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Autohandel in Bremen und Umzu Unsicheres Geschäft mit Elektroautos

Im Vergleich zum Dezember sind die Zulassungszahlen für Elektroautos in Bremen und Niedersachsen deutlich gesunken. Warum die Branche damit gerechnet hat und wie sie die Perspektiven in diesem Segment sieht.
15.02.2023, 05:00 Uhr
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Unsicheres Geschäft mit Elektroautos
Von Peter Hanuschke

Dass der Absatz von reinen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos im ersten Monat dieses Jahres im Vergleich zum Dezember deutlich einbrechen wird, kam nicht überraschend: Das Fördergeld, das sich aus Bundesmitteln und einem Zuschuss der Hersteller zusammensetzt, ist beim Kauf oder Leasing zurückgegangen beziehungsweise es wurde ganz gestrichen. Letzteres trifft auf die Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zu, die zwar einen Elektromotor haben, aber bei längeren Strecken hauptsächlich mit dem zusätzlichen konventionellen Verbrennungsmotor angetrieben werden. Wie sich die veränderten Förderbedingungen auf den Jahresabsatz auswirken, das wird in der Branche in Bremen und Niedersachsen sehr unterschiedlich bewertet.

Während die Schmidt + Koch-Gruppe, die neun Standorte in Bremen, zwei in Bremerhaven und neun in Niedersachsen hat, im Kalenderjahr 2023 "von einer stabilen Nachfrage insbesondere nach Elektrofahrzeugen" ausgeht, ist Joachim Czychy skeptischer: "Die Rahmenbedingungen sind nicht dafür geeignet, Optimismus zu verbreiten", sagt der VW-Autohändler am Hamburger Stadtrand, der Präsidiumsmitglied und Sprecher des Verbandes Kfz-Gewerbe Bremen-Niedersachsen ist.

Unabhängig von der zurückgegangenen Nachfrage nach Elektroautos im Januar sei es schwierig vorherzusagen, wie sich das Geschäft in diesem Segment entwickeln werde, sagt Czychy. Es könne sein, dass das Interesse auch längerfristig auf einem niedrigeren Niveau im Vergleich zum Vorjahr bleibe: "Die höheren Zinsen wirken sich insgesamt hemmend auf Neuwagenkäufe aus, und viele wissen noch nicht, wie sich die gestiegenen Energiepreise aufs Budget auswirken." Außerdem sei auf Herstellerseite eine deutliche Zurückhaltung zu beobachten, was zusätzliche Verkaufsförderaktionen angehe.

Nach den an diesem Dienstag vom Kraftfahrt-Bundesamt veröffentlichten Zahlen wurden im Dezember 620 reine Elektrofahrzeuge in Bremen zugelassen, im Januar waren es 117. In Niedersachsen waren es in diesem Segment im Januar 1713 statt 10.893 im Monat zuvor. Bei den Plug-in-Hybriden ergibt sich ein ähnliches Bild: Im Dezember wurden 441 Fahrzeuge zugelassen, im Januar waren es 54. In Niedersachsen lag die Zahl im Januar bei 584, im Vormonat waren es 5009 Autos. Dass die Zahlen im Dezember auch im Vergleich zu den Monaten davor in 2023 auf einen Höchststand kamen, hatte einen Grund: Wer sein Fahrzeug noch bis zum Jahresende zugelassen hat, profitierte in vollem Umfang vom Umweltbonus.

Den Umweltbonus gibt es seit Jahresbeginn für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge nicht mehr. Bei Elektroautos wird er beim Kauf oder Leasing noch reduziert gezahlt: Der Bundesanteil der Förderung für batterieelektrische und Brennstoffzellenfahrzeuge mit Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro beträgt statt 6000 Euro seit 1. Januar 4500 Euro, beim Nettolistenpreis zwischen 40.000 Euro und 65.000 Euro sind es statt 5000 nun 3000 Euro. Weiterhin gibt es zum staatlichen Umweltbonus den Herstelleranteil von 50 Prozent. Das entspricht beim Zuschuss von 4500 Euro einer Gesamtsumme von 6750 Euro. Während Privatleute die Zusatzleistungen noch bis Ende 2023 erhalten, gilt das für Gewerbetreibende bis Ende August.

Der Verkauf von Hybrid- und Elektrofahrzeugen ist bei Schmidt + Koch nach eigenen Angaben trotz der geänderten Förderbedingungen im Kalenderjahr 2023 gut angelaufen. Das gelte insbesondere im Gewerbebereich und bei Dienstwagen berechtigten Kunden, sagt Harm Fischer, Vertriebsvorstand der Autohausgruppe. Zugute komme den Händlern die technische Weiterentwicklung vor allem bei den Reichweiten der Elektroautos, die immer weiter steigt. Auch deuteten die nach wie vor langen Lieferzeiten bei vielen Modellen auf eine anhaltende Nachfrage hin, sagt Fischer weiter.

"Es war klar, dass die Zulassungen wegen der geringeren Prämie im Januar zurückgehen wird", sagt Andreas Schmidt, Produktmanager für die Marke Hyundai innerhalb der Bobrink-Gruppe, die in der Region Bremen/Bremerhaven zehn Standorte betreibt. "Dennoch gehen wir in den nächsten Monaten davon aus, dass sich das Geschäftsfeld wieder beleben wird und die Kunden weiter auf Elektromobilität umsteigen – dies auch wegen der noch vorhandenen Förderung." Festzustellen sei aber, dass die Verbraucher verunsichert seien, was die Entwicklung der Strompreise angehe. Außerdem sei nach wie vor der Mangel an Lademöglichkeiten ein Problem: "Wer steigt schon auf Elektromobilität um, wenn er keine Möglichkeit hat, sein Auto zu Hause aufladen zu können? Nur die wenigsten haben eine Garage mit einer Wallbox", sagt Schmidt. Warum die  Förderung bei den Gewerbekunden ab September 2023 wegfalle, "ist im Konstrukt Elektromobilität nicht nachvollziehbar."

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