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Made in Bremen Chiemsee oder Bauernhof? Bremerin baut Plattform für Teamtreffen auf

Saskia Klinder bietet auf ihrer Plattform Meetreet Räume für Teamtreffen an – sogar auf Mallorca. Die Ziele sind groß: Die Bremer Gründerin will das Airbnb für Unternehmen werden.
01.02.2025, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Auf die Suche nach einem schönen Urlaubsort gehen, Unterkunft und Anreise online buchen: Für viele Reisefreudige ist das mittlerweile selbstverständlich. Wenn es um Dienstliches geht, um Konferenzen, Seminare, das ungestörte „Get Together“ des Teams, müssen die zuständigen Fahrtplaner länger suchen – vor allem, wenn sie sich etwas Besonderes abseits der ausgetretenen Pfade vorstellen. Diese Zeit und Mühe kann „Meetreet“ den Unternehmen abnehmen. Doch das Bremer Start-up möchte mehr sein als ein digitales Reisebüro für Business-Profis. Gründerin Saskia Klinder geht es darum, wie sich Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren verändert hat, und auch in Zukunft weiter ändern wird. Sie ist davon überzeugt, dass das Potenzial der Plattform schier unbegrenzt ist, und hat sich vorgenommen: „Wie wollen das Airbnb für B2B werden.“

Für die junge Buchungsplattform hat sie Orte gefunden, die mehr zu bieten haben als nüchterne Tagungsräume und einen Internetanschluss. Zum Beispiel: mehr Atmosphäre, mehr Charakter und mehr Nachhaltigkeit. Die Villa am Chiemsee mit Badeteich und Baumhaus, der Bio-Bauernhof am Rand des Naturschutzgebiets. Die Chalets mit unverstelltem Blick auf die Alpenlandschaft oder der moderne Workspace im Berliner Szeneviertel: Sie sind einige Beispiele für sogenannte „Offsite Locations“, die sich auf Gruppentreffen spezialisiert haben.

„Meetreet“ hat davon zurzeit 400 verschiedene anzubieten, die meisten im Bundesgebiet, manche aber auch in anderen Ländern wie der Schweiz, in Österreich, auf Teneriffa oder auf Mallorca. Der Name der Plattform ist ein Amalgam der Begriffe „meet“ (treffen) und „retreat“ (zurückziehen): Zur Wahl gestellt sind Rückzugsorte, an denen Teams zusammenkommen, sich austauschen, konzentriert und kreativ arbeiten können. Wo aber auch der menschliche Faktor bedient wird, der im Arbeitsalltag immer öfter abhandengekommen ist: Gemeinschaftsgefühl, Teamgeist, Zusammenhalt. „In vielen Unternehmen sieht man sich ja kaum noch“, erklärt Klinder.

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Sie selbst hat das Gastgewerbe von der Pike auf gelernt. Ihr Einstieg in die Hotellerie war die Ausbildung zur Hotelfachfrau im Bremer Maritim-Hotel, die sie 2013 als Jahrgangsbeste und mit dem „Papillon d´or“ abschloss – dem ersten Preis bei den Landesmeisterschaften der gastgewerblichen Ausbildungsberufe. In ihrem Lehrhotel sei sie sehr gefördert worden, erzählt sie, durfte schon früh Verantwortung übernehmen, vor allem im Bereich der Messe- und Veranstaltungsplanung.

Im Anschluss an die Ausbildung lebte sie ihre eigene Unternehmungslust ein Jahr lang in Australien und auf Neuseeland aus, bevor sie 2016 ein Angebot der Hilton-Gruppe annahm, im Bereich Kongress- und Eventplanung am Kölner Standort zu arbeiten. Zwei Jahre später kehrte sie als „Head of Group and Convention“ ans Bremer Maritim zurück.

Nach mehr als 1000 Veranstaltungen mit bisweilen über 3500 Teilnehmern war Schluss mit Hotelreisen und Großveranstaltungen. Die Pandemie habe ihre Entscheidung befördert, auf eigene Faust etwas völlig Neues anzugehen: Etwas, das ihre Spezialgebiete „Hospitality“ und „Event Management“ auf eine zukunftsfähige Weise verbinde. „Die Pandemiejahre haben vieles verändert“, erklärt die 32-Jährige. „Viel mehr Menschen arbeiten im Homeoffice. Aber auch die Erwartungen an das Gastgewerbe sind andere.“

So ging sie zunächst selbst auf die Reise, besuchte im In- und Ausland Hotels und Gasthäuser abseits der klassischen Kettenhotellerie und oft mitten auf dem Land, die „Gastgebertum anders leben“, sagt sie. „Orte, die Freiraum und Inspiration bieten, aber auch einen großen Wert auf Nachhaltigkeit legen“- ein Wert, der auch in vielen Unternehmen mittlerweile eine Rolle spiele. Darunter kann auch die Art und Dauer der Anreise verstanden werden. „Auch in der Umgebung, auf dem Land, gibt es mittlerweile viele tolle Angebote, die ohne lange Anfahrt zu erreichen sind“, erklärt Klinder.

Für die Unternehmen seien die Reisekosten eine Investition, die sich mehr als auszahle, erklärt Klinder, die auch ein Zertifikat in Business Management nachweisen kann. „Statistiken belegen, wie wichtig regelmäßige physische Treffen und Teambuilding-Maßnahmen für Unternehmen sind. Die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter steigt, es gibt weniger Fluktuation.“

Die 32-Jährige, die sich seit vier Jahren auch bei der Bremer Handelskammer als Prüferin für den Hotelnachwuchs engagiert, wirbt bei Seminaren und Vorträgen, auf Tourismus- und Marketingmessen für ihr Konzept und konnte dafür mittlerweile auch mehrere große Investoren gewinnen, erzählt sie. Deren Förderung werde nun vor allem in die technische Weiterentwicklung der Plattform fließen, die künftig noch weiterwachsen und mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden soll. „Künstliche Intelligenz ist für uns ein wichtiges Thema“, erklärt sie.

Weil viele Unternehmen längst global agieren und Standorte in mehreren Ländern unterhalten, soll Meetreet auch noch internationaler werden. Die Suche nach „Hosts“, die zum Meetreet-Konzept passen, sollen dann ortskundige „Location Scouts“ übernehmen. Ziel sei es, den Kunden ein komfortables organisatorisches Gesamtpaket zu liefern, das nicht nur die Unterkunft umfasst, sondern bei dem auf Wunsch auch Gästeführer, Anfahrt, Catering, Freizeitaktivitäten und vieles mehr mitgebucht werden können – und zwar mühelos und schnell. „Wir wollen die Ersten sein, die das können“, sagt Klinder.

 

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„Meetreet“ wurde 2021 gegründet. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 400 Buchungen abgewickelt – von kleinen IT-Start-ups bis zu Großkonzernen der Auto- und Versicherungsbranche. Doch das soll nur der Anfang sein, betont die Gründerin: „Wir haben Großes vor.“

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