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Serie: Entlang der Lieferkette – Teil VI Ein weltweites Netzwerk für Projektlogistik

Alexander Global Logistics ist neben dem ursprünglichen Hauptgeschäft - dem Transport von Papier und Zellstoff - unter anderem auch in der Projektlogistik tätig und hat dafür ein weltweites Netzwerk aufgebaut.
01.07.2021, 17:39 Uhr
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Ein weltweites Netzwerk für Projektlogistik
Von Peter Hanuschke

Ein Netzwerk ist nur so gut wie seine Mitglieder selbst. Das weiß auch Carsten Hellmers, geschäftsführender Gesellschafter von Alexander Global Logistics (AGL). Deshalb hat der Bremer Logistikdienstleister 2017 die Projekt Logistics Alliance mit gegründet – ein Netzwerk von ausgewählten Projektspediteuren weltweit.

"Wir bieten als Logistiker unsere Dienstleistungen weltweit an und das kann man als mittelständisches Unternehmen nur umsetzen, wenn man mit verlässlichen Partnern zusammenarbeitet, die auch die Qualität abliefern, mit der sie werben", so Hellmers. "Das war der Hauptgrund, weshalb wir das Netzwerk mit initiiert haben." Denn es bringe nichts, "wenn ich ein Unternehmen auf den Philippinen in meine Logistikkette einbaue, das sich als Projektlogistiker ausgibt, aber am Ende nur Container kann."

Die Projekt Logistics Alliance hat laut Hellmers weltweit über 200 Mitgliedsunternehmen - maximal zwei pro Land, mit Ausnahme von China und den USA, wo es mehr sind. Und jedes Unternehmen unterziehe sich regelmäßig einer externen Prüfung. "So haben alle Gewissheit, weltweit Qualität auf einem sehr hohem Level nutzen zu können."

Projektlogistik - also der Transport von großen Gütern und Maschinen, die nicht mehr in Container passen - ist für AGL nur eines von mehreren Standbeinen. Gegründet wurde AGL von Carsten Hellmers 2006 zusammen mit der US-amerikanischen Logistikfirma V. Alexander. "Die Idee war damals, dass V. Alexander von unseren Kontakten in Deutschland und Europa profitiert und wir von deren Netzwerk in den USA", so Hellmers, der 1975 seine Logistiklaufbahn mit einer Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei der Bremer Firmengruppe Nicolaus Haye/Bruno Bischoff Reederei startete.

Dass damalige Geschäft mit dem Transport von Papier und Zellstoff ist geblieben – jährlich schlägt AGL mehr als eine Million Tonnen Papier und Zellstoff über Bremen und verschiedene Europäische Häfen um – und gehört nach wie vor zu einem der AGL-Kerngeschäfte. Aber die Partnerschaft haben beide Seiten nach drei Jahren aufgelöst. "Wir hatten uns beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt und sind freundschaftlich auseinander gegangen", so Hellmers, der nach der Trennung 75 Prozent der Anteile übernahm. AGL-Prokuristin Monique Geisler war von Stunde null an mit an Bord und hält 25 Prozent des Unternehmens.

Dass der Name Alexander blieb, dafür gibt es einfache Erklärung: "Wir wollten unsere Kunden nicht umgewöhnen, und wir hatten uns unter dem Namen in der Branchen etabliert." Lediglich dass V verschwand. "Alexander passte zudem, weil mein Sohn so heißt." Sein Sohn ist 2017 ins Unternehmen gekommen. "Es ist schön, dass die nächste Generation mit dabei ist. Das macht nicht nur enorm viel Spaß, sondern sorgt für neue Impulse."

Genau wie sich AGL ab 2009 den Geschäftszweig Projektlogistik eröffnete, ist der Aufbau von mehreren Standbeinen weiter vorangeschritten. "Ich habe damals einen erfahrenen Projektlogistiker ins Unternehmen geholt, der eigentlich in Rente gehen wollte, aber Spaß daran hatte, diese Abteilung neu aufzubauen." Es sei relativ schnell klar gewesen, dass sich AGL nicht nur auf Zellstoff und Forstprodukte konzentrieren werde. "Es gibt immer mal Schwankungen in dem einen oder anderen Bereich. Die kann man besser abfedern, wenn man in verschiedenen Feldern tätig ist", so Hellmers. Beim Zellstoff sei es beispielsweise so, dass die Nachfrage schwanke, weil die Herstellung von Druckerzeugnissen in manchen Bereichen zurückgegangen sei. Dafür sei der Bedarf an Karton-Verpackungsmaterial durch den boomenden Online-Handel enorm gestiegen.

Die Diversifikation des Unternehmens wird auch an der Zahl der Mitarbeiter deutlich: "Als wir AGL gründeten, waren wir fünf Mitarbeiter, heute hat AGL über 80 Beschäftigte und Niederlassungen in Brasilien, Chile, USA, Polen, UK, Niederlanden und China." Neben Projektlogistik und der gesamten Lieferkette für Zellstoff sowie Papier, zu der unter anderem auch die weltweite Lagerung, Distribution und digitale Bestandsführung gehören, hat sich AGL weitere Geschäftsfelder erschlossen: "Wir führen Qualitätskontroll- und Terminalaudits mit unseren hauseigenen Experten und vereidigten Sachverständigen durch und bieten IT-Logistik-Optimierung an." Einmal habe AGL beispielsweise einen Löschvorgang in Abu Dhabi stoppen müssen. "Dort wurde zum ersten Mal im Hafen Zellstoff umgeschlagen, unser Kunde hatte uns damit beauftragt, den Löschvorgang zu begleiten. Das Löschen des empfindlichen Zellstoffs konnte erst fortgesetzt werden, bis wir die geeigneten Klammerstapler besorgt hatten."

"Wir bieten auch klassische Luft- und Seefrachtdienstleistungen an, wir sehen uns aber gerade beim Transport von Containern nicht als Mitbewerber zu den Großlogistikunternehmen wie Kühne & Nagel. Im Massengeschäft kann man als Mittelständler nicht mithalten." Auch im Containergeschäft müsse man seine Nischen finden. Oft sei man da in der Kombination Transport und Distribution erfolgreich. "Wir sind beispielsweise für den Import einiger ausgewählter Autoteile aus China und die Weiterverteilung in Europa zuständig."

Und es sei immer gut, sich auf allen Transportwegen zu Hause zu fühlen. "Deshalb hat mein Sohn zusammen mit einer chinesischen Kollegin neben der Projekt Logistics Alliance das New Silk Road Network mitinitiiert." Das Netzwerk mit inzwischen über 70 Partnern konzentriere sich auf den Transport von Waren von und nach China über die Initiative Belt & Road (Bahn und See). Das sei eine interessante Verbindung, weil die euro-asiatischen Bahnstrecken einen direkten Zugang zu abgelegenen Gebieten im Landesinneren in China ermöglichen. Zudem liege die Transportzeit zwischen zwölf und 18 Tagen im Gegensatz zum Schiff, das mindestens zehn Tage länger benötige. Diese Transportweg könne auch wegen der geringeren Kosten im Vergleich zur Luftfracht eine Alternative sein.

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