Monatlich gibt es 200 Euro extra. Der sogenannte Bremer Qualifizierungsbonus soll eine Art Motivation sein: Die zusätzliche finanzielle Unterstützung ist für diejenigen gedacht, die ungelernt beschäftigt sind und einen Berufsabschluss nachholen wollen. Der Bonus kann ab 1. Februar und bis einschließlich 31. Januar 2025 bei der Landesagentur für berufliche Weiterbildung beantragt werden und richtet sich an und ungelernte Beschäftigte mit Wohn- oder Arbeitsort im Land Bremen. Auch Personen, die in Bremen leben, aber in Niedersachsen arbeiten, können von diesem Programm profitieren.
Finanziert wird der Bonus von der Arbeitnehmerkammer Bremen und dem Wirtschaftsressort. Der Anteil aus dem Topf von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) wird zur Hälfte aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gezahlt. Die Umsetzung der Qualifizierung erfolgt in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und der Landesagentur für berufliche Weiterbildung. Ausbildungsort würde das Unternehmen sein, in dem die Beschäftigten bereits tätig sind. Das sei gerade auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel eine Chance sowohl für die Unternehmen als auch für die Beschäftigten, sagte Wirtschaftssenatorin Vogt am Freitag, als der Qualifizierungsbonus im Rathaus vorgestellt wurde. Das Arbeitsentgelt zahlt die Agentur für Arbeit.
Ziel des Bonus: Es sollen mehr Personen erreicht werden, die sich zur Fachkraft ausbilden lassen wollen. Laut Arbeitnehmerkammer Bremen haben mehr als 15 Prozent der Beschäftigten im Land Bremen keinen Berufsabschluss – sie arbeiten oft im Niedriglohnsektor, werden sehr viel häufiger arbeitslos als eine ausgebildete Fachkraft und sind häufig schlecht abgesichert. Erhebungen der Arbeitnehmerkammer zeigen zudem, dass An- und Ungelernte in den Betrieben seltener von Weiterbildungsangeboten profitieren und nur selten die Chance zum Aufstieg haben. Zudem würden durch Digitalisierung und Automatisierung sowie den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft Arbeitsplätze für Un- und Angelernte wegfallen, während die Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften weiter steige.
Bremen soll zum Vorbild werden
Der Qualifizierungsbonus hat in Deutschland Modellcharakter. Geht es nach Kristina Vogt, dann wird dieses Programm ähnlich wie der Bremer Bonus für Langzeitarbeitslose eine "Blaupause" für eine bundesweite Umsetzung sein: "Mit dem Qualifizierungsbonus für Langzeitarbeitslose waren wir so erfolgreich, dass der Bund unser Modellprojekt ab Juli 2023 bundesweit als Weiterbildungsgeld umsetzt."
Qualifizierung und Weiterbildung sei eine zentrale Aufgabe der Arbeitnehmerkammer und gesetzlicher Auftrag, so ihr Hauptgeschäftsführer Peer Rosenthal. Die Grundlage schaffe dafür der Bund, aber es sei immer sinnvoll, wenn die Länder die Angebote ergänzten. "Wir freuen uns deshalb, dass das Land Bremen unsere Vorschläge aufgenommen hat und nun mit dem Qualifizierungsbonus Beschäftigte unterstützt, die einen Berufsabschluss nachholen wollen." Denn gerade Bremen habe einen großen Anteil an ungelernten Beschäftigten im Vergleich zu anderen Ländern. Der Qualifizierungsbonus unterstützte nun diejenigen, die bisher von Weiterbildung am wenigsten profitierten, "weil sie es sich kaum leisten können."
"Im vergangenen Jahr haben 334 ungelernte Beschäftigte über das Qualifizierungsangebot der Agentur für Arbeit sich dazu entschieden, einen Berufsabschluss nachzuholen", sagte Joachim Ossmann, Chef der Bremer Agentur für Arbeit. Durch den Qualifizierungsbonus, über den er sehr froh sei, würden es sicherlich viel mehr werden. Es gebe zwar keine Erfahrungen darüber, inwieweit ein solches Instrument wirke, aber verschiedene Studien der Arbeitsmarktforschung hätten gezeigt, dass sich Anreize effizient auswirkten, ergänzte Rosenthal.
Entscheidend für den Erfolg des Qualifizierungsbonus und dessen Bekanntheitsgrad sei auch, dass Unternehmen proaktiv mit diesem Instrument umgehen, so die Wirtschaftssenatorin. "Wir werden gezielt die Arbeitgeber über den Bonus informieren, damit die ihre ungelernten Beschäftigten auf dieses Angebot aufmerksam machen können - ein Gewinn für beide Seiten."