Bremen. Viele Krankenkassen sind in den vergangenen Monaten in finanzielle Bedrängnis geraten, die City BKK ging sogar ganz in die Pleite. Anders die Handelskrankenkasse (HKK): Die größte regionale Ersatzkasse in Bremen und dem Umland rechnet für 2011 mit Überschüssen in Höhe von mehr als 24 Millionen Euro und hat im vergangenen Jahr 21.000 neue Mitglieder hinzugewonnen.
Aus der regionalen Nische heraus dehnt sich die HKK mit neuen Geschäftsstellen in Richtung Hamburg, Osnabrück und Hannover aus. Dabei hat die Ersatzkasse im vergangenen Jahr 40 neue Arbeitsplätze vor allem in Bremen geschaffen. 2011 sollen 29 weitere Stellen entstehen.
HKK-Vorstand Michael Lempe will diesen Wachstumskurs fortsetzen. In Zeiten, in denen immer mehr Kassen sich gezwungen sehen, Zusatzbeiträge zu verlangen, will die HKK auch 2012 jedem ihrer Mitglieder eine Beitragsprämie von 60 Euro auszahlen.
Als Gründe dafür, warum dies für die HKK möglich ist, nennt Lempe die hohen Erträge durch die Kunden, die besonders niedrigen Verwaltungskosten und das große Vermögen der HKK, das fünfmal so hoch sei wie das Durchschnittsvermögen der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland.
Derzeit sind die meisten Kassen mit steigenden Ausgaben konfrontiert, weil sie viel Geld für die Leistungen an Rentner und die starken Jahrgänge, die kurz vor der Rente stehen, ausgeben müssen.
Gerade in solchen Situationen sieht Lempe Kassen wie die HKK im Vorteil, die auf eigene finanzielle Reserven zurückgreifen können.
"30 Kassen würden ausreichen"
Nach der Erfahrung mit der City-BKK, die im Mai in die Pleite gegangen war und am 1. Juli schließen muss, rechnet Lempe für die Zukunft mit weiteren Notfusionen. Er wünscht sich zwar keine extreme Konzentration weniger großer Anbieter wie beispielsweise auf dem Strommarkt, kann sich aber vorstellen, dass sich die Anzahl der Kassen künftig extrem verringern wird. Eine solche Konsolidierung des Marktes begrüßt der Vorstand auch. „Auch 30 Kassen würden ausreichend sein“, sagte Lempe.
Derzeit gibt es in Deutschland 155 gesetzliche Krankenkassen. Ein Großteil der Versicherer sind kleine Betriebskrankenkassen: 100 Kassen haben weniger als 100.000 Versicherte. Insbesondere bei den Betriebskrankenkassen sieht Lempe noch viel Bedarf für eine Konsolidierung des Marktes, also für Fusionen und eine verringerte Zahl der Anbieter.
Auch die HKK steht laut Lempe im Prinzip für eine Fusion bereit, wenn weitere Kassen in Bedrängnis geraten sollten.