Bremen. Das kategorische Nein des Bremer Senats zum Feldversuch mit sogenannten Gigalinern - überlange Lkws, die bis zu 25 Metern messen können - hat heftige Kritik ausgelöst. Die CDU hat nach dem Bericht des WESER-KURIER über die Verärgerung Niedersachsens und Hamburgs über Bremens Blockadehaltung angekündigt, die Deputation für Umwelt, Bau und Verkehr mit dem Thema zu befassen.
Die Handelskammer Bremen befürchtet massive Wettbewerbsnachteile für Logistikunternehmen. Und auch in der SPD-Bürgerschaftsfraktion löst die Haltung des Grünen-Verkehrssenators Unverständnis aus.
"Als Logistikstandort können wir es uns nicht leisten, uns diesem Feldversuch zu entziehen", sagt Andreas Kottisch, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. "Die Grünen müssen endlich damit aufhören, bestimmte Verkehrsmittel aus ideologischen Gründen über andere zu stellen." Kottisch kündigte eine Initiative im Parlament an, die die Teilnahme Bremens an dem Feldversuch erneut zur Diskussion stellen soll.
Auch Wirtschaftssenator Martin Günthner hat die Grünen aufgefordert, das Thema pragmatischer anzugehen. "Die Verkürzung der Debatte um Gigaliner auf rein ideologische Argumente wird der Sache nicht gerecht", sagte der SPD-Politiker. "Es geht darum herauszufinden, wie Güterverkehre auf der Autobahn über feste Routen von Häfen oder großen Lagern zu bestimmten Zielen effektiver und ressourcenschonender ablaufen können. Das sollte man nach rein pragmatischen Gesichtspunkten prüfen. Ideologische Verbohrtheit hilf da nicht weiter."
Andreas Otto, Syndicus der Handelskammer Bremen, warnt vor massiven Wettbewerbsnachteilen, sollte sich Bremen dem Test entziehen. "Das Verkehrsressort verkennt völlig die besondere Lage Bremens", sagte er. So beteiligen sich andere norddeutsche Länder wie Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein an dem Testprojekt. "Wenn man von Hamburg aus durchgehend von der dänischen bis zur österreichischen Grenze mit Lang-Lkws fahren, aber in Bremen nicht einmal das Güterverkehrszentrum erreichen kann, führt das zu handfesten Wettbewerbsnachteilen für die Bremer Unternehmen und schadet dem Image Bremens als Logistikstandort."
Auf Anfrage des Verkehrsressorts hätte die Kammer erst kürzlich den Bedarf für den Einsatz dieser Fahrzeuge ermittelt, sagte Otto weiter. "Eine Reihe großer Bremer Unternehmen meldeten daraufhin konkreten Bedarf für die Nutzung von A1, A27 und A281 an. Diese Ergebnisse liegen dem Verkehrsressort bereits seit Mitte September vor."
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Heiko Strohmann, fordert von Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) jetzt einen ausführlichen Bericht über die Vor- und Nachteile von überlangen Lastwagen: "Gerade an einem Logistikstandort wie Bremen und Bremerhaven müssten die beteiligten Logistiker, Unternehmen und Verkehrsverbände in den Prozess miteinbezogen werden."