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Was von Grundig, AEG und Quelle übrig blieb / Verlust tausender Arbeitsplätze in der Region Nürnberg Die Reste deutscher Großkonzerne

Die Reste deutscher Großkonzerne
11.06.2012, 13:27 Uhr
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Von Elke Richter

Nürnberg. Grundig, AEG und Quelle waren Teil des deutschen Wirtschaftswunders, sie lieferten Fernseher, Waschmaschinen und Mode in nahezu jeden deutschen Haushalt. Doch die Schwergewichte schafften es nicht, ihre Vorrangstellung zu halten. Im globalisierten Wettbewerb verloren sie den Anschluss, waren nicht mehr flexibel, effizient und innovativ genug. Hinzu kamen Managementfehler. Am Ende stand bei allen drei Unternehmen das Aus. Mehrere tausend Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Einige Trümmer der zerbrochenen Großkonzerne überlebten und behaupten sich heute erfolgreich am Markt.

Grundig wurde nach der Insolvenz im Jahr 2003 zerschlagen. Drei Unternehmen tragen noch heute den einstigen Elektronikriesen im Namen, zwei davon produzieren weiterhin in Franken. So stellt die Grundig Business Systems GmbH in Bayreuth Diktiergeräte her, Vertrieb und Buchhaltung sitzen in Nürnberg. „Wir gehören weltweit zu den drei Großen der Branche, in Deutschland sind wir Marktführer“, berichtet Firmensprecherin Nadine Kiewitt. Grundig Business Systems wurde schon 2001 ausgegründet, der Mutterkonzern war da bereits am Taumeln.

Profitabel ist auch Grundig Sat Systems (GSS). Die Experten für Satellitenfernsehen haben im vergangenen Jahr mit gut 25 Millionen Euro den höchsten Umsatz seit der Firmengründung im Jahr 2004 erzielt. GSS ist das einzige Grundig-Überbleibsel, das noch am einstigen Stammsitz in Nürnberg-Langwasser produziert. Von der einst großen Unterhaltungselektronik-Sparte ist hingegen kaum noch etwas übrig. Zwar werden unter dem Namen Grundig noch immer Fernseher und Radios verkauft, doch inzwischen hat die türkische Koc-Gruppe bei Grundig Intermedia das Sagen. Produziert wird im Ausland, in Nürnberg sind nur 140 Mitarbeiter übriggeblieben.

Mit Delphi Grundig gab es vorübergehend noch eine vierte Firma, die den Namen fortführte. Der Autozulieferer Delphi hatte Grundig Car Intermedia Systems mit seinen weltweit 830 Autoradio-Spezialisten – darunter gut 200 in Deutschland – im Jahr 2003 übernommen. Inzwischen ist die Sparte in Delphi aufgegangen, Grundig verschwand aus dem Firmennamen.

Auch die AEG hat als eigenständiger Unternehmensteil nicht überlebt und ist heute eine Marke von Electrolux. Als die Schweden vor rund sechs Jahren das traditionsreiche Hausgerätewerk schlossen, verloren 1750 Menschen ihren Arbeitsplatz. In Rothenburg ob der Tauber besteht der letzte Produktionsstandort von Electrolux in Deutschland fort. Dort werden für 26 Marken der Gruppe Herde und Kochmulden produziert. Alle zwölf Sekunden läuft ein Ofen vom Band. In der Forschungsabteilung backen die tüftelnden Ingenieure Muffins und Blechkuchen. Werkleiter Johann Reindl macht sich keine Zukunftssorgen: „Wir haben eine Effizienzsteigerung von jährlich sechs bis sieben Prozent.“ Das automatisierte Werk könne in der Konkurrenz mit Billiglohnländern bestehen.

Vom Versandhändler Quelle existiert der Name ebenfalls noch – allerdings profitiert jetzt Ex-Konkurrent Otto von den Markenrechten. Die Werbekraft der FotoQuelle wurde vom Insolvenzverwalter auf die gleiche Weise versilbert. Wettbewerber griffen auch beim technischen Kundendienst Profectis, dem Shoppingsender HSE 24 oder den Spezialversendern zu.

Einzig die KüchenQuelle hat als funktionierendes Unternehmen mit Quelle im Firmennamen überlebt. Sie war Ende 2009 von drei Unternehmern aus Nürnberg sowie dem zuständigen Quelle-Bereichsleiter übernommen worden. Die Mitarbeiter können beruflich auf die Zukunft vertrauen. Anders ihre mehr als 10000 früheren Quelle-Kollegen, die sich nach der Insolvenz beim Arbeitsamt melden mussten.

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