Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bauwirtschaft 1000 Wohnungen für Bremen

Hohe Preise, hohe Zinsen: Privat gebaut wird in Bremen künftig kaum noch. Anders bei Gewoba und Brebau. Was haben die beiden städtischen Wohnungsunternehmen in den nächsten Jahren vor?
13.05.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
1000 Wohnungen für Bremen
Von Jürgen Hinrichs

 Der private Wohnungsbau liegt weitgehend brach. Gründe sind hohe Materialpreise und stark gestiegene Kreditzinsen. „Brutal gesagt: Es gibt keine neuen Projekte“, erklärt Peter Sakuth, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft freier und privater Wohnungsunternehmen in Bremen. Dort, wo sich in der Stadt noch Kräne drehten, würden die angefangenen Vorhaben zu Ende gebracht. Mehr tue sich aber nicht. Anders bei den Wohnungsgesellschaften Gewoba und Brebau, die zu einem großen Teil oder vollständig in Besitz der Stadt sind. Sie stemmen sich gegen den Trend und bauen weiter.

In diesem und im kommenden Jahr planen die beiden Unternehmen nach eigener Darstellung mit rund 550 neuen Wohnungen, die meisten davon staatlich gefördert. Hinzu kommen Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser. Bereits im Bau oder in diesem Jahr fertiggestellt sind weitere knapp 450 Einheiten – in der Gartenstadt Werdersee zum Beispiel oder im Mondelez-Quartier in der vorderen Neustadt, wo sich die Gewoba mit 155 geförderten Wohnungen engagiert. Insgesamt handelt es sich also um 1000 Einheiten.

Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes haben sich die Baupreise für Wohngebäude im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 15,1 Prozent erhöht. Besonders teuer sind mit einem Sprung von 17,1 Prozent die Arbeiten beim Dachdecken und Dachabdichten geworden. Gleichzeitig steigen die Bauzinsen weiter und bewegen sich mittlerweile auf vier Prozent zu. Das ist das Vierfache im Vergleich zum Niveau vor vier Jahren. Die Folge: Stillstand. Jedenfalls bei den privaten Bauvorhaben. Die Sparkasse Bremen hatte im vergangenen Herbst festgestellt, dass der Immobilienmarkt zusammengebrochen sei. Die meisten Vorhaben seien gestoppt. Den Höhepunkt der Krise prophezeite die Bank für dieses Jahr, und das bewahrheitet sich jetzt.

Lesen Sie auch

Peter Sakuth will mit seiner Baufirma Gebr. Rausch ein neun Hektar großes Areal an der Oberneulander Mühle entwickeln. Das Gebiet muss zunächst erschlossen werden. Geplant sind 198 Wohnungen. Vor vier Wochen wurde der Bebauungsplan beschlossen. Und jetzt? Rücken die Bagger tatsächlich an? Sakuth drückt sich vorsichtig aus: „Wir haben den Fuß nicht auf dem Gaspedal.“ Sein ehernes Prinzip sei, keinesfalls auf Halde zu bauen: „Wir fangen erst dann an, wenn die Einheiten verkauft sind.“ Abwarten, heißt das. 

Der Unternehmer und Chef der Arbeitsgemeinschaft, in der sich nach Sakuths Darstellung 20 private Baufirmen mit knapp 5000 Beschäftigten versammeln, sagt für seine Branche einen erheblichen Abbau von Personal ­voraus. Zum Teil sei damit bereits begonnen worden. In der Baukrise stellten sich die wirtschaftlichen Folgen ähnlich wie bei Corona erst mit Verzögerung ein: „Das ist ein schleichender Prozess, der nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie notwendig wäre.“ Doch wann könnte die Krise vorbei sein? „Ich sag’ mal so“, antwortet Sakuth, „wir haben jetzt Mai, und ich warte auf den nächsten Mai.“

Während die private Bauwirtschaft darbt, geht die staatliche voran und trotzt den schlechten Rahmenbedingungen. Die Gewoba listet auf Anfrage ihre künftigen Projekte auf. Das sind in diesem Jahr zum Beispiel 85 geförderte und 52 frei finanzierte Wohnungen auf dem ehemaligen Scharnhorstgelände in Huckelriede und 72 geförderte Wohnungen im Kaffeequartier in der Bremer Überseestadt. Im Jahr 2024 kommen unter anderem in Huckelriede 93 geförderte Wohnungen hinzu, außerdem wird in dem Jahr von der Gewoba im großen Stil auch im Bereich Hafenkante in der Überseestadt gebaut. Die Zahl seiner geförderten Wohnungen gibt das Unternehmen für Ende 2022 mit 1965 an. Zehn Jahre vorher waren es 1208.

Die Stadtgemeinde Bremen strebt nach eigenen Angaben an, den Bestand der Wohnungen mit Miet- und Belegungsbindung langfristig auf 8000 Einheiten zu erhöhen. Zurzeit sind es rund 6499 Sozialwohnungen, teilt die Baubehörde mit. Ungefähr jede dritte sei im Bestand von Gewoba und Brebau.

Die Brebau plant den Bau von Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern unter anderem auf dem Ellener Hof in Osterholz und in der Hans-Hackmack-Straße in Arsten. Das größte Projekt der nächsten Jahre wird für das Unternehmen die Quartiersentwicklung in der Holsteiner Straße im Ortsteil Osterfeuerberg sein. Vorgesehen sind dort rund 25 Reihenhäuser und 140 Wohneinheiten verschiedenster Art, außerdem ein großflächiger Lebensmittelmarkt und eine Kita. Mit dem Baubeginn rechnet die Brebau für Mitte 2025.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)