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Mietvertrag für Verwaltungssitz bis 2015 verlängert Deutsches Milchkontor bleibt Bremen treu

Bremen. Das Deutsche Milchkontor (DMK) bleibt Bremen erhalten. Der Mietvertrag für das Verwaltungsgebäude in der Airport-Stadt sei jüngst bis 2015 verlängert worden, teilt das Unternehmen mit. Ein anderes Werk soll hingegen geschlossen werden.
27.10.2011, 05:00 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Das Deutsche Milchkontor (DMK) bleibt Bremen erhalten. Der Mietvertrag für das Verwaltungsgebäude in der Airport-Stadt sei jüngst bis 2015 verlängert worden, teilte das Unternehmen gestern mit. Nach der Fusion von Nordmilch und Humana hatte eine Aufgabe des Standortes im Raum gestanden. Das ist nun vom Tisch. Knapp 300 Beschäftigte behalten ihre Arbeitsstelle. Das Werk in Strückhausen bei Brake mit 56 Mitarbeitern soll dagegen geschlossen werden.

Erst im Mai hatten die Nordmilch GmbH aus Zeven und die Humana Milchindustrie GmbH aus Everswinkel in Nordrhein-Westfalen, die beiden führenden Molkereien in Deutschland, ihre Fusion vollzogen. Entstanden ist ein Branchenriese mit 24 Standorten und 5600 Mitarbeitern, der von 11000Milchbauern beliefert wird.

Damit wurde das neue DMK die unangefochtene Nummer eins in Deutschland, gehört seither zu den Top 10 in Europa und will weiter expandieren. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre könnte die verarbeitete Milchmenge von heute knapp sieben Milliarden Kilo auf einen zweistelligen Milliardenbetrag anwachsen, hatte Unternehmenschef Josef Schwaiger bei der ersten Bilanzpressekonferenz im Juni angekündigt.

Gleichzeitig hatte er aber auch davon gesprochen, dass die Fusion weitverzweigte Strukturen in der Nordhälfte Deutschlands geschaffen habe, die aus Kostengründen verändert werden müssten. Ein zweistelliger Millionenbetrag müsse eingespart werden, so Schwaiger damals. Das hatte Befürchtungen geweckt, dass auch die Verwaltungszentrale in Bremen aufgelöst werden könnte. Denn im Fusionsbeschluss war das nordrhein-westfälische Everswinkel als Hauptsitz auserkoren worden, während Zeven der juristische Sitz der Gesellschaft bleibt.

Am Mittwoch nun gab es die Entwarnung: "Wir haben den Mietvertrag in der Airport-Stadt bis Mitte 2015 verlängert", teilte Unternehmenssprecherin Godja Sönnichsen mit. Die rund 280 Beschäftigten in Bremen können nach Monaten der Ungewissheit aufatmen, ihre Arbeitsplätze sind vorerst sicher. In der Produktion wird es dagegen Einschnitte geben.

156 Jobs werden abgebaut

In einem erstmals präsentierten "Werksstrukturkonzept" ist aufgelistet, was aus Sicht des Managements passieren muss. "Wir haben über alle Standorte verteilt mehr als 50 Abteilungen, die sich zum Teil sehr ähneln", sagte Sönnichsen gestern. Deshalb soll die Herstellung nach Produktgruppen in bestimmten Werken konzentriert werden und nicht mehr wie etwa H-Milch parallel an vier Standorten produziert werden. "Nur so können wir künftig auf dem hart umkämpften Markt bestehen", sagte Produktionschef Sönke Voss.

Noch zu Nordmilch-Zeiten waren vor zwei Jahren in Strückhausen (Landkreis Wesermarsch) die Milchpulver-Abfüllung eingestellt und 28 Jobs abgebaut worden. Jetzt wird das Werk mit noch 56 Mitarbeitern ganz geschlossen, weil es künftig nicht mehr gebraucht wird. Auch der Milchhof

in Magdeburg wird künftig nicht mehr benötigt. Zudem werde es an weiteren zehn der aktuell 20 DMK-Standorte Veränderungen geben, sagt Sönnichsen. Dabei sollen noch einmal rund 40 Arbeitsplätze entfallen. Details sollen zum Jahresende bekannt gegeben werden, wenn das Konzept mit Aufsichtsrat und Belegschaftsvertretern besprochen sei. "Es wird aber nicht nur abgebaut, manche Standorte gewinnen auch dazu", sagt die DMK-Sprecherin. Zeven, die Keimzelle der Nordmilch, werde von den Verlagerungen eher profitieren.

Aktuell erwirtschaftet das DMK 30 Prozent des Umsatzes mit dem Export seiner Milchprodukte (Marke Milram), der weitaus größte Teil geht dabei in andere EU-Länder. Zusammen mit anderen weißen Produkten (Trinkmilch, Butter, Joghurt und Quark) soll in diesem Jahr ein Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Den Milchmarkt in Deutschland sieht DMK-Chef Schwaiger allerdings als weitgehend gesättigt an. Der Absatz in ganz Europa stagniere, ein Umsatzzuwachs sei nur noch durch eine Steigerung des Marktanteils zu erzielen.

Weltweit ziehe die Nachfrage nach Milchprodukten dagegen noch an. Beste Wachstumschancen sieht das Unternehmen daher nach eigenen Angaben im Ausland. In Russland, wo schon die Nordmilch mit Käse gut im Geschäft war, in ausgewählten asiatischen Ländern sowie in Afrika. Eine Expansion solle durch Kooperationen, Fusionen und Zukäufe weiter ausgebaut werden, hatte Schwaiger bereits im Juni in dieser Zeitung angekündigt. Ein Zusammenschluss mit dem niederländischen Käseproduzenten DOC Kaas (400 Millionen Euro Umsatz) wurde bereits eingeleitet. Und bis Jahresende soll die erste Niederlassung in China eröffnet werden.

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