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Studenten der Hochschule gewinnen Preis Bremer Katamaran-Entwurf für den Amazonas ausgezeichnet

Ein 60-Meter-Katamaran für 300 Passagiere mit innovativem Airbag für Amazonas-Fahrten: Schiffbau-Studierende der Hochschule Bremen gewinnen erneut einen internationalen Designwettbewerb.
26.08.2021, 16:34 Uhr
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Bremer Katamaran-Entwurf für den Amazonas ausgezeichnet
Von Peter Hanuschke

20 Stunden dauert die Fahrt auf dem Amazonas mit der Fähre zwischen Manaus und Tefé. Demnächst könnte theoretisch eine Fähre auf dieser Strecke unterwegs sein, die von Schiffbau-Studierenden der Hochschule Bremen designt wurde. Zumindest haben sie für den Entwurf schon einmal den ersten Platz bei einem internationalen Designwettbewerb gewonnen. Eine der Vorgaben: Die Fähre sollte besonders sicher sein. Dafür haben die Studierenden einen 60 Meter langen und 20 Meter breiten Katamaran für 300 Passagiere entworfen und diesen mit einem neuartigen Airbag-System versehen.

Initiiert wurde der Wettbewerb zum achten Mal von der Worldwide Ferry Safety Association (WFSA) – dem weltweiten Fährverband für Fährsicherheit. Mit dem Gewinn geht der erste Preis zum zweiten Mal an die Hochschule Bremen und das in Folge. "Bis so ein Schiff gebaut wird, müsste es aber noch ein paar Schleifen drehen", sagte Gregor Schellenberger, der im Professoren-Team zusammen mit Broder Hinrichsen und Andreas Kraus die Studierenden begleitete. "Der Designentwurf ist aber so, wie ihn ein Ingenieurbüro als ersten Schritt entwerfen würde, um damit beim potenziellen Kunden auf sich aufmerksam zu machen."

Und falls eine Werft tatsächlich diesen Entwurf als Basis nähme, bekämen die Studierenden von der Worldwide Ferry Safety Association eine Lizenzgebühr. Schon jetzt kann sich das Team aus Michael Janssen, Bernadette Knauer, Florian Kokert, Peter Partheil und Mats Steinschulte unter Leitung von Sonja Winzler über 5000 US-Dollar freuen – mit dieser Summe ist der erste Preis dotiert. Insgesamt hatten zwölf Teams aus akademischen Einrichtungen in Südamerika (eins), Nordamerika (drei), Europa (zwei) und Asien (sechs) ihre Entwürfe eingereicht.  

Das Preisgeld sei natürlich ein schöner Nebeneffekt, aber der eigentliche Reiz des Wettbewerbs liege darin, dass er absolut praxisnah sei, so Schellenberger. "Die Studierenden haben wie in einem richtigen Ingenieurbüro gearbeitet und konnten das anwenden, was sie über die Jahre gelernt haben." Das Projekt sei in zwei Module aufgeteilt, für die jeweils eine Semesterleistung von 180 Stunden zugrunde gelegt werde. Es sei aber davon auszugehen, dass die Studierenden noch wesentlich mehr Zeit investieren mussten. "In wöchentlichen Vorträgen mussten die Studierenden ihre Fortschritte vor dem Professoren-Team präsentieren – und das in englischer Sprache." Das übe und simuliere gleichzeitig den Alltag in diesem internationalen Business. Zusätzliche Motivation gebe es dadurch, dass der Gewinn eines solchen Wettbewerbs auch in einer Bewerbung sehr gut ankomme.

„Nach Auffassung der Jury haben die Studierenden der Hochschule Bremen großartige Arbeit geleistet, indem sie einen durchdachten und auf die Aufgabenstellung abgestimmten Entwurf mit einer hohen Umsetzungswahrscheinlichkeit erstellt haben“, erläutert Gregor Schellenberger. „Der Katamaran verfügt über ein innovatives Airbag-System für zusätzlichen Auftrieb im Falle einer Havarie und über ein hochmodernes Navigationssystem." Der sehr detaillierte Schiffsentwurf enthalte eine Herstellungs- und Betriebskostenabschätzung in Verbindung mit lokalen Werftdaten sowie gute Konzepte für den Brandschutz und eine schnelle Evakuierung. "Das Schiff wurde unter Berücksichtigung der lokal herrschenden Strömungen sowie der Wind- und Wetterbedingungen entworfen." Zu den Maßnahmen zur Verhinderung der Übertragung von Infektionen gehöre die Belüftung der geschlossenen Räume mit sogenannten Hepa-Filtern.

In diesem Jahr hätten die Studierenden die Aufgabe gehabt, eine RoPax-Fähre zu entwerfen, die rund 300 Passagiere sowie Fahrzeuge und Fracht auf dem Amazonas zwischen Manaus und Tefé auf einer 20-stündigen Fahrt befördern soll, so WFSA-Geschäftsführerin Roberta Weisbrod. Eine Präferenz der Passagiere kam in der Aufgabenstellung obendrauf: viele bevorzugen die Verwendung von Hängematten im Freien. Und ein Wunsch hing auch mit Corona zusammen. "Aufgrund der anhaltenden Ausbreitung von Covid-19 in Brasilien und seiner Übertragung über den Fluss wurden die Studententeams gebeten, Merkmale zur Verhinderung der Virusübertragung einzubeziehen.“ RoPax steht als Kurzform für „Roll On/Roll Off“ von Fahrzeugen und Fracht sowie „Pax“ für Passagiere.

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