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Carsharing Mehr und mehr Bremer Firmen lösen ihren Fuhrpark auf

Für die Sparkasse Bremen ist Carsharing zur Alternative zum firmeneigenen Fahrzeugpool geworden. Warum das Interesse von gewerblichen Kunden an diesem Modell steigt.
15.12.2022, 05:00 Uhr
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Mehr und mehr Bremer Firmen lösen ihren Fuhrpark auf
Von Peter Hanuschke

Die Sparkasse Bremen hat den eigenen Fuhrpark abgeschafft – und trotzdem steht den Mitarbeitern für Dienstfahrten ein Auto zur Verfügung. Das Kreditinstitut nutzt dafür die Fahrzeuge vom Bremer Carsharing-Anbieter Cambio. Das gemeinsame Nutzen von Pkw als Alternative zum firmeneigenen Fahrzeugpool wird für Unternehmen attraktiv. Das Interesse hat nicht erst mit der Pandemie zugenommen, als viele Dienstfahrten wegen Homeoffice ausgefallen sind.

Die Sparkasse Bremen setzt nach eigenen Angaben seit 2017 auf das sogenannte Corporate-Carsharing: Im eigenen Parkhaus steht seitdem eine Cambio-Station mit sechs Fahrzeugen zur Verfügung, die nach Geschäftsschluss und am Wochenende auch allen betriebsfremden Cambio-Nutzern zugänglich ist. Bis dahin hatte das Kreditinstitut einen Fuhrpark von 14 Fahrzeugen – vier gibt es noch, für den Vorstand.

„Wir konnten so schon vor Corona unsere jährlichen Mobilitätskosten um etwa 60 Prozent senken und uns umweltfreundlicher fortbewegen, weil die Cambio- Fahrzeuge niedriger motorisiert sind als unsere Flotte und entsprechend weniger CO2-Ausstoß pro Fahrzeug in der Klimabilanz angesetzt wird“, sagte Michael Hilbers, Senior Spezialist Einkauf bei der Sparkasse Bremen. „Seit der Pandemie gibt es natürlich deutlich weniger betriebliche Fahrgelegenheiten, allerdings liegt in diesem Jahr die Nachfrage schon wieder bei etwa der Hälfte im Vergleich zum ersten Quartal 2020.“

Geringer Bedarf

Dass Unternehmen ihr Flottenmanagement überdenken, hat sich seit Corona offenbar verstärkt. Die Arbeit zu Hause habe eine größere Bedeutung, Termine müssten nicht mehr zwingend in Präsenz stattfinden, und beides wirke sich auf den Mobilitätsbedarf aus, sagte Silke Weitkamp, Geschäftsführerin von Cambio Bremen. „Unsere gewerblichen Kunden haben einen deutlich geringeren Fahrbedarf. Bei größeren Unternehmen haben wir einen Rückgang von bis zu 60 Prozent beobachtet.“

Für die Kunden sei es ein riesiger Kostenvorteil, bei der Änderung des Fahrbedarfs einfach weniger Carsharing-Wagen zu nutzen, statt auf den Fixkosten des eigenen Fuhrparks sitzen zu bleiben. „Auf der anderen Seite stellen wir einen enormen Zulauf von Unternehmen fest, die auf der Suche nach Alternativen zu Dienstwagen und Poolfahrzeugen sind.“

Diesen Trend bestätigt der Bundesverband Carsharing: „Gespräche mit Carsharing-Unternehmen und eine wachsende Zahl von Anfragen von Unternehmen zeigen uns, dass immer mehr Unternehmen unausgelastete Firmenfahrzeuge abschaffen und stattdessen öffentliche Carsharing-Fahrzeuge für die betriebliche Mobilität nutzen wollen“, so Sprecher Benjamin Plank.

Dadurch entstehe eine Win-win-Situation: „Unternehmen sparen dadurch erhebliche Mobilitätskosten ein, weil sie die Fahrzeuge nur noch bezahlen, wenn sie sie wirklich nutzen. Carsharing-Anbieter erhöhen die Auslastung ihrer Fahrzeuge vor allem wochentags zwischen neun und siebzehn Uhr, wenn private Fahrten eher weniger nachgefragt werden.“

Inwieweit sich dieser Trend negativ auf den klassischen Autohandel auswirkt, dazu liegen dem Verband deutsches Kraftfahrzeuggewerbe keine „notwendigen repräsentativen Zahlen und Fakten vor“, sagte Sprecher Ulrich Köster auf Nachfrage. 

Der Anteil gewerblicher Nutzung liege bei Cambio zwischen 30 und 50 Prozent der Fahrten, so Weitkamp. „Aktuell haben wir in der Stadt Bremen über 500 Unternehmen, soziale Träger, Vereine und Behörden, deren Mitarbeitende unsere Fahrzeuge nutzen.“ Nach anfänglicher Skepsis sei die Akzeptanz des Carsharing-Modells bei der Sparkasse inzwischen sehr hoch, so Hilbers. Der eine oder andere Mitarbeiter habe sich aufgrund der guten Erfahrungen im Betrieb auch zu einer privaten Mitgliedschaft bei Cambio entschieden.

Anfragen wegen eigener Stationen

„Die Ansprüche von Unternehmen unterscheiden sich wenig von denen unserer Privatkunden“, so die Cambio-Chefin. Wie beim öffentlichen Nahverkehr sollte die nächste Station nur wenige 100 Meter entfernt sein. „Eine stark steigende gewerbliche Nachfrage verzeichnen wir nach unseren Smumos-Fahrzeugen, den Free-Floating-Autos ohne feste Standorte.“ Der große Vorteil: Sie können irgendwo im ausgewiesenen Gebiet zurückgegeben werden. Zudem gebe es mehr Anfragen von Unternehmen, die eine Carsharing-Station haben möchten.

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