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Chronologie der Beluga-Krise Das Verfahren

Bremen. Immernoch lässt die Staatsanwaltschaft offen, wann mit einem Abschluss ihrer Untersuchungen und einer möglichen Anklage zu rechnen ist. Die ersten Ergebnisse lassen somit schon lange auf sich warten.
01.03.2012, 14:56 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Immernoch lässt die Staatsanwaltschaft offen, wann mit einem Abschluss ihrer Untersuchungen und einer möglichen Anklage zu rechnen ist. Die ersten Ergebnisse lassen somit schon lange auf sich warten.

Weder den zunächst genannten Termin im Sommer, noch den vor Weihnachten hat die Staatsanwaltschaft gehalten. Nun steht lediglich fest, dass es noch viele Monate dauern dürfte. „Es ist ein hoch komplexes und rechtlich überaus kompliziertes Verfahren“, sagt Frank Passade, Sprecher der Behörde.

Der Datenbestand an beschlagnahmten Akten und Computer-Festplatten umfasst insgesamt acht Terabyte – das entspricht rein rechnerisch etlichen Millionen Papierseiten, die ausgewertet werden müssen. Beluga gilt heute bereits als Bremens größter Fall von Wirtschaftskriminalität, weitaus aufwendiger und komplizierter als etwa die Vulkan-Pleite vor 16 Jahren.

Gegen Stolberg wird wegen angeblichen Betrugs, Kreditbetrugs und Bilanzfälschung ermittelt. Der Anfangsverdacht hat sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft bestätigt. Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt 20 Beschuldigte. Stolberg und weitere Führungskräfte der Reederei sollen, so lauten die Vorwürfe von Oaktree, mit fiktiven Umsätzen die Bilanz geschönt und die Auftragsbücher manipuliert haben. Oaktree sieht sich als Investor bewusst getäuscht und fordert Schadensersatz in Millionenhöhe. Stolberg hatte dagegen immer wieder behauptet, sein damaliger Mitgesellschafter sei über die wirtschaftlich schwierige Lage der Reederei frühzeitig im Bilde gewesen.

Die Staatsanwaltschaft versucht nach eigenen Angaben derzeit festzustellen, ob tatsächlich ein Schaden festgestellt werden kann und, wenn ja, mit welcher Summe. Es geht unter anderem darum, den Wert des Unternehmens und der Gesellschaftsanteile zu ermitteln.

Allein diese Prüfung könnte Monate dauern, weil die Ermittler ein hoch kompliziertes Vertragswerk auswerten müssen, das nach Informationen dieser Zeitung mehrere Leitz-Ordner füllt. Allein der Gesellschaftervertrag zwischen Stolberg und Oaktree umfasst 2500 Seiten. Es fehlen zudem noch wichtige Unterlagen wie etwa der Jahresabschluss für 2010. Aus dem dann vorliegenden Zahlenwerk erhofft sich die Staatsanwaltschaft weitere Erkenntnisse.

Vom Ausgang der Ermittlungen hängt ab, ob Anklage erhoben werden kann. Für Kreditbetrug sieht das Gesetz als Strafmaß eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vor, bei Betrug sogar bis zu zehn Jahren in besonders schwerem Fall. Dazu käme der Vorwurf der Bilanzfälschung. Zum laufenden Verfahren will sich naturgemäß auch Stolberg nicht äußern. Er sagt aber: „Ich bin mir sicher, dass sich vieles noch relativieren wird.“

Gesondert läuft ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Spendenveruntreuung bei der Beluga School for Life, dem von Stolberg finanzierten Tsunami-Hilfsprojekt in Thailand. Es geht um rund eine halbe Million Euro, gesammelt beim RTL-Spendenmarathon. Strittig ist, ob dieses Geld mit früheren Zahlungen von Beluga verrechnet werden durfte oder nicht. Offenbar interpretieren die Bremer Strafverfolger den Fall anders als der vom Förderkreis eingesetzte Gutachter, der Stolberg vollständig entlastet hatte.

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