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Gastkommentar über die Regionalwirtschaft Eine zukunftsfähige Wirtschaft direkt vor unserer Haustür fördern

Wir brauchen in Bremen eine ausgewogene Regionalwirtschaft, die unseren Bedürfnissen dient und sich nur dann überregional vernetzt, wenn es wirklich sinnvoll ist, schreibt unsere Gastautor Hannah Beering.
16.04.2019, 19:06 Uhr
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Von Hannah Beering

Wir leben in einer globalisierten Welt. Wir kaufen Kiwis aus Neuseeland, Steaks aus Argentinien und Wein aus Australien. Unsere Unternehmen sind oft Global Player mit Geschäftsbeziehungen rund um die Erde.

Die Kehrseite dieser Wirtschaftsweise sind Verkehrsbelastung, Abhängigkeit von willkürlichen Weltmarktpreisen, Monokulturen und andere ökologische Schäden. Zudem stehen unsere Unternehmen unter Konkurrenzdruck aus aller Herren Länder und geben diesen Druck an ihre Stakeholder und unsere Gesellschaft weiter. Die Folgen dieses Handelns: In den globalen Lieferketten gibt es Ausbeutung, Sklavenarbeit und Kinderarbeit.

Die Alternative zur Globalisierung ist eine Stärkung unserer regionalen Wirtschaft. Wir brauchen in unserer Heimatstadt eine ausgewogene Regionalwirtschaft, die unseren Bedürfnissen dient und sich nur dann überregional vernetzt, wenn es wirklich sinnvoll ist.

Es ist nicht sinnvoll, in Bremen Backwaren aus den USA zu verzehren und in den USA Backwaren aus Bremen. Hier wäre es effizienter, die Backrezepte auszutauschen. Nach dem Grundsatz „global denken, lokal wirtschaften“ kann selbstverständlich der faszinierende kulturelle Austausch, den wir in unserer digitalen Welt erleben, gepflegt werden. Bei den Unternehmen müssen wir jedoch diejenigen fördern, die in einer versorgungsgerechten, vielfältigen Ökonomie ohne Wachstum wirtschaften können. Hierzu gehören erneuerbare Energien, Slow Food, nachhaltige Textilien, Slow Logistics, Lebensdauerverlängerungen, Repair Labs, puristisches Wohnen, Gemeingüter (Commons), ein umlagefinanzierter öffentlicher Personennahverkehr, Nachhaltigkeitsbanken etc.

Was Zukunftsfähigkeit in der Praxis bedeutet, zeigen uns insbesondere clevere Start-Up Unternehmen. So bringt zum Beispiel die Firma HUDDY mit der Fertigung bequemer Freizeitkleidung wieder etwas Textilmanufaktur nach Bremen. Cup2date zeigt mit einem lokalen Becherpfandsystem, wie Plastikmüll vermieden werden kann. Watertuun versorgt mit einer Aquaponik-Farm Kunden vor Ort mit Fisch und Gemüse.

Aufgabe der bremischen Wirtschaftsförderung ist es vor allem, diese weitsichtigen Start-Up-Ideen in den Mainstream zu bringen und etablierte Firmen mit einer regional integrierten Nachhaltigkeitsstrategie zu fördern. Der Abschied von der Globalisierung bietet uns die Chance, eine vielfältige und zukunftsfähige Wirtschaft direkt vor unserer Haustür zu entdecken.

Zur Person

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Unsere Gastautorin

ist Diplom-Volkswirtin und war 18 Jahre lang als Wirtschaftsprüferin in Bremen und im übrigen Bundesgebiet tätig. Sie engagiert sich für die Gemeinwohl-Ökonomie Bremen.

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