Zufrieden mit dem Jahr 2018, hohe Erwartungen für das Jahr 2019: Der Verein Bremer Spediteure hat am Mittwoch die Ergebnisse seiner Mitgliederbefragung vorgestellt und einen Ausblick in die Zukunft gewagt. Anlass ist die Versammlung der Vereinsmitglieder an diesem Donnerstag. Etwa 150 Speditionsfirmen aus Bremen und Bremerhaven gehören dem Verein an.
80 Prozent der Spediteure sind laut Mitgliederbefragung mit ihren Geschäftsergebnissen in 2018 zufrieden, die Hälfte davon sogar sehr, sagte der Vereinsvorsitzende Oliver Oestreich, Vorstand beim Logistikunternehmen Lexzau, Scharbau. Die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr seien außerdem hoch. Oest-reich warnte aber angesichts weltpolitischer und lokaler Entwicklungen vor überschwänglichem Optimismus. Die USA und China seien die weltweit stärksten Märkte, Strafzölle würden sich auch auf die Spediteure auswirken, sagte Oestreich. Die neue Seidenstraße Chinas könne außerdem dazu führen, dass mehr Waren über die norditalienischen Häfen transportiert würden.
"So geht doch keine Verkehrspolitik"
Außerdem habe der Ärger um das Atomabkommen mit dem Iran sowie eine zusätzliche militärische Flotte der USA im persischen Golf Auswirkungen auf den Ölpreis. „Die Welt ist komplizierter geworden“, sagt Oestreich. Dies habe sich auch schon in den Zahlen des letzten Quartals 2018 niedergeschlagen. Das erste Quartal in 2019 sei zudem langsam gestartet. Über die bremischen Häfen würden 40 Prozent der Güter transportiert, 35 Prozent über Hamburg, 15 Prozent über Rotterdam und rund zehn Prozent über Antwerpen.
Holger Schulz, Geschäftsführer bei EKB Container Logistik, kritisierte vor allem Bremens Infrastruktur. „Der Ringschluss der A281 hat 40 Jahre gedauert – so geht doch keine Verkehrspolitik.“ Nicht nur die Lesumbrücke, auch die Stephanibrücke bereitet den Spediteuren Sorgen: „Der Ausfall der Stephanibrücke wäre das Ende dieser Stadt“, sagt Schulz. Bereits jetzt würden Waren aus den Regionen wie Ostwestfalen-Lippe vermehrt über Häfen in Belgien und Niederlanden transportiert, infrastrukturelle Probleme gebe es in diesem Ausmaß dort nicht. Nicht nur der Verkehr, auch die Personalsituation sei schwierig, sagte Ulrike Baum, Vorständin bei Röhlig Logistics: Trotz einer Ausbildungsquote von 18 Prozent gebe es Probleme, ausreichend Facharbeitskräfte zu finden. Der geplante Berufsschulcampus in Blumenthal sei deshalb umso wichtiger.
Unzufrieden seien die Spediteure mit dem Service der großen für den Containertransport verantwortlichen Reedereien. Oestreich bemängelte auch die Qualität der leeren Container: Diese entsprächen oft nicht mehr den Standards, die der Kunde erwarten würde. „In manchen Containern hängt noch der Geruch der Ware, die zuvor im Container transportiert wurde.“ Kunden aus der Lebensmittelbranche würden dies nicht akzeptieren. Den Mangel an Service führt Oestreich auf Einsparungen zurück: Der Containertransport unterschiedlicher Reedereien sei eine leicht zu vergleichende Dienstleistung, der Wettbewerb wirke sich daher stark auf den Preis aus. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, werde oft am Personal gespart.
Die Digitalisierung und Start-ups hingegen beeinträchtigten kaum den Umsatz der Branche. Die Bremer Spediteure sind auch zuversichtlich, dass dies zumindest mittelfristig so bleiben wird. Trotzdem werde in die Zukunftsfähigkeit der IT-Systeme investiert. Ralf Miehe, Standortleiter Bremen bei Kühne + Nagel: „Das machen wir schon seit Jahrzehnten.“
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