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Der Euro ist der Gewinner der Wahl

Ein guter Sinn für das Tragische liegt den Griechen seit jeher im Blut. Jene Gründe, die in Griechenland vor 15 Jahren viel kreativen Beitrittseifer hervorgerufen hatten, sind die gleichen, die heute einen Verbleib im Euroraum als wünschenswert erscheinen lassen.
19.06.2012, 05:00 Uhr
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Von Christoph Bruns

Ein guter Sinn für das Tragische liegt den Griechen seit jeher im Blut. Jene Gründe, die in Griechenland vor 15 Jahren viel kreativen Beitrittseifer hervorgerufen hatten, sind die gleichen, die heute einen Verbleib im Euroraum als wünschenswert erscheinen lassen.

Den Marktteilnehmern ist klar, dass in den kommenden zwei Jahren noch weitere Euro-Rettungs-Szenen folgen werden. Vieles kommt dabei auf Frankreich an. Sollte Frankreich seinen ohnehin schon bedenklichen Weg des Staatsdirigismus verstärken – wofür angesichts des klaren Mandates von Präsident Hollande manches spricht – wird Deutschland über kurz oder lang eine Grundsatzentscheidung über das unbeirrte Festhalten an der Gemeinschaftswährung treffen müssen.

Gewinner der Wahl ist einstweilen der Euro selbst. Denn wie schon in Irland vor wenigen Tagen hat auch dieser Urnengang gezeigt, dass allem Gezeter zum Trotz die Stimmen der Vernunft in den Nationalstaaten die Oberhand behalten haben. Offenbar unterschätzt die angelsächsisch dominierte Anlagewelt die Hartnäckigkeit, mit der die Euroländer an ihrer Währung festhalten. Und das nicht ohne Grund. Man darf nicht vergessen, dass der Euro trotz seiner Konstruktionsmängel seit seiner Einführung gegen den US-Dollar und das britische Pfund aufgewertet hat. Zudem ist eine Rückkehr zu den Altwährungen rückwärtsgewandt und darüber hinaus unrealistisch.

Freuen können sich einstweilen die Aktienanleger, weil der Nebenkriegsschauplatz Währung nunmehr etwas in den Hintergrund treten wird und dadurch die Alternativlosigkeit der Beteiligung an börsennotierten Unternehmen klarer hervortritt. Gefährdet sind unterdessen die Anleihekurse. Angesichts der drohenden Gefahr von Euro-Bonds und -Bills wäre es wenig verwunderlich, wenn es gerade bei deutschen Anleihen zu empfindlichen Kursrückgängen käme. Die negativen Realzinsen tun ein Übriges.

Insgesamt darf das große historische Bild nicht völlig übersehen werden. Die Demokratie der Weimarer Republik ist hauptsächlich wegen des Mangels an Demokraten und des fehlenden Widerstands gegen die Nationalsozialisten zerbrochen. Der Euro wird nicht an der Finanz- und Stimmengewalt seiner regionenexternen Gegner zerbrechen, sondern im Zweifel am Mangel an überzeugten Europäern.

GASTKOMMENTAR

Der Euro ist der Gewinner der Wahl

Der Autor

Christoph Bruns, geboren 1967, promovierte nach dem Abschluss als Diplomkaufmann zum Dr. rer. pol. Seit 2005 ist er Teilhaber und Vorstand der Fondsmanagementgesellschaft Loys AG in Oldenburg.

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