Europa scheint für viele Menschen weit entfernt. Die Europäische Union wird oftmals als bürokratisches Konstrukt wahrgenommen. Wichtige und richtige Argumente, wie die Sicherung von Frieden und Freiheit auf unserem Kontinent, wirken zudem sehr abstrakt. Dabei geht ein gemeinsames, freies Europa jeden Einzelnen von uns an – ganz konkret und unmittelbar. Gerade hier in unserem kleinen Bundesland Bremen. Denn unser Wohlstand und unsere Arbeitsplätze hängen direkt an einem funktionierenden europäischen Binnenmarkt. Kein Europa hieße für viele Bremer: auch kein Job.
Dazu einige Fakten: Rund 50 Prozent der Bremer Exporte gehen in die Länder der EU. Das sind mehr als zehn Milliarden Euro Warenwert – Jahr für Jahr! Frankreich, Großbritannien, Belgien, Italien, Spanien und die Niederlande gehören zu den wichtigsten Exportpartnern des Landes Bremen. Was würde es für die Arbeitsplätze in unserem Land bedeuten, wenn maßgebliche Teile dieser Exportumsätze verloren gingen?
Wie konkret die Bedrohungen sind, zeigt die Diskussion um den Brexit. Allein nach Großbritannien, das die Union verlassen will, exportierten Bremer und Bremerhavener Unternehmen im vorigen Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro.
Aber mehr noch: Rund 550 Unternehmen mit Sitz in einem EU-Staat sind im Land Bremen wirtschaftlich aktiv. Sie investieren in unserem Bundesland und schaffen hier vor Ort Jobs. Auch für den Bremen-Tourismus sind europäische Länder wie die Niederlande, Großbritannien, Frankreich oder Schweden wichtige Quellmärkte.
103 Millionen für Bremen und Bremerhaven aus Fördermitteln
Und schließlich darf man nicht zu vergessen: die Förderung der Regionalentwicklung durch den Europäischen Fonds der EU-Kommission. In der aktuellen Förderperiode – 2014 bis 2020 – fließen aus diesem Topf 103 Millionen Euro nach Bremen und Bremerhaven.
Die Fakten zeigen klar: Eine Europäische Union mit einem gemeinsamen Binnenmarkt – also mit Waren, Dienstleistungs- und Reisefreiheit – ist für ein stark exportorientiertes Bundesland wie Bremen unabdingbar. Zweifellos gibt es auch in der EU Reformbedarf, allem voran der Abbau von Bürokratie und bessere Rahmenbedingungen für Innovationen. Aber dieser Befund darf nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen: Ein großer Teil unseres Wohlstands und unserer Arbeitsplätze in Bremen und Bremerhaven hängen an Europa. Dies sollte man nicht vergessen, wenn man am kommenden Sonntag wählen geht.
Unser Gastautor ist Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven.