig. Doch es konnte gerettet werden. Kinting und Seuwen sahen das Potenzial und gewannen im Bieterverfahren. Kinting, gebürtiger Hamburger, sagt: „Irgendwie hatten wir uns in das Unternehmen verliebt.“ Um die Firma wieder auf Kurs zu bringen, reduzierten sie die Anzahl der verschiedenen Styles, sie optimierten die Prozesse und passten den Vertrieb an, unrentable Läden wurden geschlossen. Das alles ging nicht ohne Entlassungen, mehr als 200 Jobs fielen weg.
Aber nun stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Es gehe darum, das Markenprofil mit einem einheitlichen Auftritt – egal ob im Shop oder im Netz – zu stärken. Dazu sind Kinting, Seuwen und das Bremer Team mit den insgesamt 80 eher Mitarbeiterinnen von Berufs wegen Frauenversteher. „Wir wissen genau, was unsere Kundinnen erwarten“, sagt Kinting. Die Zielgruppe sieht er bei Frauen zwischen 25 und 45 Jahren. Dank Digitalisierung muss die Kundenkarte nicht mehr aus Plastik sein, und Kundinnen schreiben nicht mehr auf Papier. Zero ist mit seiner Damenoberbekleidung im mittelpreisigen Segment angesiedelt. „Hier konnten wir uns behaupten und sind gegen ganze Trends geschwommen“, so Kinting.
Stammkundinnen schauen einmal pro Woche vorbei
Mittelpreisig habe weiterhin Zukunft. Da sind Kinting und Seuwen zuversichtlich, sie kennen das Geschäft. Kinting hat zuvor unter anderem bei S.Oliver und beim spanischen Zara-Mutterkonzern Inditex gearbeitet, während Seuwen Erfahrung mit Prozessoptimierungen mitbrachte. Er arbeitete bereits für Beratungsfirmen und auch für Großunternehmen wie BMW.
Das Ziel von Kinting und Seuwen: „Wenn zehn Kundinnen an einem Zero-Geschäft vorbeilaufen, sollen theoretisch acht von ihnen etwas finden, wenn sie den Laden betreten.“ Stammkundinnen schauen einmal pro Woche vorbei. Jeden Monat gibt es eine neue Kollektion. Dabei wollen sie auf pures, also schnörkelloses Design ohne Schnickschnack setzen. „Sollten wir einen Trend ergänzen müssen, brauchen wir nur vier bis sechs Wochen vom ersten Entwurf bis zum Kleidungsstück im Store.“ Damit das so geht, setzt Zero auf eine eigene Logistik. Produziert wird in Asien, dabei zu 80 Prozent in China.
In der Bremer Überseestadt ist auf zwei Etagen alles vom Entwurf über Stoffauswahl und Fotostudio bis zum Shopdesign angesiedelt. Die Zero-Läden haben eine Fläche zwischen 200 und 300 Quadratmetern. Bei dem wieder aufgemachten Geschäft in der Bremer Obernstraße handelt es sich um den Laden 001. „Hier wurde der erste Zero eröffnet“, sagt Kinting. Und damit sich der Umsatz, der bei 100 Millionen Euro liegt, weiter positiv entwickelt, setzt der Geschäftsführer nicht um jeden Preis auf 1A-Lagen: „In Hamburgs Mönckebergstraße sind die Mieten viel zu hoch. Ein Store muss sich vom ersten Tag an rentieren.“