Wenn Unternehmen der Hafenwirtschaft in Bremen und Bremerhaven zusätzlichen personellen Bedarf haben, um Auftragsspitzen abzufedern, dann wenden sie sich an den Gesamthafenbetriebsverein (GHBV). Dieser verfügt über 1300 Mitarbeiter, die er für solche Aufgaben vermitteln kann. Nach diesem Prinzip arbeiten der GHBV und Hafenbetriebe seit Jahrzehnten an verschiedenen Hafenstandorten in Deutschland zusammen. Und der Bedarf nach dieser Personalflexibilität wird auch auf Unternehmerseite künftig vorhanden sein, und dennoch ist die Zukunft des GHBV, der für Bremen und Bremerhaven tätig ist, ungewiss.
Die Träger des Personaldienstleisters – die Gewerkschaft Verdi und der Unternehmensverband Bremische Häfen (UBH) – haben am Dienstag wie berichtet mitgeteilt, dass sie einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenregie gestellt haben. Und davon wollen sie auch nicht abrücken, wie sie am Mittwoch vor Journalisten noch einmal bekräftigten.
Aus Sicht von Verdi und UBH soll es dennoch eine Zukunft für den GHBV geben. Ob das überhaupt klappen wird und mit wie viel Personal der GHBV dann noch arbeiten könnte, das werden die nächsten Wochen zeigen. „Der Gesamthafenbetriebsverein ist ein wichtiger Baustein für das Funktionieren des Hafens“, betonte UBH-Präsident Hans-Joachim Schnitger in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Verdi und GHBV-Spitze. Ziel des Sanierungsprozesses im Rahmen des Insolvenzverfahrens müsse sein, den GHBV zu erhalten.
Sozialverträglicher Personalabbau
Ein Sanierungsfall sei der GHBV bereits seit Längerem, das Unternehmen befinde sich seit ein paar Jahren in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, machte GHBV-Vorstandsvorsitzender Michael Blach deutlich. Deshalb habe man in Zusammenarbeit mit den Trägern und dem Betriebsrat in den vergangenen Monaten ja auch ein Konzept erarbeitet, das zwar Einschnitte für die Belegschaft bedeutet hätte, aber mit dem der Gesamthafenbetriebsverein auch in Zukunft hätte agieren können. Das Konzept hätte unter anderem einen sozialverträglichen Personalabbau und eine Reduzierung der freien bezahlten Tage beinhaltet. Dieses Konzept sei in einen von allen Seiten akzeptierten Haustarif eingearbeitet worden – dachte man.
Letztlich sei der Betriebsrat kürzlich überraschenderweise von der gemeinsam entwickelten Vereinbarung abgerückt, kritisierte Maya Schwiegershausen-Güth, Leiterin Maritime Wirtschaft bei Verdi. Das bedeute, dass der GHBV weiterhin Verlust machen werde, und deshalb sei der Schritt ins Insolvenzverfahren unumgänglich gewesen. Der Betriebsrat habe auch deutlich gemacht, dass er die Konstruktion des GHBV grundsätzlich infrage stelle.
Womit der Betriebsrat auf einmal nicht mehr einverstanden gewesen sein soll, das erläuterte Heinz Brandt, der das GHB-Zukunftskonzept in den vergangenen Monaten als Moderator begleitet hatte. Für den Betriebsrat sei es nicht mehr tragbar gewesen, dass Verdi als Gewerkschaft einen Haustarif quasi mit sich selber als Träger des GHBV vereinbare. Der Betriebsrat selbst war am Mittwoch für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar, Anm. d. Red.
Mit diesem Zukunftskonzept, das weiterhin Tariflohn beinhaltet hätte, hätte es eine wirtschaftliche Basis für die Zukunft gegeben, so Brandt. Auf die Frage, ob andere Gesamthafenbetriebsvereine ähnliche Sorgen wie der Bremer GHBV hätten, nannte er als Beispiel den GHBV Hamburg. Der sei wirtschaftlich gut aufgestellt und sorgenfrei. Grund dafür sei, dass die Hamburger einen Haustarif hätten, der inhaltlich dem Bremer Zukunftskonzept entspreche. „Und den haben sie schon seit 20 Jahren.“