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Folgen des Brexits für den Warentransport "Aufwand hat sich drastisch erhöht"

Der Bremer Spediteur Phil Werning ist auf den Warentransport nach Großbritannien spezialisiert. Was bedeutet der Brexit für die Abläufe?
28.12.2021, 16:26 Uhr
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Von Lisa Schröder

Herr Werning, Ihre Spedition ist auf den Transport nach Großbritannien spezialisiert. Welche Auswirkungen hat der Brexit auf Ihr Unternehmen?

Phil Werning: Für uns hat sich der Aufwand drastisch erhöht. Die Anforderungen an Dokumentationen sind vielfach gestiegen. Wir haben zusätzliches Personal eingestellt, um das alles bewerkstelligen zu können. Wenn man weiß, wie es geht, funktioniert es aber auch. Natürlich gibt es Verzögerungen bei den Transitzeiten der Waren. Das liegt an der Zollabfertigung in England. Das Geschäft läuft aber weiter gut – toi, toi, toi.

Verlässlichkeit und Tempo sind beim Warentransport wichtig. Wie stark verlängern sich die Abläufe?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Die Verzögerungen sind manchmal innerhalb von wenigen Stunden gelöst. Und teils dauern sie mehrere Tage. Wenn unsere Agenten die Verzollung übernehmen, läuft das am Schnürchen. Fremde Agenten wissen dagegen oft nicht genau, was sie zu erledigen haben. Unser großes Plus ist, dass wir in der Regel die Auflieger ohne Zugmaschine verschiffen. Es muss also – Gott sei Dank – kein Fahrer tagelang im Hafen warten.

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Ist der Brexit für Sie schlimmer oder besser als befürchtet?

Wir sind die Verzögerungen nicht gewöhnt. Vor dem Brexit sind die Lkw am Montag in Bremen losgefahren und konnten am Mittwoch in Großbritannien entladen werden. Das ist so nicht mehr machbar. Wenn wir ein bis zwei Tage durch den Zoll verlieren, dann können die Auflieger jede Woche nur noch eine Tour auf die Insel schaffen.

Spüren Sie, dass das Geschäftsvolumen abgenommen hat?

Vor dem Brexit herrschte große Ungewissheit in der Wirtschaft. Das hat uns das Geschäft ein wenig versalzen. Ich habe aber auch in der Zeit gehofft, dass wir als Großbritannien-Spezialisten am Ende einen Vorteil haben werden. Wir verzeichnen heute sogar ein leicht gestiegenes Level. Viele osteuropäische Wettbewerber bedienen nämlich den Markt nicht mehr, weil sie die Anforderungen beim Zoll nicht erfüllen können.

Ab Januar soll es weitere Veränderungen geben. Was bedeutet das für Sie?

Es gibt bis Ablauf dieses Jahres die Möglichkeit einer verzögerten Zollanmeldung. Das entfällt. Die Importzollanmeldungen müssen also im Hafen erledigt werden. Da wird es in Einzelfällen noch mal zu Verzögerungen kommen.

Die Frachtkosten verteuern sich durch den Brexit. Sind Ihre Kunden bereit, dafür zu zahlen?

Die Kunden akzeptieren das, weil unterm Strich erklärbar ist, warum die Preise steigen. Die Zollabfertigung kostet natürlich Gebühren. Wenn die Auflieger längere Standzeiten im Hafen haben, dann muss mehr Kaimiete gezahlt werden. Und unsere Auflieger drehen sich nicht mehr so schnell wie früher. Das müssen wir alles einkalkulieren.

Das Gespräch führte Lisa Schröder.

Zur Person

Phil Werning

ist geschäftsführender Gesellschafter der I.R.F. Bremen Spedition. Zwischen Norddeutschland und Großbritannien sind für das Unternehmen 380 Auflieger unterwegs. Transportiert werde "eigentlich fast alles" – von Lebensmitteln bis zu Maschinenteilen oder Papierwaren.

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