Bremen/Osterholz-Scharmbeck. Etwa 100 Beschäftigte bei Schlecker und Real in Bremen haben am Montag für höhere Löhne gestreikt. Ein Flashmob in Osterholz-Scharmbeck legte zwischenzeitlich einen ganzen Supermarkt lahm.
Aufgerufen zu den Aktionen hatte die Gewerkschaft verdi, um den Druck im laufenden Einzelhandels-Tarifstreit zu erhöhen. Der Streik betraf laut verdi-Sprecher Richard Schmid acht Schlecker-Filialen in Bremen, sie blieben den ganzen Tag über geschlossen. In anderen Filialen der Drogerie-Kette seien Aushilfen eingesetzt worden. Außerdem sei der Verkauf im Real-Markt Duckwitzstraße stark eingeschränkt gewesen, da die Fachverkäuferinnen an der Frisch-Theke mehrheitlich gestreikt hätten.
Flashmob bei Marktkauf
Am Vormittag hatten sich die Streikenden im Gewerkschaftshaus am Bahnhof zu einer Versammlung getroffen. Gegen Mittag fuhren dann etwa 40 Streikende nach Osterholz-Scharmbeck, um im dortigen Marktkauf mit einem Flashmob auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. "Wir haben ganz viele Einkaufswagen vollgepackt bis oben hin und sie dann einfach kreuz und quer an der Kasse stehen lassen", berichtet Schmid nicht ohne Stolz. Auf verderbliche Waren habe er dabei bewusst verzichtet, schließlich wolle man keine Lebensmittel verschwenden. Die Aktion habe dennoch die gewünschte Wirkung erreicht. "Wahrscheinlich sind sie jetzt noch mit dem Aufräumen beschäftigt", mutmaßte der Gewerkschaftssprecher am Nachmittag.
Dass das Wegräumen der Flashmob-Einkaufswagen den Marktkauf-Mitarbeitern womöglich Überstunden bescheren könnte, hält Schmid für unwahrscheinlich. "Dagegen wird sich der Betriebsrat wohl zur Wehr setzen", sagt Schmid. Immerhin habe das Gremium die Aktion im Vorfeld gebilligt. Der Flashmob ist eine Reaktion darauf, dass in eben diesem Supermarkt in OHZ in der vergangenen Woche eine Betriebsversammlung untersagt worden war.
Die Arbeitgeber haben laut Schmid mittlerweile einen neuen Verhandlungstermin für die ins Stocken geratenen Tarifverhandlungen genannt. Er soll wahrscheinlich in den kommenden zwei Wochen stattfinden.
Protestzug durch Hannover
Mit ihrem Aktionstag wollen die Beschäftigten in Bremen an die Proteste der vergangenen Woche in Niedersachsen anknüpfen. Am Freitag waren einige hundert Verkäuferinnen und Verkäufer mit einem Protestzug durch die Innenstadt Hannovers gezogen, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte Angestellte aus acht Kaufhäusern zu den Aktionen aufgerufen. Darunter waren unter anderem die Beschäftigten von Ikea, Karstadt, Galeria Kaufhof und H & M.
Hintergrund für die Protestaktionen in Bremen und Niedersachsen sind die weitgehend festgefahrenen Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Verdi fordert sechs Prozent Lohnerhöhung. Die Arbeitgeber bieten bislang 1,88 Prozent im ersten und 1,25 Prozent im zweiten Jahr. "Wir sind bereit, die Arbeitskämpfe auszuweiten, wenn sich die Arbeitgeber nicht an den Verhandlungstisch bewegen", sagte Verdi-Handelssekretärin Juliane Fuchs. Das Angebot liege unter der aktuellen Inflationsrate und bedeute de facto einen Reallohnverlust. Es sei damit "absolut unzureichend". (mit Material von dpa)