Als Niels Stolberg mit seiner Beluga-Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr in Konkurs ging, war das nicht nur für Mitarbeiter, Zulieferbetriebe und Geschäftspartner ein harter Schlag. Auch viele soziale Projekte, die der Bremer Reeder ins Leben gerufen hatte, mussten die Segel streichen. Der Bremer Fonds ist ein Verein, der sich nach dem Ausscheiden des Hauptsponsors neu aufgestellt hat.
Bremen. Erwin Bartsch kann sich an den Tag der Mitgliederwerbung im Dezember 2010 in der damals gerade fertiggestellten Westkurve des Weserstadions noch gut erinnern. Der gemeinnützige Verein Bremer Fonds, den der Reeder Niels Stolberg gemeinsam mit anderen Unternehmern 2008 ins Leben gerufen hatte, warb damals um weitere Engagierte. Bartsch war angesprochen worden und gekommen. Zwischen diesem Kontakt und seiner Wahl zum neuen Vorstandsvorsitzenden Ende 2011 liegt nicht nur ein knappes Jahr, sondern auch der Untergang der Beluga-Gruppe. Während viele andere soziale Projekte den Ausfall ihres Hauptsponsors nicht verkrafteten, wollen die Mitglieder des Bremer Fonds ihren Verein mit verändertem Konzept und viel Engagement in die Zukunft führen. "Es stand immer fest: Wir wollen weitermachen", betont Bartsch. Die Weichen dafür sind gestellt.
"Wir wollen Treuhänder für soziales Engagement sein", sagt der Vereinsvorsitzende. 20 Mitglieder, zum Teil namhafte Unternehmen und Privatpersonen, hat er im Bremer Fonds um sich, mit denen in der Hansestadt soziale Projekte vor allem im Bereich Schulabschluss/Berufsausbildung weiterhin gefördert werden sollen. Die Voraussetzungen dafür haben sich seit den Tagen Stolbergs indes komplett geändert. Der Reeder hatte bei einer "Nacht der Jugend" im Rathaus im Jahr 2007 die Vereinsgründung angeschoben, um sozial benachteiligte Jugendliche zu unterstützen. Stolberg sicherte für den Anfang 500000 Euro zu. Das Geld und die finanzielle Unterstützung anderer Mitglieder flossen in vielerlei Projekte in verschiedenen Stadtteilen.
Andere Herangehensweise
Konzept und Zukunft des Vereins haben sich seitdem grundlegend geändert. Habe man früher nach Projekten für das vorhandene Geld gesucht, so schaue man jetzt nach dem Geld für ein Projekt, das unterstützt werden soll, so der Vorsitzende. "Wir wollen nachhaltig tun, was in der Satzung steht", unterstreicht Bartsch. Dazu gehört für ihn, "den Verein zuverlässig in die Zukunft zu führen". Um das zu erreichen, haben sich die Mitglieder viel Arbeit vorgenommen. Sie wollen zusätzliche Mitglieder und Sponsoren für die gute Sache werben. Und die besteht weiterhin darin, Jugendliche in Bremen zu unterstützen, die aus verschiedenen Gründen schlechtere Voraussetzungen haben als andere.
Das Feld förderungswürdiger Projekte ist groß: Hausaufgabenhilfe für Mädchen mit Migrationshintergrund, das Familien-Bildungsprogramm "Hippy", die Initiative "Kids in die Clubs" der Bremer Sportjugend, das Projekt "Beruf erleben" oder "Balu und du", eine Mentoren-Initiative der Freiwilligenagentur mit Mentoren für Grundschulkinder. Der Bremer Fonds hat viele unterstützt. "Und wir haben nirgends eine Zusage zurücknehmen müssen", betont Bartsch nicht ohne Stolz.
Existenz ist gesichert
Nach Abwicklung der Projektunterstützung mit Hilfe der Rücklagen und der Mitgliedsbeiträge hat der Verein für das laufende Jahr einen neuen Wirtschaftsplan aufgestellt. Die Existenz ist gesichert. "Wir haben nun nicht mehr einen Sponsor, dafür viele Mitglieder", sagt Bartsch. Mit der Freiwilligen-Agentur will er im März über weitere Projekte sprechen, die der Bremer Fonds fördern könnte. Die Mentoring-Idee, wie sie bei "Balu und du" existiert, sei passend für den Kreis der Unternehmer im Verein. Man könne sich vorstellen, an der Schnittstelle zwischen Schulabschluss und Bewerbungsphase einzusteigen, um Jugendliche bei diesen Hürden zu unterstützen, eventuell Ausbildungsplätze suchen helfen oder Praktikumsstellen in den Mitgliedsunternehmen finden. "Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, sondern Bestehendes fördern", sagt der 66-Jährige. Deshalb gehe man auf passende Träger zu und schaue dann, wie man sie unterstützen könne. "Jeder, der seinen Berufsabschluss schafft, ist in der Zukunft weniger durch Benachteiligung gefährdet."
Die Idee, mit dem Engagement die soziale Spaltung der Stadt verhindern zu helfen, ist Bartsch "zu groß. Mir geht es um den einzelnen Jugendlichen, der jetzt Hilfe braucht." Eher kommt für ihn die Motivation, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen, infrage. "Das klingt vielleicht pathetisch, aber es stimmt. Mein Werdegang passt zu dem, was der Verein macht", sagt der Bremer Unternehmer, der nach der Regelung der Nachfolge in seiner IT-Firma mehr Zeit für soziales Engagement aufbringen will. Deshalb hat er die Vereinsaufgabe nach kurzer Bedenkzeit gern übernommen. "Ich habe selbst erlebt, wie hilfreich es sein kann, wenn Menschen einem zur rechten Zeit zur Seite stehen."