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Gewerkschaft spricht über potenzielle Käufer Gestra berät über Investoren

Die Situation, mit der sich die Beschäftigten von Gestra derzeit auseinandersetzen müssen, ist paradox: Die Geschäfte ihres Unternehmens laufen gut, dennoch muss die Belegschaft um ihre Jobs fürchten.
08.03.2017, 19:39 Uhr
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Gestra berät über Investoren
Von Maren Beneke

Die Situation, mit der sich die Beschäftigten des Bremer Ventil- und Armaturenherstellers Gestra derzeit auseinandersetzen müssen, ist paradox: Die Geschäfte ihres Unternehmens laufen gut, dennoch muss die Belegschaft um ihre Jobs fürchten.

Denn der US-amerikanische Mutterkonzern Flowserve will sich von seiner Tochter trennen. Eine offizielle Bestätigung über die Verkaufsabsicht gibt es nach wie vor weder von Flowserve noch von Geschäftsführer Lutz Oelsner. Auch am Mittwoch waren sie für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Und das, obwohl der Betriebsrat die fast 400 Mitarbeiter für morgens zu einer Betriebsversammlung eingeladen hatte, deren zentrales Thema die noch verbliebenen Kaufinteressenten war.

Nach Informationen, die die Gewerkschaft IG Metall aus dem Unternehmen bekommen hat, waren im Januar sieben Besuchergruppen auf dem Firmengelände, um sich Gestra genauer anzuschauen. Nun sollen den Angaben zufolge noch vier Interessenten übrig sein, die den Mitarbeitern am Mittwoch durch den Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel näher vorgestellt wurden: die Deutsche Beteiligungs AG, Spirax-Sarco Engineering, Emerson Electric und Victaulic.

Ruhige Investition mit entsprechender Rendite

„Wir wünschen uns einen Investor, der uns als Einheit am Standort belässt“, sagte die Gestra-Betriebsratsvorsitzende Katja Pilz. Auch solle der neue Besitzer aus Sicht der Belegschaft ein nachhaltiges, langfristiges Investitionsinteresse am Unternehmen haben und den Bremern möglichst keine Konzernstrukturen mit umständlichen Entscheidungswegen verordnen.

Aus Sicht von Rudolf Hickel würde das am ehesten auf die Deutsche Beteiligungs AG zutreffen. Die Beteiligungsgesellschaft investiert laut ihrer Webseite „in gut positionierte, mittelständisch geprägte Unternehmen mit Entwicklungspotenzial“. Als Private-Equity-Firma würde die Deutsche Beteiligungs AG nach Hickels Angaben wahrscheinlich kein Geld aus der Firma ziehen und die Strukturen so lassen wie sie sind.

„Sie ist an einer ruhigen Investition interessiert, die am Ende eine entsprechende Rendite bringt“, sagte Hickel. Mit der britischen Spirax-Sarco ist auch ein direkter Wettbewerber von Gestra unter den möglichen Käufern zu finden. Laut dem Wirtschaftsexperten wäre das die schlechteste Lösung für den Bremer Spezialisten: „Die Synergien wären am höchsten, Produktion und Mitarbeiter damit gefährdet.“

Konkurenz zum Armaturenhersteller

Denn Gestra wäre keine sinnvolle Ergänzung im Portfolio der Briten. Interessent Emerson Electric wiederum bringe wie Victaulic Konzernstrukturen mit und stehe in Teilen in Konkurrenz zum Armaturenhersteller. „Gestra lässt sich nur schlecht in ein anderes Umfeld integrieren, weil das Unternehmen ein Nischenhersteller ist und damit seine Diversifikation als Alleinstellungsmerkmal verlieren könnte“, sagte Hickel.

Letztendlich liegt es nun an Flowserve als Mutterkonzern, zu entscheiden, an wen es die Tochter verkaufen wird. Volker Stahmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bremen, geht davon aus, dass der Verkaufsprozess schon in den nächsten Wochen entschieden sein wird. „Jetzt ist der Zeitpunkt, wo sich die Politik einschalten und die Firma unterstützen kann“, sagte er.

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