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Made in Bremen: "Freddy & Sons" im Schnoor Von Churchill und den Ostfriesen

Im Teeladen "Freddy & Sons" im Schnoor gibt es um die 180 Mischungen zur Auswahl. Für die Geschäftsführerin ist ihr Laden auch das "beste Thermometer für die Gesellschaft". Ein Besuch vor Ort.
27.03.2022, 00:00 Uhr
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Von Churchill und den Ostfriesen
Von Lisa Schröder

Der Schatz der Inka – Gold im Glas. Die Mischung aus Grünem Tee, Rooibos, Mate, Früchten, Karotte und Lemongras soll munter machen – ganz passend zur Uhrzeit. Es ist kurz bevor der Teeladen "Freddy & Sons" im Schnoor öffnet.

Um die 180 Tees gibt es hier zur Auswahl. Deren Duft verbindet sich zu einer unnachahmlichen Melange. "Das ist ganz einfach alles", sagt Christiane Schütte-McField zum besonderen Geruch in ihrem Geschäft. Dutzende Schatullen mit Tee füllen die Regale hinter ihr: Schwarzer, Weißer und Grüner Tee, Tees mit Aroma, Früchte- und Kräutertee.

Der Duft kann ein Magnet sein. Wenn der "Bremer Sonnenfrüchtetee" im Frühjahr bei geöffneter Tür umgefüllt wird, zieht er die Menschen an. "Die Leute kommen reihenweise, weil es so schön riecht", sagt Schütte-McField. Mango, Cranberry, Erdbeere, Apfel, Ananas und das Aroma der Herzkirsche: Im Tee sind nur Früchte. "Sonst nix. Den können Sie anschließend sogar essen. Ganz hervorragend gemischt!"

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Der Schatz der Inka ist abgekühlt. "Erst mal Prost!", sagt Schütte-McField. Tee ist ihre Leidenschaft. Auf locker zwei Liter pro Tag kommt die Bremerin. Zu jeder Mahlzeit trinkt sie Tee – und spricht mit Begeisterung vom großen Angebot im kleinen Laden.

Wir wollen ja versuchen, dass wir die Tees nicht mehr so sehr mit Zucker süßen.
Geschäftsführerin Christiane Schütte-McField

Früchte im Tee haben dabei noch einen anderen Sinn als nur einen betörenden Duft auszusenden und schöne Farben hervorzubringen. "Wir wollen ja versuchen, dass wir die Tees nicht mehr so sehr mit Zucker süßen", sagt die Unternehmerin. Stattdessen könnten Blätter der Erdbeere, Brombeere und Himbeere eine Mischung süßen, aber auch Rote Beete, Spinat oder Karotte – wie beim Schatz der Inka.

Früher seien Hibiskus und Hagebutte Klassiker gewesen. "Und ich weiß nicht, wie viel Zucker wir da reingeschmissen haben", erinnert sich die Teeexpertin. Aroma sei damals zudem oft künstlich beigegeben worden: "Eigentlich absolut tödlich!" Heute seien Früchtetees dagegen viel natürlicher und milder.

Ein Thermometer für Gesellschaft

Geschäftsführerin Schütte-McField steht seit einigen Jahren im Laden ihres Bruders hinterm Tresen. Unsicherheiten seien hier sofort zu spüren. "Es ist das beste Thermometer für die Gesellschaft, so ein kleiner Laden", sagt die Bremerin. Ihr Blick geht raus auf einen kleinen Ausschnitt Welt hinterm Schaufenster. Wie sind die Menschen drauf? Wie gucken sie? Nur ist auf der Straße vorm Laden immer noch wenig los, wenige Passanten kommen in dieser Morgenstunde vorbei. "So war Corona", sagt Schütte-McField. "Es ist herzzerreißend." Viele Nachbarn hier im Viertel hätten über Jahrzehnte für ihr Geschäft gearbeitet. "Und dann bröselt alles weg."

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Aufgrund der Lage setzt der Laden vor allem auf Urlauber. "Unsere Auswahl ist schon besonders, weil wir auf Touristen spezialisiert sind, aber trotzdem unsere einheimischen Kunden nicht vergessen", sagt Schütte-McField. So gibt es hier die Klassiker und viele Tees zum Verschenken, eigene Mischungen mit Bremer Bezug im Namen. "Und die müssen einem recht breiten Publikum gefallen. Denn sonst geht's nach hinten los."

Eigene Mischungen

Aus einer kleinen Manufaktur in Ostfriesland bekommt der Laden eigene Mischungen. "Erstaunlicherweise kommen viele Gäste aus Ostfriesland und sagen: 'Wir haben vergessen, Tee zu kaufen'", sagt Schütte-McField. Während Urlauber hier gerne zugreifen, um ein Stück Teekultur mitzunehmen, ist das mit den Ostfriesen selbst schwieriger. "Ostfriesen trinken seit Ewigkeiten ihren bestimmten Ostfriesentee. Da wird nicht gewechselt – nur in Notlagen."

Wer möchte, der findet hier auch Raritäten. So gibt es einen Lapsang Souchong, über Holz geräuchert, zu Perlen per Hand gedreht. "Das war Churchills Lieblingstee – mit Zigarre passt das hervorragend gut. Ein Traum zum Trinken", gerät Schütte-McField wieder ins Schwärmen. Aus Nepal gebe es einen hochgradigen Weißen Tee. "Richtig wunderschön." Für die Seltenheiten ist etwas mehr zu zahlen. Insgesamt erwartet die Geschäftsführerin: "Tee wird sich verteuern."

Den "Schnoor Dusel" am Abend

hr persönlicher Teefahrplan sieht im Moment einen kleinen Kick am Morgen vor mit Mate, Lemongras oder Ingwer. Das gebe Energie für den ganzen Tag. Danach folgt "alles durcheinander", denn Schütte-McField trinkt sich, wie immer wieder mal, ein bisschen durchs Sortiment. So könne sie Nuancen erkennen: Ist der blumiger oder etwas kräftiger im Geschmack geraten? Abends gibt es Kräutertee oder die Mischung "Schnoor Dusel" mit Wacholder.

Ihre Mutter habe schon gerne Tee getrunken. Und ihr Bruder, zu dessen Handelshaus der Laden gehört, setze bis heute auf ihre Mischung. Beuteltee braucht Schütte-McField nicht. Im Restaurant oder Flugzeug verzichtet sie vorsichtshalber: "Ich trinke lieber einen Kaffee, weil da weniger schiefgehen kann."

Schütte-McField hat nicht immer Tee verkauft. Erst war die Bremerin Masseurin. Danach wanderte sie aus, lebte 20 Jahre auf den Cayman Islands. Dort betrieb sie einen Laden mit deutschen Haushaltswaren. Auf der Insel habe man keinen losen Tee bekommen. "Meine Mutter fand das einen Skandal", erinnert sie sich. So brachte sie das Getränk ins Sortiment.

Vor einigen Jahren kehrte die Bremerin dann in ihre Heimat zurück. Im Schnoor ist Christiane Schütte-McField zufrieden. "Es ist ja nun wirklich eins der süßesten Viertel, die man sich vorstellen kann."

Zur Sache

Wer ist Freddy?

Der Teeladen im Schnoor gehört zum 1793 gegründeten Handelshaus Fredk. Möller & Söhne GmbH. In Anlehnung an das Unternehmen, das Volker Schütte leitet, bekam das Geschäft den Namen "Tea Merchant Freddy & Sons". Vor ein paar Jahren übernahm Schütte das Teehaus Kumari. In der Neustadt gibt es einen zweiten Laden.

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