Die EWE wird in diesem Jahr ein weiteres Mal die Gaspreise erhöhen. Das hat Stefan Dohler, der Vorstandsvorsitzende des Oldenburger Energieversorgers, bei der Präsentation der Jahresbilanz angekündigt. "Wir müssen als Unternehmen wirtschaftlich agieren und müssen die Preise weitergeben", sagte der EWE-Chef. Das solle aber mit Augenmaß geschehen. In welcher Größenordnung die Preise für Kunden im Grundtarif steigen werden, teilte Dohler jedoch nicht mit.
Beim Strompreis werde der Konzern, zu dem auch die Bremer SWB gehört, dagegen zum 1. Juli die abgeschaffte EEG-Umlage in Höhe von 3,7 Cent pro Kilowattstunde an die Kunden weitergeben. So schreibt es auch der Gesetzgeber vor.
Kohlekraftwerk in Bremen-Hastedt länger am Netz?
Um sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen, zeichnete Dohler mehrere Wege auf. Dabei schloss er auch nicht aus, dass das Kohlekraftwerk der Bremer SWB länger laufen werde. Ursprünglich war die Überlegung, dass der Block 15 im Kraftwerk Bremen-Hastedt, der mit Steinkohle betrieben wird und eine Leistung von 50 Megawatt hat, 2023 vom Netz geht. Dohler sagte: "Das hängt sehr von der Entwicklung ab. Ob wir den Block dann kommerziell vermarkten oder zur Stilllegung anmelden, müssen wir sehen. Sehr wahrscheinlich würde der bei einer Abmeldung auf Anordnung der Bundesnetzagentur in die Reserve gehen." Dann würde das Kohlekraftwerk unter der Einsatzhoheit der Bundesnetzagentur stehen, um in Notfalllagen die Kapazitäten zur Verfügung zu stellen.
Wenn der Block weiterläuft, müsste der Konzern keine großen Nachrüstungen vornehmen. Allerdings müsste man dabei einen Blick auf die Beschäftigten vor Ort haben. "Sowohl sie als auch die SWB insgesamt haben sich auf einen Ausstieg vorbereitet." Sollte Block 15 weiterlaufen, ist das für Dohler aber nur eine mittelfristige Lösung, bis es eine bessere Option gibt. Es solle lediglich dazu dienen, um weitere zwei bis vier Jahre zu überbrücken. "Die Möglichkeit dort sollten wir nicht wegschenken", beurteilte Dohler die Situation. Der Block 6 der SWB am Kraftwerk Hafen ist bereits stillgelegt und werde auch nicht mehr reaktiviert.
"Teures LNG zu importieren, kann nicht die Lösung sein"
Auf der anderen Seite gab Dohler zu bedenken: "Extrem teures LNG zu importieren, kann langfristig nicht die Lösung sein." Die Infrastruktur, die allerdings in Wilhelmshaven für das schwimmende LNG-Terminal geschaffen wird, könne in der Zukunft auch für die Versorgung mit Wasserstoff dienen. "Wir müssen eine Wasserstoffwirtschaft mit eigener Position und Importstruktur schaffen. Denn auch in Zukunft werden wir Importeur von Energie sein", sagte Dohler. Für das Flüssiggas aus Wilhelmshaven hat man Kapazitäten zur Verfügung, um 30 Terawattstunden speichern zu können – dazu gehört die Gaskaverne in Huntorf in der Wesermarsch, die künftig auch als Speicher für Wasserstoff infrage kommen könnte. Um das LNG-Terminal ans Netz der EWE anzuschließen, bedarf es einer 45 Kilometer langen Gasleitung.
Die Gasspeicher der EWE sind derzeit zu 36 Prozent gefüllt. In die meisten Kavernen werde jetzt eingespeichert. "Die Importe lassen das zu. Ich finde es als Bürger dieses Landes wichtig, dass wir schnell Gas in die Speicher bekommen. Da muss alles andere zurückstehen – auch wir", stellte der EWE-Vorstandsvorsitzende fest.
Keine Gasleitungen mehr in Neubaugebieten
Gleichzeitig kündigte er an, dass die EWE ab dem kommenden Jahr in Neubaugebieten keine Gasleitungen mehr verlegen will: "Es gibt viele Bauherren, die das inzwischen nicht mehr wollen." Alternativen könnten Wärmepumpen sein oder Fernwärme oder eine strombasierte Wärmeversorgung. Der Energieversorger will selbst zusammen mit einem Partner in den Verkauf von Wärmepumpen einsteigen. Dabei setzt Dohler auch auf das lokale Handwerk vor Ort.
Aufgrund des Kriegs in der Ukraine seien die vergangenen Wochen sehr anstrengend und belastend gewesen. Die EWE hat einen Krisenstab eingerichtet, der sich täglich berät. Er hat dabei auch Themen wie die Cybersicherheit im Auge, der Austausch mit Bund, Ländern und Verbänden sei intensiv. Zur Abhängigkeit von russischem Gas sagte Dohler abschließend: "Das war ein Fehler, aber hinterher weiß man das immer."