Die Einstellungen zum Auto im Speziellen, aber auch die Einstellungen zur Mobilität im Allgemeinen, ändern sich gerade massiv. Gerade jüngere Menschen setzen verstärkt auf Carsharing, finden Elektromobilität attraktiv. Darauf reagieren auch Parkhausbetreiber wie die Bremer Brepark. Das Unternehmen will deshalb künftig all diese Mobilitätsangebote unter einem Dach vereinen.
"Das Auto unterliegt einem Wertewandel und entwickelt sich vom Statussymbol zum Gebrauchsgegenstand", sagt Erika Becker. Die Geschäftsführerin des Bremer Parkhausbetreibers Brepark hält es deshalb für wirtschaftlich geboten, die Angebote des Unternehmens diesem Wandel anzupassen. "Mobilität wird gerade von jungen Menschen zunehmend unter Kosten-Nutzen-Kriterien gesehen", sagt sie. "Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Mobilität wird durch die neuen Technologien wie Smartphone und die zunehmende Vernetzung immer individueller werden."
Brepark hat deshalb eine neue Unternehmensstrategie entwickelt, mit der sie künftig verstärkt ein integriertes Park-Angebot bieten will. "In den nächsten vier bis fünf Jahren wollen wir ein erstes sogenanntes Mobilitäts-Haus der Brepark bauen", sagt Becker. Es soll in der Überseestadt entstehen. Gespräche über einen Grundstückskauf an der Bürgermeister-Smidt-Straße und Planungen für das Gebäude seien schon begonnen worden.
"Das Motto lautet: Alles unter einem Dach und aus einer Hand", sagt die Brepark-Chefin. In diesem Parkhaus der Zukunft soll es neben Stellplätzen für Pkw auch Fahrradparkplätze geben, Carsharing-Angebote, Elektroautos samt dazugehöriger Plätze fürs Stromtanken. Und das alles will die Brepark über eine einheitliche IT-Plattform vernetzen.
"Auf diese Weise können Menschen beispielsweise mit ihrem E-Auto in ein Parkhaus fahren, es dort während ihres Aufenthalts für die Rückfahrt wieder aufladen, und wenn sie möchten, ihren Weg in die Stadt mit einem Elektrofahrrad fortsetzen", sagt Becker. "Wer möchte, kann all diese Leistungen bequem schon Tage vorher per Computer oder Smartphone von zu Hause aus buchen."
Dass diese Strategie Zukunft hat, bestätigen Untersuchungen des Bremer Beratungsunternehmens nextpractice. Seit 2007 hat nextpractice-Chef Peter Kruse mit seinem Team systematisch den Wertewandel in Bezug auf das Automobil untersucht. In der Studie "Konsumgut Auto" stellt Kruse fest, dass das Statussymbol Auto immer mehr an Bedeutung verliert. "Es wird zunehmend zum Alltagsobjekt", sagt der Experte. "Damit verliert es aber auch seine emotionale Strahlkraft."
Noch 2007 war nur für 3,5 Prozent der Deutschen der Preis ein Kriterium für den Autokauf. Dieser Wert ist 2011 auf elf Prozent gestiegen. Auch Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes belegen, dass junge Menschen Mobilität heute anders bewerten. 2007 bis 2010 sank demnach die Zahl der Männer bis 24 Jahre, die den Führerschein gemacht haben, um elf Prozent. Zudem: 2009 waren nur noch sieben Prozent der Neuwagenkäufer unter 30 Jahre alt, zehn Jahre zuvor waren es noch 17 Prozent.
Für Peter Kruse liegt die Konsequenz auf der Hand: "Für junge Menschen ist Autobesitz kein erstrebenswertes Ziel mehr, möglichst clever mobil zu sein, ist deutlich wichtiger." Und dabei kommt dem Carsharing eine große Bedeutung zu. Die Studien von nextpractice belegen eindeutig, dass es sich dabei um einen gesellschaftlichen Trend handelt. Ebenso wie beim Thema Vernetzung. "Das neue Smartphone ist das emotionell attraktivere Objekt als ein neuer Smart", sagt Kruse.
All das sind Feststellungen, die Brepark-Chefin Becker zur Überzeugung gebracht haben, das Unternehmen mit zukunftsgerichteten Angeboten auf die Veränderungen der Gesellschaft einzustellen. "Nur wenn wir den verschiedensten Mobilitätsbedürfnissen gerecht werden, werden wir uns weiterhin erfolgreich auf dem Markt positionieren."
Neben dem konkret geplanten Mobilitäts-Haus in der Überseestadt kann sich Becker aber auch vorstellen, die bestehenden Parkhäuser in der Innenstadt noch stärker in diese Richtung zu entwickeln. Im Parkhaus Mitte etwa gibt es bereits zwei Stromtank-Plätze. "Denkbar ist auch, das eine oder andere geeignete Parkhaus um ein Parkhaus für Fahrräder zu erweitern."
Zunächst jedoch will Becker die Modernisierung der insgesamt neun öffentlichen Parkhäuser in der City und in Vegesack mit rund 500 Stellplätzen weiter vorantreiben. Nachdem in diesem Jahr das Parkhaus Violenstraße renoviert worden sei, werde 2013 das Parkhaus Ostertor-Kulturmeile folgen.