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Elektro-Tretroller vor dem Start Das Geschäft mit den Stadtflitzern

Ab 15. Juni ist es in Deutschland offiziell erlaubt, mit E-Tretrollern auf Straßen und Radwegen unterwegs zu sein. Wie sich Bremer Händler darauf vorbereiten.
31.05.2019, 06:00 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen und Anna Ringle

Stehend durch die Gegend fahren, ohne dabei treten zu müssen. Das geht mit den neuen Elektro-Tretrollern, die sich auch zusammenklappen lassen. Im Fahrradgeschäft Cycling in der Bremer Überseestadt hat die Nachfrage nach den E-Rollern durch die Berichterstattung über das Trendgefährt massiv zugenommen, wie Michael Krähe berichtet. Bei ihm im Geschäft steht bereits zum Ausprobieren das Modell „Moover“ von der Firma Metz, die bisher eher als TV-Hersteller bekannt ist. Die Bundesregierung hat nun den Weg dafür frei gemacht – am 15. Juni soll die entsprechende Verordnung in Kraft treten. Da der Moover aber die Bestimmungen schon erfüllt, darf man laut Krähe bereits jetzt damit auf dem Radweg fahren.

Der Roller ist nicht schneller als 20 Stundenkilometer, hat zwei Bremsen sowie Vorder- und Rücklicht. Das sind grob die Bedingungen, unter denen ein solcher E-Tretroller in Deutschland eine allgemeine Zulassung erhalten soll. Hinten kommt dann noch ein Aufkleber von der Versicherung drauf, die jährlich zu zahlen ist. Der Metz-Roller hat eine Reichweite von bis zu 25 Kilometer. „Das Interesse ist groß“, sagt Krähe. „Es gibt viele offene Fragen, für die man sich Zeit nehmen sollte.“ In dem Fahrradladen, der gleichzeitig ein Café ist, kommen die Besucher durchaus beim Kaffee spontan auf das Thema E-Roller.

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Der Metz-Roller liegt mit knapp 2000 Euro im oberen Preissegment. Egal in welcher Preisklasse sich jemand einen E-Roller anschaffen will, gibt Krähe den Tipp, dass dieser auf alle Fälle aufpumpbare Reifen haben sollte: „Bei Modellen mit reinen Hartgummireifen ist das dann bei Kopfsteinpflaster nicht gerade ein Vergnügen.“ Und gegenüber wesentlich günstigeren Modellen im Internet oder bei manchen bekannten Elektronikketten lasse sich bei Modellen wie dem Metz-Roller noch einiges reparieren, wenn mal was kaputt sein sollte.

Krähe fragt sich selbst, ob der Trend bei den E-Rollern eher zum Kaufen oder zum Mieten gehen wird. Die Kunden sollen sich bei ihm in Ruhe informieren und überlegen, wie sie den E-Roller verwenden wollen. „Das Metz-Modell wiegt 16 Kilogramm und lässt sich zusammenklappen“, so Krähe. Manche sollten sich aber vorher überlegen, ob ihnen das nicht zu schwer ist, wenn sie das Gefährt eingeklappt mit in die Straßenbahn nehmen wollen.

In Wien, Kopenhagen oder Paris bereits unterwegs

Den Fahrradladen Cycling gibt es seit einem Jahr in der Überseestadt. Den Umsatz erwirtschaftet er laut Inhaber Krähe jeweils zu einem Drittel mit Rennrädern, den typischen Stadträdern und Elektro-Rädern. Die neuen E-Roller könnten nun für zusätzliches Geschäft sorgen. Anders als hierzulande sind in Wien, Kopenhagen und Paris oder in amerikanischen Städten E-Tretroller längst unterwegs. Es gibt Verleih-Konzepte nach dem „Free-Floating-Prinzip“. Das bedeutet, dass die Elektro-Tretroller irgendwo in der Stadt gemietet und überall wieder abgestellt werden können. Eine Reihe von Start-up-Firmen – darunter Lime, Bird, Voi und Tier – konkurrieren gegeneinander.

In deutschen Städten stehen die Verleiher in den Startlöchern. Allein in Berlin wollen laut Senatsverwaltung acht Anbieter ihre Flotten anbieten. Das im Sommer 2018 gegründete Berliner Start-up Tier ist bereits in zehn Ländern aktiv und will ab Juni in mehreren deutschen Städten E-Tretroller-Sharing anbieten. Was Bremen angeht, sagte der Tier-Sprecher Bodo von Braunmühl: „Bremen ist auf jeden Fall sehr interessant für Tier, und wir haben auch schon mit der Stadt gesprochen.“ Einen konkreten Starttermin gebe es aber noch nicht. Auf alle Fälle ist bei Tier das Miet-Konzept überall dasselbe: Die Grundgebühr kostet einen Euro, für jede weitere Minute kommen 15 Cent hinzu.

Der Mobilitätsexperte bei der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman, Andreas Nienhaus, geht von einem Umsatzvolumen von drei Milliarden Euro im Jahr 2020 aus. „Generell ist das ein sehr großes und attraktives Marktpotenzial, und es wird in den nächsten Jahren signifikant wachsen“, sagt Nienhaus. Der Großteil der Umsätze werde durch Sharing kommen.

Das Hauptgeschäft soll sich in den Ballungsräumen abspielen

Der Geschäftsführer des Bundesverbands eMobilität, Kurt Sigl, erwartet, dass sich das Hauptgeschäft in den Ballungsräumen abspielen wird. Ein E-Tretroller könne etwa bei Städtebesichtigungen oder beim Weg vom Auto-Parkplatz zum Job genutzt werden. Neben den Verleih-Konzepten wird auch der E-Tretroller im Privatbesitz im Markt eine Rolle spielen. Zu Jahresbeginn seien in Deutschland bereits bis zu 25.000 Elektro-Tretroller unterwegs gewesen.

Im Bremer Geschäft Viertelroller nahe dem Dobben kann man schon seit längerem Elektro-Roller kaufen – oder auch mieten, und zwar ab 19 Euro für sechs Stunden. Bisher handelte es sich hier aber eher um Modelle, die bis zu 50 Stundenkilometer schaffen. Andere E-Tretroller-Modelle sollen nun hinzukommen. Eine Helmpflicht besteht für die Modelle mit einer Geschwindigkeit bis 20 Stundenkilometern nicht. „Wir empfehlen aber dennoch, einen Helm zu tragen“, sagt Susanne Berg von Viertelroller. Einige Modelle schaffen nach einer Ladedauer von vier bis fünf Stunden Strecken von bis zu 180 Kilometern. Da würde es nicht verwundern, wenn die E-Roller schon bald zum Stadtbild gehören.

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