Seit mehr als vier Jahren stehen die hölzernen Hütten des „Golden City“ in der Überseestadt. Die Kneipe soll an das Walle der 50er- und 60er-Jahre erinnern. Dazu gibt es jedes Jahr ein Kulturprogramm. Allein über das Geld der Eintrittskarten trägt sich das Projekt allerdings nicht. Deshalb haben die Golden-City-Macher im vergangenen Jahr 8500 Euro per Crowdfunding eingenommen.
Das heißt, sie haben per Internet Geld eingeworben von Menschen, die sich für das Projekt begeistern können und bereit sind, etwas dafür zu geben. Das Ganze ist eine moderne Art des Spendenaufrufs. Oft erhalten die Spender aber einen ideellen Gegenwert.
Meist läuft das Sammeln über einen festgelegten Zeitraum. Oft sind es 90 Tage. Wenn bis dahin das Geld zusammen ist, wird das Projekt realisiert – wenn nicht, dann wird daraus eben nichts. Inzwischen gibt es im Internet verschiedene etablierte Plattformen speziell für das Crowdfunding.
Plattform für das Spendenprojekt
Doch was die Crowdfunding-Plattformen im Internet bisher allein unter sich ausgemacht haben, entdecken nun auch die Banken für sich. Zumindest einige Volksbanken, bei denen der genossenschaftliche Gedanke ja Geschäftsmodell ist, sind damit an den Start gegangen. So betreibt die Volksbank Wildeshauser Geest seit Dezember 2015 auch Crowdfunding für Projekte in ihrer Region.
Schulen und Vereine können auf diese Weise die Internetseite der Volksbank als Plattform für ihr Spendenprojekt nutzen. So sammelt der Förderverein der Oberschule Harpstedt gerade für eine neue Kletterspinne, damit die Schüler dort während der Pausen herumtoben können. 6500 Euro sind notwendig, 7815 Euro sind zusammen, und das 15 Tage bevor die Spendenzeit endet.
Es ist also mehr als finanziert. Und auch die Volksbank gibt etwas dazu dazu. Alex Bering, der Crowdfunding-Verantwortliche bei der Volksbank, sagte: „Wir unterstützen momentan jeden Spendenbetrag durch zusätzliche 100 Prozent, bis die vollständige Projektsumme erreicht ist.
Je größer die Summe, desto schwerer bekommt man sie zusammen
Maximal jedoch bis zu 500 Euro je Einzelspende.“ Das passiert so lange, wie im Spendentopf der Volksbank noch Geld ist. Bering erläutert: „Bisher haben wir bei allem Projekten die Spendensumme zusammenbekommen.“ Ihm zur Seite stehen noch zwei Auszubildende. Als er begonnen hatte, sich um das Crowdfunding zu kümmern, war er selbst noch Auszubildender.
„Das ist schon eine zeitintensive Angelegenheit. Aber unser Vorstand hat gesagt, dass wir das so fortführen werden“, freut sich Bering. Er und die Kollegen erstellen zum Teil auch kleine Filme, um das Projekt vorzustellen. Die könnten theoretisch dann auch auf Youtube gestellt werden.
Bei den Projekten schauen sie schon, dass die Summe nach Möglichkeit nicht die 10.000 Euro überschreitet, weil es auch schwerer werde, die Summe zusammen zu bekommen, je größer sie ist. Allerdings konnten sie auch schon 20.000 Euro für die evangelische Alexanderkirche in Wildeshausen. Mit dem Geld wurde das alt-ehrwürdige Rosettenfenster wieder freigelegt.
Jede Volksbank kann über sich selbst entscheiden
Auf diese Art und Weise kann sich die Volksbank als Unternehmen aus der Region und für die Region präsentieren. Crowdfunding oder dann Crowdinvesting diene bisher aber nicht dazu, um Kunden auch den Teil einer Immobilie privat zu finanzieren. „Das ist alles Zukunftsmusik, aber mit den Projekten läuft es ganz gut“, fügt Bering an.
Die digitale Infrastruktur für die Crowdfunding-Plattform stammt von der IT-Tochter vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken und ging 2014 an den Start. 74 von insgesamt 972 Banken, die dem Verband angeschlossen sind, gingen damals direkt online. Da jede Volksbank eigenständig ist, kann sie für sich selbst entscheiden, ob sie ebenso Crowdfunding betreiben will oder nicht.
So hat beispielsweise die Bremische Volksbank für sich entschieden, dass das nichts für sich ist und sie anderweitig gemeinnützige Projekte in ihrem Verbreitungsgebiet finanziell unterstützt. Auch die Volksbank Wümme-Wieste unterstützt ebenso mit Crowdfunding Projekte in ihrer Region.
Sparkasse Bremen will auch Spendenplattform
Aber andere Geldinstitute versuchen zumindest den Schritt in Richtung Crowdfunding. So will die Sparkasse Bremen auch eine Spendenplattform implementieren. Sprecherin Nicola Oppermann sagte: „Dabei wird es sich um eine Plattform handeln, auf der bereits von der Sparkasse Bremen unterstützte Projekte dann für die Bremerinnen und Bremer öffentlich gemacht werden. Sie können die Projekte dann noch zusätzlich mit einer Spende unterstützen.“
Um den Jahreswechsel herum soll diese Plattform an den Start gehen. Verschiedene Banken in Bremen und umzu unterstützen ebenso diverse Projekte – aber eben auf andere Weise als mit Hilfe von Crowdfunding. Die Commerzbank setzt sich ebenso mit Crowdfunding auseinander, bietet es jedoch derzeitig nicht an.
Die Deutsche Bank hat sich ebenso eingehend mit Crowdfunding beschäftigt und sieht es gerade für junge Start-Ups als eine Möglichkeit, um gerade zu Beginn ihr Unternehmen zu finanzieren neben Investoren, die Risikokapital anbieten. Laut einer Studie der Deutschen Bank Research lag im Jahr 2014 das Volumen für Crowdfunding bei mehr als drei Milliarden US-Dollar, was aktuell etwa 2,5 Milliarden Euro entspricht.
Nicht jedermanns Sache
Die Projektkategorien, für die Gelder eingesammelt werden, reichen laut einer zweiten Studie der Deutschen Bank Research branchenübergreifend von Film, Musik und Gaming über Design, Journalismus und Mode bis hin zu web-basierten Technologien oder neuen Produkten für den Einzelhandel.
Auf den eigenen Internetseiten macht die Deutsche Bank aber darauf aufmerksam, dass eine Finanzierung durch Crowdfunding auch gleichzeitig eine Darlegung des Projekts in der Öffentlichkeit bis ins letzte Detail erfordere. Das sei nicht jedermanns Sache.
Zumindest wird es bei der Volksbank in Wildeshausen so weitergehen wie bisher. Hier wurden bisher mehr als 65.000 Euro ersammelt. Und mit der Offenlegung des Finanzierungsplans haben Schulen und Vereine keine Probleme. In der Region kennt man sich schließlich besser, dass es da nicht so große Geheimnisse gibt.