Die Betrugsvorwürfe gegen den ehemaligen Beluga-Chef Niels Stolberg verdichten sich offenbar: Stolberg soll ab 2009 größere Summen aus Schiffbau-Krediten abgezweigt und über Auslandskonten ins Unternehmen zurücküberwiesen haben.
Eine doppelte Buchführung soll diese künstlichen Einnahmen, die angeblich rund acht Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, verschleiert haben. Zusätzlich sollen Frachtaufträge gebucht worden sein, die es nicht oder nur als Option gab.
Der US-Investor Oaktree, der bei Beluga eingestiegen war und zurzeit die Geschäfte führt, hatte nach NDR 1 Informationen der Reederei einen 100-Millionen-Euro-Kredit zur Verfügung gestellt. Ein Teil des Geldes soll allerdings nicht wie vereinbart an die chinesischen Werften geflossen sein, bei denen neue Schiffe bestellt worden waren. Stattdessen sollen die Millionen ins Ausland transferiert worden sein - auf Konten in der Schweiz, in Panama und auf den britischen Virgin Islands. Von dort wurde das Geld zurück ins Unternehmen geschleust, um Finanzlöcher zu stopfen.
Auftragsbücher, Rechnungen und Dokumente sollen entsprechend gefälscht worden sein. Nach NDR Informationen ermittelt die Bremer Staatsanwaltschaft in diese Richtung.
Oaktree hatte am 2. März Anzeige erstattet, seither ermittelt die Bremer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bilanzfälschung – das wäre eine Straftat. Bewiesen ist bislang nichts. Zwölf Führungskräfte wurden suspendiert, als Oaktree nach eigenen Angaben die vermeintlichen Manipulationen aufdeckte. Der US-Investor fühlte sich geprellt, weil der Einstieg beiBeluga im Oktober 2010 nach Recherchen dieser Zeitung an konkrete Umsatz- und Renditeziele geknüpft war, die nicht erreicht, sondern nur vorgetäuscht worden sein sollen. Oaktree übernahm kurz das Management, inzwischen sind zwei Beluga-Kernsparten insolvent. Fast vergessen von der Öffentlichkeit bemüht sich die Reederei trotz der Turbulenzen weiter um die Freilassung der von Piraten entführten „Beluga Nomination“. (Mit Material von dpa)
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