Bremen. Nach den Großaufträgen der jüngeren Vergangenheit kann das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB jetzt der Konkurrenz auch zunehmend lukrative Entwicklungspakete abjagen: Im Auftrag der europäischen Weltraumorganisation ESA sollen die Bremer in den kommenden 20 Monaten eine Machbarkeitsstudie über einen neuen Umweltsatelliten mit dem Namen "Carbonsat" erarbeiten. Er könnte nach OHB-Angaben als achte Erderkundungsmission ins All starten und auf seiner Mission globale Daten über Ausstoß und Konzentration der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan, zwei der wichtigsten Ursachen für die Klimaerwärmung, in der Erdatmosphäre sammeln.
Das Auftragsvolumen dieser Studie liegt bei 2,5 Millionen Euro. Projektpartner von OHB sind Thales Alenia (Frankreich), GMV (Spanien) sowie die eigene Unternehmenstochter CGS (Italien). Wichtige Vorarbeiten hatte OHB bereits vor Jahren gemeinsam mit dem Bremer Uni-Institut für Umweltphysik (IUP) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geleistet. Vorläufer der Messtechnologie waren auf dem Umweltsatelliten "Envisat" genutzt worden, der allerdings nach zehn Jahren im Einsatz aufgegeben werden musste.
Anfang des Monats hatte OHB bereits den Zuschlag für die Entwicklung des Satelliten "Heinrich Hertz" im Wert von elf Millionen Euro erhalten. Auftraggeber ist ebenfalls das DLR, das erstmals nach 20 Jahren Abstinenz wieder einen deutschen Kommunikationssatelliten ins All bringen will. Der Start könnten nach DLR-Angaben 2016 erfolgen. OHB will auch in diesem profitablen Markt Fuß fassen.
Mittlerweile besetzt das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB alle wichtigen Segmente des internationalen Satellitengeschäfts, ob in den unteren Sphären des Orbits (Navigationssystem Galileo) oder auf höheren geostationären Positionen wie bei den "Meteosat"-Wettersatelliten oder bei Kommunikationssatelliten wie "Hispasat". Dank der Großaufträge in den vergangenen zwei Jahren ist das Auftragsbuch mit 1,9 Milliarden Euro prall gefüllt, der Umsatz kletterte 2011 von 425 auf 556 Millionen Euro und der Jahresüberschuss um 23 Prozent auf 13,5 Millionen Euro.
Auch die Zahlen des ersten Quartals 2012 hatten den Aufwärtstrend bestätigt. Der Umsatz stieg nochmals um 13,5 Prozent von 95 auf 108 Millionen Euro, der Gewinn von 5,2 auf 7,5 Millionen. Noch in diesem Jahr könnte es einen weiteren Großauftrag geben: Die Bundeswehr plant ein Nachfolgesystem des Satelliten-Aufklärungssystems SAR-Lupe, das zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro kosten könnte. Schon die erste Generation war 2007 von OHB geliefert worden.