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Energieeinsparungen Was tun gegen Schimmel? Tipps von Bremer Experten

Heizung aus, Pullover an: Hohe Preise und ein zeitweilig drohender Versorgungsmangel beim Gas haben in diesem Winter viele Menschen zum Energiesparen angespornt. Doch das hat nicht nur positive Folgen.
07.03.2023, 05:00 Uhr
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Was tun gegen Schimmel? Tipps von Bremer Experten
Von Christoph Barth

Energiesparen lautet das Gebot der Stunde. Angesichts hoher Öl- und Gaspreise wird in diesem Winter in vielen Haushalten die Heizung runtergedreht. Mancherorts jedoch hat das unschöne Folgen: An den Wänden bildet sich Schimmel. Die Baumärkte jedenfalls vermelden rekordverdächtige Umsätze mit Schimmelentfernern, und auch einige Handwerksbetriebe berichten von mehr Aufträgen zur Beseitigung des Pilzbefalls.

Führt sparsames Heizen zu mehr Schimmel?

Nicht unbedingt. Auffällig aber ist: Die Verkäufe von Schimmelbekämpfungsmitteln in den Baumärkten sind in diesem Winter deutlich gestiegen. Obi berichtet von einem Umsatzplus von 50 Prozent, Bauhaus verkauft ein Drittel mehr, Hagebau und Hornbach bestätigen den Trend, berichtet die "Rheinische Post". Beim Haussanierungsspezialisten Isotec, der auch Niederlassungen in Stuhr und Ganderkesee betreibt, bestätigt man auf Nachfrage: Seit dem Herbst haben sich die Anfragen stark vermehrt – weit mehr als üblich in der kalten Jahreszeit. Der Verdacht liegt also nahe: Wenn weniger geheizt wird, bekommt der Schimmel seine Chance. Andere Bremer Malerbetriebe allerdings berichten nicht von einer auffälligen Häufung der Fälle.

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Wie bildet sich Schimmel?

Schimmelpilze können beinahe überall wachsen: auf Tapeten und Teppichböden, in Kachelfugen und auf Kellerwänden, auf Stoff, Papier und Holz. Fast immer ist zu viel Feuchtigkeit die Ursache. Diese entsteht tagtäglich beim Duschen, Kochen oder Wäschetrocknen, durch Zimmerpflanzen oder schlicht beim Atmen und Schwitzen der Hausbewohner. Oft sind jedoch auch bauliche Mängel die tiefer liegende Ursache des Problems: schlechte Isolierung, feuchtes Mauerwerk, undichte Rohre.

Ist Schimmel gefährlich?

Schimmelsporen sind ein normaler Bestandteil der Umgebungsluft. In höherer Konzentration jedoch können sie vor allem für Kinder, Ältere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem zum Gesundheitsproblem werden und zu Atemwegsbeschwerden und allergischen Reaktionen führen.

Wie kann man Schimmel verhindern?

Ein beliebtes Streitthema, vor allem zwischen Mietern und Vermietern. Fest steht: Ist die Luftfeuchtigkeit hoch, kondensiert sie an kalten Flächen und kann dort die Schimmelbildung begünstigen. Dagegen hilft regelmäßiges Lüften – mehrere Minuten bei weit geöffneten Fenstern – und Heizen: Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, die sich dann nicht an den Wänden niederschlagen kann. Entscheidend ist dabei weniger die Raumtemperatur als die Temperatur der Wand: 15 bis 16 Grad sollte sie mindestens warm sein, um Feuchteschäden zu verhindern. Niedriger sollte die Raumtemperatur in gut isolierten Häusern also nicht sein, in schlecht isolierten muss unter Umständen kräftig gegen den Schimmel angeheizt werden. Zur Kontrolle hilft ein Hygrometer, das die Luftfeuchtigkeit im Raum misst: Zwischen 40 und 60 Prozent sollte sie liegen.

Und wenn der Schimmel erst mal da ist?

Oberflächlichen Befall von bis zu einem halben Quadratmeter kann man selbst behandeln, rät das Umweltbundesamt. Die Mittel im Baumarkt sind vielfältig: Die meisten basieren auf Benzalkoniumchlorid, einem starken Desinfektionsmittel, oder Chlor, das allerdings die Atemwege reizen kann. Weniger aggressiv sind hochprozentiger Alkohol oder Brennspiritus. Wichtig: Bei der Behandlung mindestens Handschuhe tragen und eine Gesichtsmaske – die Vorräte aus der Coronazeit dürften in den meisten Haushalten noch nicht aufgebraucht sein.

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Wann muss ein Fachbetrieb ran?

Bei großflächigem und tief ins Material eingedrungenen Befall ist fachkundige Hilfe erforderlich. "Bei Tapeten reicht es oft nicht, den Befall oberflächlich zu behandeln", rät Klaus Schuller, Malermeister und Umweltbeauftragter der Maler- und Lackiererinnung Bremen. Unter der Tapete schimmelt es nämlich weiter, vor allem bei Raufasertapeten, die eine gute Nahrungsgrundlage für den Pilz bilden. Silikatfarbe kann hier Abhilfe schaffen. Ansonsten rät der Fachmann zu einer besseren Dämmung, damit die Wand nicht so stark auskühlt und die Feuchtigkeit kondensieren lässt: "Die Außendämmung ist immer das Mittel der ersten Wahl", erklärt Schuller. "Aber auch bei der Innendämmung kann man mit Kalziumsilikatplatten einiges erreichen."

Was müssen Mieter beachten?

Beim Mieterverein Bremen hat die Zahl der Anfragen zum Thema Schimmel noch nicht deutlich zugenommen. "Wir hatten das befürchtet, aber bislang ist es nicht dazu gekommen", sagt Geschäftsführerin Kornelia Ahlring. Falls es in der Wohnung schimmelt, muss der Mieter dies dem Vermieter umgehend mitteilen. "Dieser muss dann nachweisen, dass kein baulicher Mangel vorliegt" erklärt Ahlring. Meist sei dafür ein Fachmann erforderlich. Die Mieter wiederum sind verpflichtet, die Wohnung so zu beheizen, dass kein Schaden entsteht. "In der Regel heißt das: 20 Grad Raumtemperatur und dreimal am Tag Stoßlüften", schildert Ahlring. "Es gibt natürlich Wohnungen, in denen man auch auf 18 Grad runtergehen kann, ohne dass etwas passiert." Engagiertes Energiesparen kann Mieter also durchaus vor ein Dilemma stellen.

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