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Kommentar über das Potenzial Älterer Das Gold in den Köpfen

Das berufliche Erfahrungs- und Expertenwissen droht mit dem Ruhestand der bisher arbeitenden Menschen verloren zu gehen, schreibt Dieter Leuthold vom Institut für Unternehmensgeschichte Bremen.
14.03.2017, 20:22 Uhr
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Von Dieter Leuthold

Wir haben das noch im Ohr: Vor einigen Monaten betonte der damalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel den besonderen Wert der Bildung. „Wer kein Gold im Boden hat, muss sich um das Gold in den Köpfen kümmern“, sagte er. „Schulen sollten die eigentlichen Kathedralen unseres Landes werden.“ Er bezog diese Sätze auf die ärmeren Regionen in Deutschland und insbesondere darauf, dass zu viele Jugendliche das Schulsystem ohne Abschluss verließen. Auch werde zu wenig für Fortbildungen getan.

An den Sätzen Gabriels ist sicher nichts falsch. Aber: Das Bild vom „Gold in den Köpfen“ wird in Wissenschaft und Alltag eher in Bezug auf das Erfahrungswissen Älterer gebraucht. Es geht um den Wert ihrer Erfahrungen und Kompetenzen.

Dabei ist ein paradoxes Phänomen festzustellen: Während in der Öffentlichkeit von der „alternden Gesellschaft“ gesprochen wird, präsentiert sich die Gruppe der „Älteren“ immer jünger. Sie akzentuieren ein jüngeres Erscheinungsbild und sind geprägt von Dynamik und Arbeitswillen. Die jüngst statistisch erhobenen Daten zum freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement bestätigen dies.

Und dieser Forderung kann und mag man sich nicht verschließen: „Wir müssen die latenten Schätze des Alters heben, den Älteren größere Chancen geben, sich in die gesellschaftliche Produktivität einzubringen“, wie es vor einiger Zeit der Wissenschaftler Paul Baltes getan hat. Hierbei sind zwei Aspekte wichtig: Einmal geht es darum, den Älteren nicht zu verwehren, länger zu arbeiten, wenn dem keine unüberwindbaren Widerstände entgegenstehen. Der andere Aspekt bezieht sich auf das berufliche Erfahrungs- und Expertenwissen, das mit dem Ruhestand der bisher arbeitenden Menschen verloren zu gehen droht.

Dem gilt es entgegenzuwirken. Wie das gehen kann? Ein Beispiel: Vor einiger Zeit haben unter der Überschrift „Berufliche Erfahrungen weitergeben“ Bremer Unternehmer und Experten den Studierenden der Hochschule Bremen berichtet. Dabei wurde deutlich, dass es nicht nur das theoretische Wissen ist, das die berufliche Karriere garantiert, sondern positive Verhaltensaspekte – ein recht verstandener Common Sense, der „richtige“ Umgang mit den Kollegen, Höflichkeit, Empathie, Neugier und Interesse – , die zum beruflichen Erfolg führen. Es sind eigentlich alle Facetten, die zum Gelingen im Beruf beitragen.

An den Schulen und Hochschulen sollten Begegnungen zwischen den Generationen „Aktiv“ und „Inaktiv“ noch stärker ermöglicht werden. Das unmittelbare Kommunizieren – Berichte der Älteren und Antworten auf die Fragen der Jüngeren – macht es.

Zur Person

Unser Gastautor leitet das Institut für Unternehmensgeschichte (IFUG) der Hochschule ­Bremen. Leuthold, Jahrgang 1942, beschäftigt sich auch mit Unternehmenskommunikation.
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