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Gaspreise Gaspreise sinken

Die Preise für Erdgas sind in Deutschland auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren gefallen. Dieser Trend soll weiter anhalten. In Bremen sanken die Preise dagegen schon 2016 zweimal.
18.08.2017, 21:45 Uhr
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Von Serena Bilanceri und Eckart Gienke

Die Preise für Erdgas sind in Deutschland auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren gefallen. Das hat das Internet-Vergleichsportal Verivox ermittelt. Der Trend soll angeblich anhalten: Mittelfristig könnten sich Gasverbraucher auf weiter sinkende Preise einrichten, schätzen Experten ein.

„Das internationale Gasangebot ist groß und neue Akteure wie zum Beispiel die USA drängen auf den Markt“, sagt Mathias Köster-Niechziol, Energie-Experte von Verivox. Bei einem Preis von 5,76 Cent je Kilowattstunde beträgt die Jahresrechnung für einen Haushalt mit Gasheizung und einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden nach den Berechnungen von Verivox rund 1152 Euro.

Das Portal Check24 kommt mit einer etwas anderen Berechnung auf 1193 Euro für die gleiche Menge. Gas sei damit um mehr als vier Prozent günstiger als vor einem Jahr. In einem Zeitraum von vier Jahren sei der Preis sogar um circa 16 Prozent gefallen: Im August 2013 lagen die Jahreskosten noch bei 1368 Euro.

Preisentwicklung ähnelt dem bundesweiten Trend

In Bremen sind die Preise von SWB seit November unverändert geblieben, da sie im Laufe des Jahres 2016 zweimal gesenkt wurden, meldet der Energieversorger. „Im Jahr 2016 haben wir die Preise sowohl am 1. Februar als auch am 1. November gesenkt, weil wir das Erdgas besonders günstig einkaufen konnten“, sagt SWB-Sprecherin Angela Dittmer.

Für Erdgas gelten unterschiedliche Preise, das meistbenutzte Produkt „SWB Erdgas Plus“ liegt bei einem Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr bei etwa 1173 Euro. Um 0,31 Cent pro kWh sei also der Preis in diesem Tarif in den vergangenen zwölf Monaten gesunken.

Die Preisentwicklung der vergangenen Jahre ähnelt in diesem Fall dem bundesweiten Trend: 2013 lag der Preis noch bei 6,24 Cent per Kilowattstunde – etwa 15 Prozent höher. Wie sich die Preise künftig entwickeln werden, darüber kann der Energieversorger noch keine Auskunft geben. Es seien noch nicht alle Daten vorhanden, die einen Einfluss auf die Preisberechnung haben, erläutert die Sprecherin des Bremer Unternehmens.

Endverbraucherpreis ist entscheidend

Gaspreise sind heute deutlich stärker vom Weltmarkt geprägt als noch vor zwölf Jahren. „Im Jahr 2005 waren noch über 70 Prozent der Verträge im Gasgroßhandel in Nordwesteuropa an den Ölpreis gebunden“, sagt Energie-Experte Köster-Niechziol. „Inzwischen liegt ihr Anteil unter zehn Prozent.“

Damit schwanken die Preise mit dem Gas-Weltmarkt, nicht mehr wie früher mit dem Ölpreis. Ein Blick auf die Marktentwicklung zeigt: Im Vergleich zu 2012 ist der Preis an den Spotmärkten um 36 Prozent gefallen, der Übergangspreis an der deutschen Grenze sogar um 45 Prozent. Beim Verbraucher angekommen ist davon lediglich ein Drittel. Für die Verbraucher ist es letztendlich entscheidend, wie hoch der Endverbraucherpreis ist.

Vergleichsportale raten selbstverständlich zum Vergleichen. „Gasversorger haben einen deutlich größeren Spielraum bei der Preisgestaltung als Stromversorger und können die sinkenden Beschaffungskosten an den Verbraucher weitergeben“, sagt Oliver Bohr, Geschäftsführer im Bereich Energie bei Check24.

Verbraucherzentrale findet Tarifvergleich sinnvoll

„Gaskunden profitieren von einem intensiven Wettbewerb der Anbieter.“ Seit 2010 habe sich die Preiskluft zwischen den Grundversorgern und den alternativen Anbietern in den verschiedenen Regionen verdoppelt. Zwischen dem billigsten und dem teuersten Anbieter könnten mehr als 300 Euro Unterschied bestehen.

Die Verbraucherzentrale Bremen findet bei Gas- und Strompreisen einen Tarifvergleich sinnvoll. „Wichtig ist es dabei, die Tarife zu finden, die Einsparungen ermöglichen und zugleich kundenfreundliche Vertragsbedingungen haben“, sagt Vorstand Annabel Oelmann. Wer Online-Tarifrechner benutzt, sollte jedoch auf die gesamten Bedingungen achten.

Bei neuen Verträgen seien Laufzeiten von nicht mehr als einem Jahr sowie kurze Folgelaufzeiten empfehlenswert, mit einer Kündigungsfrist von maximal einem Monat. Auch bei „Neukundenbonus“ sei Vorsicht geboten. „Prüfen Sie, wann und unter welchen Bedingungen der Bonus verrechnet wird“, rät die Expertin.

Gasverbrauch in Deutschland wächst kontinuierlich

Die Gas-Lieferantenstruktur hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert. In Deutschland kommen etwa 40 Prozent des Erdgases aus Russland, der Rest überwiegend aus den Niederlanden und Norwegen. Das liegt auch an dem vorhandenen System von Pipelines.

Die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland könnte sich in Zukunft noch erhöhen, sollte sich die Kapazität der Ostsee-Gasleitung Nordstream verdoppeln. Andererseits könnte verflüssigtes Erdgas, kurz LNG, bald eine größere Rolle spielen. Die Bemühungen um einen LNG-Importterminal in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sind weit gediehen.

Verflüssigtes Erdgas facht den Wettbewerb an, weil es ohne Pipelines mit großen Tankschiffen aus dem Ausland geliefert wird – zum Beispiel aus Katar. Es kann nicht nur in das Gasnetz eingespeist, sondern auch als Treibstoff für Schiffe oder Lkw verwendet werden. Schließlich wächst der Gasverbrauch in Deutschland kontinuierlich: im ersten Halbjahr bereits um drei Prozent.

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