Auf dem neuen Serviceschiff von Siemens sollen Techniker länger verweilen – und sich an Bord wohlfühlen. Zur Ausstattung des Schiffs gehören deshalb unter anderem eine Sauna, ein Fitnessraum und ein Kino.
Der Wind peitscht den Regen ins Gesicht, der Himmel ist grau. Das Wetter an der Mützelfeldtwerft im sicheren Hafen von Cuxhaven lässt zumindest erahnen, was das Serviceschiff „Windea Leibniz“ einmal auf hoher See aushalten muss. Denn das Wartungsschiff ist für Einsätze in den Windparks DanTysk und Sandbank gebaut worden, damit dort die Techniker direkt vor Ort die Anlagen instand halten können.
Am 11. April wird das sogenannte Service Operation Vessel an Siemens Wind Power übergeben, in deren Händen die Wartung liegt. In Cuxhaven bekommt das Schiff seine letzte Ausstattung. „Unsere Techniker sollen möglichst viel Zeit in den Windparks verbringen und sie nicht mit dem Transit verschwenden“, sagt Siemens-Vertreter Bernd Eilitz. Während es draußen stürmt, ist es im Bauch des Schiffes ruhig und richtig komfortabel.
Crew gehört zur Reederei BS Offshore
Genau das ist die Idee hinter dem Schiff: Die Windkraftanlagen liegen knapp 130 Kilometer von der Küste entfernt, mitten in der Nordsee. Deshalb sollen die Siemens-Techniker für effiziente und schnelle Wartungsarbeiten bis zu zwei Wochen auf hoher See verbringen können – und sich dort auch wohlfühlen. Daher gehören zur Ausstattung des Schiffs eine Sauna, ein Fitnessraum und ein Kino. Vierzig Techniker und zwanzig Crew-Mitglieder kommen hier in Einzelkabinen unter. Die Crew gehört, wie das Schiff, zur Reederei BS Offshore.
Zu ihr gehört bereits das sogenannte Schwesterschiff der „Windea Leibniz“, die „Windea Lacour“, die seit 2016 im Auftrag von Siemens ebenfalls Wartungsarbeiten durchführt. Dabei zählen beide Modelle zu einer neuen Generation von Wartungsschiffen, die mit einer technischen Besonderheit aufwartet, wie Christian Brozinski von der Reederei BS Offshore erklärt: Durch die abgerundete Heckform könne das Schiff besser rückwärts fahren und somit schneller in den Windparks zu den Anlagen gelangen: „Das Besondere an diesen Schiffen ist, dass sie für diese speziellen Wartungszwecke entworfen wurden.“
Gebaut wurde die „Windea Leibniz“ in der Ulsteinwerft in Norwegen, wo sie vor wenigen Wochen getauft wurde. Knapp 3200 Tonnen wiegt sie und ist 83 Meter lang und 18 Meter breit. Für die Innenausstattung sei das Schiff jetzt nach Cuxhaven geholt worden, sagt Brozinski. Das meiste ist allerdings schon da: Die Brücke ist bereits komplett mit Mannschaftsmitgliedern besetzt, die Büros für die technische Besatzung sind schon eingerichtet. Und WLAN gibt es auch.
Neues Siemens-Werk
Auf hoher See soll das Serviceschiff Wellen von bis zu 2,5 Metern standhalten können, ohne dass die Crew davon viel mitbekommt, sagt Brozinski. Die Arbeit wird nach Angaben von Siemens bei einem solchen Wellengang nicht unterbrochen: Die Schiffe docken von Nordosten an die Windkraftanlagen an, von dort kann Material über einen Kran auf die Anlage gebracht werden. Die Techniker können dann über eine Gangway auf die Anlagen gelangen.
Für Notfälle befindet sich ein Tochterboot an Bord, mit dem die Besatzung in akuten Fällen auch mal das andere Ende des Windparks erreichen kann. Und dabei soll das Schiff ganz sicher die Balance halten. Nach der Übergabe an Siemens wird die „Windea Leibniz“ so schnell wie möglich mit Werkzeug und Materialien beladen und im Windpark Sandbank zum Einsatz kommen, erklärt Siemens-Mitarbeiter Eilitz.
Doch auch knapp drei Kilometer von der Mützelfeldtwerft entfernt geht es bei Siemens voran. Denn dort entsteht das neue Werk des Unternehmens. In ihm sollen schon ab Mitte des Jahres die ersten Teile für Sieben-Megawatt-Turbinen vom Band laufen. Diese Turbinen könnten nicht in den Windparks eingesetzt werden, die bald von den beiden Schiffen gewartet werden – die werden nämlich mit Turbinen bis zu vier Megawatt betrieben.
Das neue Werk bringt laut Eilitz knapp 1000 Arbeitsplätze nach Cuxhaven, viele weitere Stellen kämen über Zuliefereraufträge rund um das Werk dazu. Anfang 2018 soll das Werk den Vollbetrieb erreicht haben, ab da werden die Turbinen in neue Windparks verschifft. Dann werden Turbinen aus Cuxhaven in Großbritannien, den Niederlanden oder Belgien installiert.