Im Garten röten sich die Tomaten. Cabrios werden mit offenem Verdeck chauffiert. Dezember? Der ist noch einige Vollmonde entfernt. Doch jetzt in der Sommerzeit hat sich Sigward Glomb schon Gedanken über die Weihnachtsfeier seines Unternehmens mit Sitz in Bremerhaven gemacht. Und das hat mit der Pandemie zu tun.
Der Großteil der rund 60 Mitarbeiter im Büro ist geimpft. Fahrer aus Bremerhaven sind es ebenfalls. Doch einige Angestellte seien leider skeptisch und lehnten die Spritze gegen eine Covid-19-Erkrankung bisher ab, sagt Glomb. Zum Weihnachtsfest sollen in diesem Jahr allein Geimpfte kommen dürfen. Der geschäftsführende Gesellschafter des Logistikdienstleisters hat das der Belegschaft gegenüber schon früh kommuniziert. Sigward Glomb geht es einerseits um den Schutz der anderen Mitarbeiter. Außerdem hofft er, dass vielleicht doch noch der eine oder andere die Entscheidung gegen die Impfung überdenkt.
Die Impffrage dürfte aktuell viele Unternehmen beschäftigen. Schließlich müssen die Betriebe Entscheidungen über Arbeitskonzepte treffen: Wann kehrt die Belegschaft wieder ins Büro zurück? Und in welcher Form? Wie wird in der Produktion gearbeitet?
Während die Impfquoten für die Bundesländer stets genau erfasst werden, ist Betrieben häufig nicht bekannt, wie viele ihrer Mitarbeiter geimpft sind. "Das wissen die Unternehmen nicht", sagt Cornelius Neumann-Redlin. Er ist der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen. In kleineren Betrieben könne es noch so sein, vermutet er, dass Arbeitgeber nebenbei durch Gespräche einen Eindruck bekommen, wer sich hat impfen lassen.
Die Frage ist sensibel. Einen Anspruch auf eine Auskunft gibt es laut DGB und Arbeitnehmerkammer Bremen in der Regel nicht. Autohersteller Mercedes teilt auf Anfrage ebenfalls mit: "Wir haben aus Datenschutzgründen keine Kenntnis darüber, wer von unseren Beschäftigten geimpft ist." Die Impfung gegen Corona sei eine private und persönliche Entscheidung jedes Einzelnen.
Die Impfstraßen für das Bremer Werk sind noch weiter in Betrieb. Seit dem 9. Juni versorgen die Betriebsärzte hier und an anderen Standorten die Belegschaft mit Impfstoff. Wie viele Impfungen es in Bremen bisher gab? Dazu gibt das Unternehmen keine Auskunft.
Arcelor-Mittal Bremen rechnet derweil damit, dass bis in den August hinein über das eigene Angebot rund 2000 Menschen doppelt geimpft sein werden. „Mit unserer Impfkampagne sind wir sehr erfolgreich", sagt der Arbeitsdirektor des Stahlwerks, Michael Hehemann. Neben der eigenen Belegschaft können sich hier die Mitarbeiter von Partnerfirmen impfen lassen – und auch Angehörige. Es gebe auch die Option auf eine Kreuzimpfung mit Biontech als Zweitimpfung. Das Angebot werde gut angenommen. "Die Mitarbeitenden haben kurze Wege auf unserem Werksgelände. Die Rückmeldungen sind sehr positiv, da es unkompliziert ist, sich bei uns im Unternehmen impfen zu lassen“, stellt Hehemann für den Standort von Arcelor-Mittal fest.
Von einer hohen Impfbereitschaft berichtet auch Martina Buck, die Sprecherin des Fischkostunternehmens Deutsche See. "Inzwischen ist der Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Bremerhaven geimpft. Wir kommen insgesamt sehr gut voran, sodass viele unserer Mitarbeiter bereits die zweite Impfung erhalten haben." Die Deutsche See setzt beim Impfen auf die Zusammenarbeit mit dem Werksarztzentrum Fischereihafen.
In der Breite signalisierten die Bremer Unternehmen, dass es einen erheblichen Fortschritt beim Impfen gab, als die Betriebsärzte einstiegen, betont Cornelius Neumann-Redlin. "Das war insgesamt ein Erfolg. Die Ausweitung war richtig." Von einem Personaler habe er gehört, dass ab dem Zeitpunkt der "Turbo" eingeschaltet war. Impfstraßen am Werkstor senkten die Hemmschwelle, sich impfen zu lassen.
Das Betriebsarztzentrum Bremen (BAZ) verzeichnete mehr als 6300 Impfungen. "Das ist eine Menge in kurzer Zeit", sagt der Geschäftsführer Alexander Dyx. Dabei arbeitete das BAZ mit dem Impfzentrum in Bremen zusammen. "Dort waren unsere Ärzte auch eingebunden." Erstimpfungen bietet das BAZ nicht mehr an. "Wir verspüren keine Nachfrage mehr", sagt Dyx. Denn wer möchte, der könne jetzt jederzeit kurzfristig ein Impfangebot in den Impfzentren oder bei den Hausärzten bekommen.
Unternehmer Glomb plädiert dafür, parallel auf niedrigschwellige Angebote zu setzen, um weitere Menschen zu erreichen – wie mit einem Impfbus. Gerade hat er zum Beispiel auch von einem Aufruf zu einer Impfaktion speziell für Menschen aus der Logistikbranche gehört.
Von Anreizen fürs Impfen – wie es aus dem Ausland zu hören ist – hat Cornelius Neumann-Redlin in Bremen bisher nichts vernommen. Bekannt geworden ist hierzulande, dass Edeka Nord Mitarbeitern eine Impfprämie von 50 Euro zusagte. Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände sieht solche Anreize kritisch: "Das finde ich nicht richtig." Allerdings kann er sich vorstellen, dass künftig Geimpften und Genesenen Vorteile eingeräumt werden. Hierzu werde es Debatten in den Unternehmen gebe. "Ich glaube, das wird kommen."
Facebook und Google haben dagegen unlängst Entscheidungen getroffen. In den USA sollen Mitarbeiter nur geimpft ins Büro zurückkehren dürfen.