Ein Lieferstopp von russischem Gas würde Deutschland als Industrienation hart treffen. Es wird eine große Herausforderung, das noch vorhandene Gas sinnvoll zu verteilen. Ob diese Herausforderung durch die bislang von der Bundesregierung kommunizierte Reihenfolge gemeistert wird, also Privathaushalte und öffentliche Einrichtungen bevorzugt zu versorgen, ist fraglich. Dann gibt es zwar für die nächsten Monate geheizte Wohnzimmer, aber wirtschaftliche Zerwürfnisse mit Langzeitfolgen, weil in manchen Branchen die Produktion zum Erliegen kommt.
Die Bundesregierung ist nicht untätig gewesen: Sie hat bereits Weichen gestellt, um Alternativen zum russischen Gas aufzubauen. Doch das reicht nicht. Der drohende Energieengpass ist eine Ausnahmesituation, die es in dieser Form noch nicht gab. Die Antwort darauf muss entsprechend sein. Beim Bau des LNG-Terminal in Wilhelmshaven muss beispielsweise noch mehr Gas gegeben werden. Es muss eine Dynamik entstehen, die es bei öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen in dieser Form auch noch nicht gab.