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Rekord-Turm mit 838 Metern geplant China baut hoch hinaus

Mitten in einer chinesischen Provinzhauptstadt soll mit 838 Metern das höchste Gebäude der Welt entstehen – und zwar in nur sieben Monaten Bauzeit. 174000 Menschen sollen auf 220 Stockwerken leben.
19.06.2012, 05:00 Uhr
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China baut hoch hinaus
Von Felix Lee

Mitten in einer chinesischen Provinzhauptstadt soll mit 838 Metern das höchste Gebäude der Welt entstehen – und zwar in nur sieben Monaten Bauzeit. 174000 Menschen sollen auf 220 Stockwerken leben.

Changsha. Das größte Restaurant der Welt steht bereits in Changsha. Der reichste Chinese der Welt lebt ebenfalls in der Sieben-Millionen-Metropole. Nun soll die Hauptstadt der südchinesischen Provinz Hunan auch noch den höchsten Wolkenkratzer der Welt erhalten – und zwar in Rekordgeschwindigkeit. Das Bauunternehmen Broad Sustainable Building (BSB) plant sieben Monate Bauzeit. Mit insgesamt 838 Metern wäre der "Sky City", so soll der Koloss heißen, zehn Meter höher als der Burj Khalifa in Dubai, dem aktuellen Rekordhalter. 174000 Menschen sollen den Turm von Changsha auf 220 Stockwerken bewohnen und insgesamt mehr als eine Million Quadratmeter nutzen.

Bei Fertigstellung sind 104 Aufzüge geplant, ein Hotel, eine Schule, Klinik, Büros, Geschäfte und Restaurants. Allein das Erdgeschoss bietet 17000 Quadratmeter Fläche. Mit dem Bau soll es im Herbst losgehen, plant das Bauunternehmen.

Das Unternehmen, das sich in China vor allem mit der Herstellung von Klimaanlagen einen Namen gemacht hat, will mehr als 200000 Tonnen Stahl verbauen. Um alles in sieben Monaten zu schaffen, verwendet BSB zu 95 Prozent vorgefertigte Teile, die nur noch zusammengefügt werden müssen. Auf diese Weise sollen mehrere Stockwerke pro Tag entstehen. Die Firma hat damit bereits gute Erfahrung gemacht. Ein 15-stöckiges Bauwerk brachte sie innerhalb einer Woche fertig. Für ein Gebäude mit 30 Stockwerken brauchte sie 15 Tage. Zum Vergleich: Für den Burj Khalifa benötigten die Bauherren mehr als fünf Jahre.

BSB kündigte zudem an, dass der neue Wolkenkratzer besonders umweltfreundlich ausfallen werde. Das Bauwerk werde nur ein Fünftel der Energie verbrauchen, die Gebäude in dieser Größe sonst benötigen. Die Baufirma will das Gebäude mit LED-Leuchten ausstatten, Fenster sind vierfach verglast und die Wände sind speziell isoliert. Zudem sollen die Aufzüge beim Bremsen Energie zurückgewinnen. "Das Projekt wird nicht nur das höchste Gebäude der Welt, sondern auch am energieeffizientesten", verkünden die Bauherren. Die Sicherheit sei ebenfalls gewährleistet. Selbst ein Erdbeben der Stärke neun könnte das Bauwerk aushalten. Die Entwickler rechnen mit Kosten von umgerechnet rund 500 Millionen Euro.

Zweifel am Größenwahn

Vielen Bürgern von Changsha ist dieses Gebäude nicht geheuer. "Ich werde bestimmt nicht als erstes nach oben fahren", sagte eine 27-jährige Passantin. Ein anderer bezweifelte den Sinn eines solchen "Größenwahns". Das Wetter in Changsha sei die meiste Zeit viel zu diesig, so der 54-Jährige. "Wir werden die Turmspitze eh nie zu Gesicht bekommen."

Auch die Banken sind skeptisch. Hochbau kommt vor dem Fall, warnen die Analysten von Barclays Capital. Sie haben bereits Anfang des Jahres in ihrem jährlich erscheinenden Wolkenkratzer-Index davor gewarnt, dass es zwischen dem Bau immer höherer Gebäude und einem nahenden Finanzcrash einen engen Zusammenhang gibt. Dies sei in den vergangenen 140 Jahren immer wieder der Fall gewesen. Ihre Begründung: Ein Boom bei diesen teuren Bauwerken weise darauf hin, dass eine große Menge an Kapital fehl investiert werde – und daher ein wirtschaftlicher Einbruch bevorstehe. Die Chinesen planen allein in den kommenden fünf Jahren 80 neue Superwolkenkratzer mit mehr als 240 Metern Höhe. Rund jedes zweite Superhochhaus steht dann in China. Tatsächlich sind die Preise auf den chinesischen Immobilienmärkten zuletzt deutlich gefallen, im Mai den neunten Monat in Folge.

Der neue Wolkenkratzer von Changsha erzürnt die Stadtoberen von Schanghai. Mit dem 632 Meter hohen und 121-stöckigen Schanghai Tower wollten sie bis 2014 Chinas höchsten Wolkenkratzer errichten. Nun könnte er übertroffen werden, noch bevor er überhaupt vollendet ist. Allerdings fehlt für den 838-Meter-Turm von Changsha noch die Genehmigung der Zentralregierung – und da könnte die Schanghai-Fraktion ihren starken Einfluss nutzen.

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