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Programmieren als Chance für Arbeitslose Fachinformatiker haben gute Jobaussichten

Die Arbeitsagentur fördert aktuell viele Umschulungen im gewerblich-technischen Bereich — unter anderem die im IT-Bildungshaus. Wer das als Fachinformatiker verlässt, hat oft gute Jobaussichten.
06.03.2017, 20:12 Uhr
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Fachinformatiker haben gute Jobaussichten
Von Maren Beneke

Arbeitsagentur und Jobcenter fördern aktuell vergleichsweise viele Umschulungen im gewerblich-technischen Bereich — unter anderem auch die im IT-Bildungshaus. Wer das als Fachinformatiker verlässt, hat oft gute Jobaussichten.

Eigentlich wollte Nadja Hansen etwas mit den Händen machen. Eine Umschulung im Bereich Orthopädie-Technik, das hätte sie sich gut vorstellen können, damals, als sie zur Arbeitsagentur gegangen ist. Doch der Arbeitsvermittler bei der Behörde hatte eine andere Idee: Hansen sollte sich lieber zur Fachinformatikerin weiterbilden lassen. Mit ihrem Abitur brachte sie die entsprechenden Qualifikationen mit.

Außerdem fördern Arbeitsagentur und Jobcenter aktuell vergleichsweise viele Umschulungen im gewerblich-technischen Bereich. Also machte Hansen ein Praktikum und stellte fest: Handwerk und IT, das geht doch zusammen. Heute, gut ein Jahr später, lässt sich die 45-Jährige zur Fachinformatikerin weiterbilden – und hat im Anschluss gute Chancen, einen Job zu finden.

Im vergangenen Jahr hat Team Neusta über das Tochterunternehmen HEC das IT-Bildungshaus, bei dem Hansen nun lernt, ins Leben gerufen. Arbeitssuchende, Wiedereinsteiger aber auch Flüchtlinge werden hier weitergebildet. Für beide Seiten ist das eine Win-win-Situation: für die Teilnehmer, weil sie an das größte Bremer IT-Unternehmen angeschlossen sind und damit direkt aus der Praxis lernen können, und für Neusta als ständig wachsende Firma, die von den ausgebildeten Fachinformatikern als potenzielle neue Arbeitskräfte profitieren kann.

Zeitgemäßer Lehrplan

Eine, die das IT-Bildungshaus mitaufgebaut hat, ist Gabi Rosenbaum. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Weiterbildung hat sie jede Menge Wissen in das Programm eingebracht. „Der Nachteil bei vielen anderen Bildungsträgern ist, dass sie abgekoppelt von der Wirtschaft arbeiten“, sagt sie. Dabei müsse gerade im Bereich Informationstechnologie die Weiterbildung permanent überprüft und den Anforderungen aus der Industrie entsprechend geändert werden. „Das, was in der IT zeitgemäß ist, muss schnellstmöglich den Weg in den Lehrplan finden“, sagt Rosenbaum.

Dafür sorgt unter anderem Thomas Freese, der den Teilnehmern als Dozent einen Großteil der IT-Grundlagen in Theorie und Praxis vermittelt. Aber auch Mitarbeiter von HEC und dem Team Neusta-Verbund stehen als Lehrer vor den Klassen. Zu Beginn der Umschulung haben Dozenten den Teilnehmern, so erzählt Hansen, noch vergleichsweise einfache Aufgaben gestellt. Eine simple Website bauen, ein bisschen mit den Farben spielen. Mittlerweile seien die Aufgaben sehr viel anspruchsvoller. Einen fiktiven Webshop für einen Weinhandel zu erstellen, gehörte beispielsweise zu den Arbeitsaufträgen. „Am Anfang, wenn uns eine Aufgabe gestellt wird, denke ich oft: ‚Wie soll das denn zu schaffen sein?’“, erzählt Hansen, „aber irgendwie bekommt man es immer hin.“

Jeden Tag im Klassenraum

Über sich selbst sagt die 45-Jährige, dass sie noch nie mit solch komplexen Zusammenhängen zu tun hatte wie nun in der Umschulung. Dabei hat sich Hansen in der Vergangenheit schon in vielen Bereichen ausprobiert. Nach dem Abi studierte sie Politikwissenschaften, dann Geografie und Anglistik. Auch eine Ausbildung in der Pathologie hat sie begonnen. All das ohne Abschluss. Zuletzt hat sie viele Jahre in einem Bio-Laden gearbeitet. Doch der Job habe sie nicht mehr glücklich gemacht. Also entschied sie, etwas zu ändern. „Ich wollte mehr Input für meinen Kopf“, begründet Hansen.

Seit Juni sitzt sie jeden Tag mit ihren 14 Mitschülern – die meisten sind zwischen 25 und 40 Jahre alt – im Klassenraum und programmiert. Zwei Jahre dauert die Umschulung, an deren Ende die IHK-Prüfung zum Fachinformatiker steht. Beim IT-Bildungshaus ist mit insgesamt sieben Monaten ein nach eigenen Angaben vergleichsweise langer Praktikumsteil vorgesehen. Für Hansen ein Plus: „Ich finde den Gedanken toll, mir während des Praktikums schon den späteren Weg zu ebnen“, sagt sie.

In Bremen gibt es mehrere Möglichkeiten, sich zum Fachinformatiker umschulen zu lassen. Auf dem Portal für Aus- und Weiterbildungen der Arbeitsagentur sind für die Hansestadt derzeit neben dem IT-Bildungshaus drei weitere Anbieter gelistet, deren Kurse demnächst starten. Die Einrichtungen werden von Arbeitsagentur und Jobcenter mit Bildungsgutscheinen gefördert, sie bekommen also für jeden Teilnehmer Geld und stehen daher im Wettbewerb untereinander.

IT-Bildungshaus ist kein Geschäftsmodell

Für Team Neusta ist das IT-Bildungshaus nach eigenen Angaben kein Geschäftsmodell. Auch, weil die Kosten für Räume, Technik und Dozenten die Einnahmen durch die Unterstützung der Behörden übersteigen. „In Zukunft wollen wir uns aber selber tragen“, sagt Rosenbaum.

Nicht jeder kommt für eine Umschulung zum Fachinformatiker infrage. Das habe nicht unbedingt etwas mit dem Schulabschluss zu tun, sagt Rosenbaum. Um die Abbrecherquote im Rahmen zu halten, gibt es beim IT-Bildungshaus eine Erprobungswoche, in der potenzielle Teilnehmer austesten können, ob der Job etwas für sie ist. „Wir brauchen Menschen, die wissen, dass sie dahingehören“, sagt Rosenbaum. Ihr Ziel: eine durchschnittliche Eingliederungsquote von 80 Prozent erreichen und damit einen Großteil der Teilnehmer im Anschluss wieder in den Beruf zu bekommen.

Beim derzeitigen Kurs, dem ersten des IT-Bildungshauses, sieht es nach Rosenbaums Angaben gut aus. Hansen freut das. Natürlich muss sie im kommenden Jahr erst einmal die Prüfung der Handelskammer bestehen. Ein wenig aufgeregt ist die 45-Jährige schon jetzt. Schließlich geht es um ihre Zukunft. Aber sie ist auch optimistisch. Denn dass sie ihr Handwerk versteht, hat sie sich im Kurs immer wieder selbst bewiesen.

Interessenten können sich zum Vorabgespräch bei Gabi Rosenbaum per E-Mail an gabi.rosenbaum@it-bildungshaus.de oder unter Telefon 20 75 07 50 melden.

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