Die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung ist enorm – dafür sorgen vor allem der Ukraine-Krieg und die veränderte Weltpolitik: Die Nato-Staaten sind auf Einkaufstour und die wird wohl länger andauern. Nicht von ungefähr setzt der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern, der inzwischen größter deutscher Rüstungshersteller ist, seinen Wachstumskurs fort und hat das Geschäftsjahr 2024 erneut mit Rekordzahlen abgeschlossen. Beim Umsatz wurde ein neuer Höchstwert erzielt. Auch der Bestand an Aufträgen des Technologiekonzerns erreicht wie schon im Vorjahr wieder einen Rekordwert. Davon profitiert auch der Bremer Standort mit seinen vier Rheinmetall-Töchtern – nach Angaben des Unternehmens gehört er mit seinen insgesamt 2300 Mitarbeitern zu den größten des Konzerns.
Wie bewertet die Konzernleitung die Geschäftsentwicklung?
"Eine Epoche der Aufrüstung in Europa hat begonnen, die uns allen viel abverlangen wird", sagte Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, bei der Vorstellung der Jahreszahlen in Düsseldorf an diesem Mittwoch. "Sie bringt uns bei Rheinmetall für die kommenden Jahre aber auch Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben." Rheinmetall stelle sich den Herausforderungen dieser Zeitenwende. "Wir sind uns der Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes und für die Verteidigungsfähigkeit Europas bewusst." Mit einem Umsatzwachstum von 50 Prozent im militärischen Geschäft sei Rheinmetall auf dem Weg vom europäischen Systemhaus zum globalen Champion. Der Konzernumsatz ist im vergangenen Jahr laut Rheinmetall um 36 Prozent auf 9,751 Milliarden Euro gestiegen. Der Auftragsbestand erreiche mit 55 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert. Das entspreche einem Zuwachs um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als Dividende schlägt der Konzern 8,10 Euro je Aktie vor, nach 5,70 Euro im Vorjahr

Armin Papperger, Vorstandvorsitzender der Rheinmetall AG, steht nach der Bilanzpressekonferenz hinter einem Modell einer Lockheed Martin F-35A in der Konzernzentrale.
Wie entwickeln sich die Mitarbeiterzahlen?
Rheinmetall möchte nach eigenen Angaben seinen Personalbestand um ein Fünftel aufstocken. Von derzeit rund 32.000 Köpfen komme man binnen zwei Jahren vermutlich auf 40.000, so Vorstandschef Papperger. Weltweit hat der Konzern 171 Standorte. Während das Militärgeschäft boomt – es macht mittlerweile etwa 80 Prozent des Konzernumsatzes aus – schwächelt Rheinmetalls Geschäftszweig als Autozulieferer. Deswegen steuert der Konzern etwas um und möchte Standorte, die bislang nur für das Autozulieferer-Geschäft genutzt wurden, auch für die Militärproduktion nutzen. Mit Blick auf die Schwäche der Autobranche sagte Papperger: "Im Grunde genommen müssten wir im automobilen Bereich Leute entlassen – das wollen wir aber nicht." Ein Großteil der dortigen Mitarbeiter werde künftig im Defence-Bereich arbeiten.
Welche Rheinmetall-Unternehmen gibt es in Bremen?
Zum Bremer Standort gehören die Rheinmetall Electronics GmbH, die Rheinmetall Technical Publications GmbH, die Benntec Systemtechnik GmbH und die Rheinmetall Aviation Services GmbH. "Der Rheinmetall-Technologiestandort Bremen befindet sich auf Wachstumskurs", sagte ein Konzernsprecher auf Nachfrage des WESER-KURIER. "Hier entsteht ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung der Streitkräfte innerhalb des Rheinmetall-Konzerns." Das Portfolio der Rheinmetall Electronics GmbH umfasse unter anderem Führungs- und Aufklärungslösungen, Soldatensysteme, Künstliche Intelligenz, Cyber-Sicherheit und Feuerleitungssysteme. Die Rheinmetall Technical Publications GmbH sei als luftfahrttechnischer Betrieb für die Entwicklung, Produktion und Betrieb von unbemannten Luftfahrzeugen und Drohnen (Unmanned Aerial Systems) zuständig. Die Zulassung von militärischen, wie auch zivilen Systemen gehöre ebenso zum Portfolio. Bei Benntec Systemtechnik entstünden individuelle E-Learnings für Ausbildung, Fernwartung und ferngesteuerte Produktionsunterstützung – mobil vom Smartphone, interaktiv in virtueller Umgebung oder klassisch am Desktop.