Frankfurt/Main. Das Umfeld könnte kaum ungünstiger sein. Die Eurozone steckt in der Rezession, die Schulden- und Bankenkrise könnte das ganze Projekt Gemeinschaftswährung zu Fall bringen. Inzwischen hat auch Spanien angekündigt, für seine Banken Schutz unter dem EU-Rettungsschirm zu suchen. Die Angst vor den Folgen ist allgegenwärtig. Trotzdem steuert Deutschland weiter auf ein vergleichsweise solides Wachstum von einem Prozent zu – der deutsche Konjunkturmotor verhindert den Absturz der Eurozone.
Auch wenn sich die Konsumausgaben dank der historisch hohen Beschäftigung und der jüngsten Tarifabschlüsse vom Sorgenkind zur wichtigen Säule für das deutsche Wachstum gemausert haben: Seine Stärke hat Deutschland auch seiner wettbewerbsfähigen Exportindustrie zu verdanken. Die wird zwar von der Kaufzurückhaltung in den Euro-Ländern gebremst, aufgehalten wird sie aber nicht, sagt der Präsident des Außenhandelsverbands, Anton Börner: „Die Euro-Krise hinterlässt Spuren im Außenhandel. Die Märkte außerhalb Europas kompensieren aber die schleppende Nachfrage aus der Eurozone.“
Dabei zeichnet sich ab, dass der Euro-Raum als Abnehmer deutscher Produkte immer weiter an Bedeutung verliert, während die Boom-Regionen etwa in Asien wichtiger werden. Börner ist überzeugt, dass die deutsche Exportwirtschaft den Rückgang in den europäischen Kernmärkten verkraften kann. Denn Deutschlands Exporteure seien schon wieder auf einem guten Weg zu einem Rekordjahr.
Weniger Exporte in Krisenländer
Daran kann auch die Delle aus dem April nichts ändern. Schließlich kommt die Weltkonjunktur allmählich wieder in Fahrt – das stärkt die Nachfrage nach Maschinen, Autos oder Chemieprodukten „Made in Germany“. Zuversichtlich stimmt, dass die Exporteure Produkte anbieten, die in aller Welt begehrt sind, zu konkurrenzfähigen Preisen. Die breite Fächerung der deutschen Exportmärkte zahlt sich aus.
Gingen vor 20 Jahren noch mehr als die Hälfte der Warenexporte in die heutigen Euroländer, waren es im Jahr 2011 nur noch knapp zwei Fünftel. In die Krisenländer Griechenland, Portugal, Irland, Spanien und Italien zusammen liefert Deutschland nur noch elf Prozent seiner Ausfuhren. Nachbar Frankreich ist dagegen der beste Kunde und kaufte 2011 für 101,5 Milliarden Euro in Deutschland ein. Mit Sorge wird daher beobachtet, dass sich die Konjunkturaussichten der zweitgrößten Volkswirtschaft des Euroraums verschlechtern.